Mussorgskis eigene Musiksprache
Ein musikalischer Revolutionär seiner Zeit
Als Komponist gilt er zwar als Autodidakt, gleichzeitig aber auch als einer der musikalischen Revolutionäre seiner Zeit: Modest Mussorgski (1839-1881). Mit seinem Stil hat er bereits viel vom späteren Impressionismus und Expressionismus vorweggenommen.
8. April 2017, 21:58
Genau am 28. März oder aber am 16. März 1881 - je nachdem welches Kalendersystem man verwendet - also vor 125 Jahren ist Modest Petrowitsch Mussorgski in einem Petersburger Militärhospital im Alter von nur 42 Jahren gestorben. Als Komponist gilt er zwar als Autodidakt, gleichzeitig aber auch als einer der musikalischen Revolutionäre seiner Zeit.
Richtig eingeschätzt wurde sein Genie erst posthum - vor allem, nachdem sich andere große Musiker für seine Werke einsetzten und ihnen vielfach erst durch ihre Bearbeitungen zum großen Durchbruch verhalfen. Nicolai Rimski-Korsakow ist in diesem Zusammenhang vor allem zu nennen, aber auch Ravel oder Schostakowitsch.
"Boris Godunow" im Mittelpunkt
Aber auch ein großer Sängerdarsteller wird oft zu den Geburtshelfern Mussorgskis gezählt: Der berühmte Bassist Feodor Schaljapin. Im Zentrum der Betrachtung von Mussorgskys Werk steht die Oper - obwohl gerade dieser Teil seines Schaffens vielfach nur Fragment blieb. Überragt wird diese Gattung vor allem von einem Werk, das zu den bedeutendsten dieses Genres zählt - von "Boris Godunow".
Selbst wenn es sich bis heute quasi als "work in progress" präsentiert, denn jeder prominente Dirigent sucht sich gerne die ihm gültig erscheinende Fassung oder auch eine Mischung aus mehreren aus. Und deren gibt es bekanntlich viele.
Siegeszug mit Schaljapin
Verlage reden in diesem Punkt ebenfalls gerne mit, denn dadurch erschließen sie sich ja wieder neue Einnahmequellen. Und so gibt es einen Ur-"Boris", einen Original-"Boris" und es gibt Fassungen von Rimski-Korsakow und von Schostakowitsch.
Die weltweit erfolgreichste war zweifellos jene von Rimski-Korsakow. In dieser Version und mit Schaljapin als Protagonisten hat der Siegeszug des "Boris Godunow" begonnen. Den Welterfolg des "Boris" hat sein Schöpfer allerdings nicht mehr erlebt.
Oper "Salambo"
Und Mussorgskis weitere vier Bühnenwerke kamen überhaupt erst lange nach seinem Tod zur Uraufführung:
So z. B. "Salambo", die Geschichte einer Oberpriesterin im antiken Karthago nach einem Roman von Gustave Flaubert sogar erst im Jahr 1980 bei der RAI in Mailand unter Zoltan Peskó, der die von Mussorgski hinterlassenen Fragmente auch instrumentierte. Vorgriffe auf den "Boris" sind in diesem Werk unüberhörbar.
"Die Heirat", ein Torso
Noch weit weniger Substanz bieten die vier von Mussorgski 1868 komponierten Szenen zu einer geplanten Oper nach Gogol mit dem Titel "Die Heirat" und der Bezeichnung "Versuch einer dramatischen Musik in Prosa - ein vollkommen unglaubhaftes Ereignis".
Noch im Entstehungsjahr erklangen diese Szenen erstmals während eines der musikalischen Abende des Komponisten Alexander Dargomyshski. Wobei Dargomishski, der zu den großen Förderern Mussorgskis zählte, auch selbst eine Rolle gesungen hat. Im 20. Jahrhundert gab es dann manche Versuche von Orchestrierungen und Ergänzungen, so u. a. u. auch von Maurice Ravel. Tatsächlich durchsetzen konnte sich dieser Torso aber nie.
"Chowanschtschina" und "Jahrmarkt"
Im letzten Jahrzehnt seines so kurz bemessenen Lebens hat Mussorgski fast gleichzeitig an zwei Werken gearbeitet: an "Chowanschtschina", die er zumindest in einer Klavierfassung auch fertig gestellt hat und am "Jahrmarkt von Sorotschinzy", ebenfalls einem Stoff nach Gogol. Doch leider blieb auch diese Komödie nur Fragment, die Uraufführung fand erst 1911 anlässlich des 30. Todestages Mussorgskis statt.
Auch von "Chowanschtschina" gibt es mehrere Fassungen und Bearbeitungen - angefangen wieder von Rimski-Korsakow bis zu Schostakowitsch, aber auch Ravel und Strawinsky haben ihre Beiträge zu diesem Werk geleistet.
Umfangreiches Liedschaffen
Aber auch ein umfangreiches Liedschaffen umfasst das Oeuvre Mussorgskys, wie z.B. der berühmte Liederzyklus "Lieder und Tänze des Todes", der zwischen 1875 und 1877 entstanden ist.
Modest Mussorgski (1839-1881)
Modest Petrowitsch Mussorgski wurde am 21. März 1839 in Karewo geboren. Mit Balakirew, Borodin, Kjui und Rimski-Korssakow bildete er die "Gruppe der Fünf" - auch "Das mächtige Häuflein" genannt - die eine nationalrussische Musik durchsetzen wollten. Mussorgski schwebte vor, die "dramatische Wahrheit" auf russische Weise musikalisch darzustellen.
Sein Verzicht auf europäische Kunstmittel zwang ihn, eine eigene, aus dem russischen Volksgut kommende Musiksprache zu finden. Mit seinem Stil hat Mussorgski bereits viel vom späteren Impressionismus und Expressionismus vorweggenommen. Mussorgski starb am 28. März 1881 in St. Petersburg.
Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 28. März 2006, 15:06 Uhr
Link
Wikipedia - Modest Petrowitsch Mussorgski