Mozart zum Downloaden

Mozart for all

Creative Commons Österreich und Bildungseinrichtungen aus Tirol wollen die Noten von Wolfgang Amadeus Mozart digitalisieren und über das Internet frei verfügbar machen, um Musikschulen und Musizierende zu unterstützen.

Im September 2004 erhielt Creative Commons, eine alternatives Lizenzmodell für geistige Werke, den "Prix Ars Electronica" in der Kategorie "Digital Communities". Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die österreichische Creative-Commons-Initiative gestartet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, einen Pool an freien Inhalten aufzubauen.

Vor allem im Bildungsbereich sei es wichtig, Materialien anzubieten, die kostenlos zur Verfügung stehen und frei weiterbearbeitet werden können, betont Georg Pleger, Koordinator von Creative Commons Österreich.

Auf diesem Gebiet ist das Tiroler Bildungsservice seit einigen Jahren aktiv. In Zusammenarbeit der beiden Organisationen und mit Unterstützung von Bildungseinrichtungen und anderen Gruppen soll dieses Angebot jetzt auf Materialien für den Musikunterricht erweitert werden. Am 27. Jänner 2006, dem 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart, wurde deshalb in Hall in Tirol die Initiative "Mozart for all" gestartet.

Frei aber nicht frei verfügbar

Wolfgang Amadeus Mozart ist seit 214 Jahren tot, sein Werk ist also längst gemeinfrei - also frei von Urheberrechtsabgaben. Trotzdem sind die Noten für seine Werke nicht grundsätzlich frei verfügbar. Die Originale lagern in Archiven und Bibliotheken und können nicht einfach entlehnt und kopiert werden.

Abschriften und Bearbeitungen, die von Verlagen herausgegeben werden, sind kostenpflichtig, das Kopieren ist aus rechtlichen Gründen verboten. Das stellt Musikschulen, die zumeist kein größeres Budget haben, vor Probleme.

Möchte ein Musiklehrer zum Beispiel das Menuett KV 1 von Mozart mit seinen Schülerinnen und Schülern einstudieren, kann er die Noten nur in einem Sammelband erwerben, der rund 34 Euro kostet. In der Praxis wird deshalb meist nur ein Band gekauft und das benötigte Stück kopiert - eine unbefriedigende Situation für Verlage und Musikschulen.

Mozartnoten - frei und gratis

Mit dem Projekt "Mozart for all" soll sich diese Situation nun ändern. Sukzessive sollen die Werke Mozarts digitalisiert und im Internet zum freien Download zur Verfügung gestellt werden.

Die Noten stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz und dürfen kostenlos in beliebiger Zahl ausgedruckt oder vervielfältigt werden.

open content - open source

Die Digitalisierung der frei zugänglichen Mozartnoten erfolgt konsequenterweise mit freier Software in freien, offenen Formaten, wie zum Beispiel Lilypond. Mit diesem Werkzeug können Noten als PDF für den Druck oder als MIDI für elektronische Instrumente ausgegeben werden.

Auch für die Eingabe gibt es verschiedene Möglichkeiten: Man kann die Noten in ASCII-Code erfassen, in Notenzeilen eintragen, oder das Notenblatt einscannen und mit einem Leseprogramm digitalisieren.

Erstes Werk bereits online

Das erste Werk, das bereits digitalisiert ist, ist das Menuett KV 1. Es ist seit kurzem über das Tiroler Bildungsservice abrufbar. Das Tiroler Bildungsservice ist ein Verein zur Förderung der neuen Medien im Bildungswesen, der eine Plattform für Lernmaterialien mit einer vielfältigen Bildungsdatenbank geschaffen hat.

Über diese "Contake" kann jeder, der Lehr- oder Lernmaterialien entwickelt, diese anderen zur freien Verwendung oder Weiterentwicklung zur Verfügung stellen.

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Zumindest ein Großteil dieser Noten soll eines Tages über "Mozart for all" zur Verfügung stehen.

Die Initiatoren hoffen auf die Unterstützung von Freiwilligen, um die Digitalisierung verwirklichen zu können. Ganz ohne Gegenleistung wird die große Aufgabe aber nicht zu lösen sein. Da "Mozart for all" dafür (noch) keine Euros hat, wurde eine Komplementärwährung eingeführt.

Die Mozartmünze

Andreas Ablinger, Münzmeister der Münze Hall, hat dafür eine Mozartmünze entworfen, die als Gegenleistung für eine Stunde Arbeit gilt. Mit diesen Münzen kann man zum Beispiel Räume im Haus der Begegnung in Hall anmieten oder die Dienste eines Open Source Entwicklers aus Völs in Anspruch nehmen. Im Laufe des Jahres soll erreicht werden, dass weitere Unternehmen und Personen aus der Region das Zahlungsmittel akzeptieren.

Derartige Geldsysteme seien für eine kooperative Wirtschaft, wie sie von Entwicklern von Open Source Software oder freien Inhalten betrieben werde, ideal und ausbaufähig, meint Georg Pleger.

Mehr zu Mozart 06 in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 12. März 2006, 22:30 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Links
Mozart for all
Creative Commons Österreich
Contake Tiroler Bildungsservice
Landesmusikschule Völs
Mozartmünze - Regio.ag
Münze Hall
matrix.ORF.at
Mozart 2006
Calling Mozart
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