Barde mit Botschaft
Olaf Schuberts "Boykott"
In der Rolle des Querdenkers und "lyrischen Boykottierers" lässt der Gitarre spielende, singende, aber vor allem philosophierende Dresdener eine Spezies wieder auferstehen, die eigentlich bereits als ausgestorben galt: den Liedermacher, der die Welt verbessern will.
8. April 2017, 21:58
"Mein Name ist Schubert. Olaf."
Er nennt sich Olaf Schubert. Seinen richtigen Namen enthält er dem Publikum vor. Als Berufsbezeichnung bevorzugt er "Liedermacher und "Betroffenheitslyriker. Betroffen macht ihn das Leben an sich. Ganz nebenbei sieht er sich auch in der Rolle des Querdenkers, der den Problemen unserer Zeit nicht nur die Stirn bietet, sondern einiges mehr. Olaf Schubert ruft zum Boykott auf.
Rhomben statt Bomben
Im Großraum Dresden ist "der Schubert Olaf bereits eine Kultfigur. Seine Rolle als kauziger Mittdreißiger aus dem Osten hält er konsequent durch - auch abseits der Bühne, im Gespräch mit Journalisten oder Fans. Für seine Auftritte bändigt er die blonden Locken mit unansehnlich viel Pomade, er trägt ausgebeulte Jeans und einen hoffnungslos altmodischen Burlington-Pullunder - eine textile Entgleisung, die er mit den Worten "Rhomben statt Bomben rechtfertigt.
Scheinbar um Worte ringend, schlittert die tragisch-komische Kunstfigur Olaf Schubert in seine Conferencen. Dabei verheddert er sich immer wieder im eigenen Wortgestrüpp und macht sich - wie mit einem Zufallsgenerator - über die deutsche Sprache her, sei es mit zweideutigen Aussagen, falsch verwendeten Fremdwörtern oder Satzkonstruktionen, die im Nirvana enden.
Liedermacher und Weltverbesserer
Gerne ruft Olaf Schubert zum Boykott auf, denn: zu boykottieren gibt es für den Dresdner jede Menge - versteht er sich doch in erster Linie als "Mittler zwischen Kunst und Sozialabbau. Der vielseitige Künstler hat es sich zur Aufgabe, ja zum Programm gemacht, eine Bühnen-Spezies wieder auferstehen zu lassen, die eigentlich bereits als ausgestorben galt: den Liedermacher, der die Welt verbessern will.
Ausgerüstet mit einer Gitarre und musikalisch zusätzlich unterstützt von Jochen Barkass und Herrn Stefan, verbreitet er seine Anleitungen zum besseren Miteinander. Die Parodie auf den "Barden mit Botschaft bleibt bei ihm aber immer freundlich ironisch, ohne dabei das Genre ernsthaft denunzieren zu wollen. Er benützt den Liedermacher-Gestus vor allem dazu, eher unlyrische Themen besonders bedeutungsschwanger über die Rampe zu bringen.
Plattenbosse aus Plattenbauten
Begonnen hat der Künstler aus Dresden seine Bühnenlaufbahn übrigens als Rock-Musiker. "Die Rockys heißt jene Band, mit der er auch heute noch gelegentlich auf Tour ist und die mit ihrem Programm Stimmung, Spaß und gute Laune für die gesamte Menschheit verspricht. Derartiges darf der Betroffenheitslyriker Olaf Schubert verständlicher Weise nicht in Aussicht stellen, geht es doch bei seinem Boykott-Abend mehr um Abgründiges. Dennoch sorgt er erwartungsgemäß eher für Heiterkeit, denn Betroffenheit.
In seinem "bohemen Verschlag, wie Olaf Schubert seine bescheidene Bleibe nennt, suchen ihn in seiner Bühnenperformance zwei Menschen auf. Wie Olaf Schubert zu erklären beliebt "... ein Mann und das Gegenteil davon, also ein Un-Mann, eine Frau .... Es sind Plattenbosse, die ihre alten Plattenbauten verlassen haben, um Karriere zu machen. Olaf Schubert wollen sie unter Vertrag nehmen. Aber für einen "lyrischen Boykottierer" ist das keine seriöses Angebot ...
Dresdens Antwort auf Alf Poier
Die Anliegen des Liedermachers Olaf Schubert sind vielfältig. Er philosophiert über Liebe und Erotik ebenso wie über leere Geldtaschen, Verkehr und die Plattenindustrie. Und obwohl ihm in erster Linie das Wohl der anderen am Herzen liegt, kann er sich dann auch darüber erfreuen, dass seine Anstrengungen, Betroffenheit zu erzeugen, vom Publikum entsprechend gewürdigt werden.
"Der sächsische Helge Schneider", "Karl Valentins Erbe aus dem Osten", "Dresdens Antwort auf Alf Poier" - alle möglichen Vergleiche musste der Humorist bereits über sich ergehen lassen; und das, obwohl er selbst - wie er gesteht - ganz ohne Vorbilder auskommt. Er versteht sich eher als eine Mischung aus Musiker und Poet, aber auch Taucher, Meeresbiologe und Kosmonaut. Und dieser doch recht ungewöhnlichen Kombination aus kunstsinnigem und naturwissenschaftlich orientiertem Menschen hat Olaf Schubert wohl auch seine Programmideen zu verdanken - Ideen, die ihm in Deutschland bislang zu ungeahntem Erfolg verholfen haben. Trotzdem bleibt der vielseitige Comedian für's Erste bescheiden. Der Künstler, der sich hinter diesem Pseudonym versteckt, ist es ohnehin schon immer gewesen.
Eine Veranstaltung live aus dem Kleinkunsttheater Carambolage in Bozen mit Unterstützung von Wien Energie
Hör-Tipp
Kabarett direkt, Freitag, 31. März 2006, 20:00 Uhr
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Olaf Schubert
Carambolage