Retinopathie und Makuladegeneration

Ihrer Augen Gesundheit zuliebe

Die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen startet ab März die Augenvorsorgeaktion "Schauen Sie auf Ihre Augen". Es sind von der Häufigkeit her betrachtet vor allem drei Erkrankungsbilder, die zum völligen Verlust des Augenlichtes führen können.

In Europa sind die diabetische Retinopathie - die durch die Zuckerkrankheit verursachte Sehbeeinträchtigung - und die altersbedingte Makuladegeneration, also das Nachlassen der Sehschärfe im Sehzentrum, die häufigsten Ursachen für Erblindung.

Außerdem haben drei von hundert aller über 40-Jähringen ein Glaukom, auch Grüner Star genannt, das - zu spät erkannt - auch zu Erblindung führt. Diese drei Augenerkrankungen haben zwei Gemeinsamkeiten.

  1. Sie verlaufen schleichend - die Betroffenen bemerken der Verlust der Sehkraft also erst in den Spätstadien der jeweiligen Erkrankung.
  2. Daher ist bei diesen drei Erkrankungen die Früherkennung von enormer Wichtigkeit. Je später die Therapie einsetzt, desto schlechter die zu erzielenden Erfolge.

Die Makuladegeneration

Hierbei ist der gelbe Fleck (Makula), also die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhautmitte betroffen. Die ersten Anzeichen machen sich meist beim Lesen bemerkbar. Mitten im Schriftbild, dort, wo der Betroffene gerade hinschaut, trübt ein verschwommener Fleck die klare Sicht.

Die so genannte altersabhängige (tritt ab dem 50. Lebensjahr gehäuft auf) Makuladegeneration hat zwei unterschiedliche Verlaufsformen: die trockene und die feuchte Form.

Bei der weitaus häufigeren (ca. 85 Prozent), aber zum Glück eher langsam verlaufenden "trockenen" Form sterben zentrale Netzhautzellen langsam ab. Dies führt zu einer ganz allmählichen Sehverschlechterung. Gegen die "trockene" Makuladegeneration gibt es keine wirksamen Therapien. Bei manchen Patienten können bestimmte Vitaminpräparate das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

Die gefährlichere "feuchte" Form

Bei der "feuchten" Makuladegeneration kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen unter der Makula. Diese Schwellung der Netzhaut wird durch Blutgefäße verursacht, die krankhafter Weise aus der Aderhaut in die Netzhaut einwachsen. Das Austreten von Flüssigkeit aus den Blutgefäßen führt zur Schädigung der lichtempfindlichen Zellen der Makula.

Übrigens, aus einer trockenen altersbedingten Makuladegeneration kann sich jederzeit die "feuchte" Verlaufsform entwickeln.

Gegen die "feuchte" Makuladegeneration wird seit einigen Jahren bei etwa 20 Prozent der Betroffenen die so genannte photodynamische Therapie eingesetzt. Dabei wird die Substanz Verteporfin langsam intravenös injiziert. Mit Hilfe eines Lasers wird diese Substanz aktiviert und die Gefäßwucherungen verschließen sich nach der Laseranwendung.

Hilfe durch neue Medikamentengeneration?

In jüngster Zeit wurden zwei Präparate einer neuen Wirkstoffklasse vorgestellt, die so genannten Anti-VEGF-Substanzen. Diese Antikörperfragmente sind bei der Behandlung der feuchten Form der Makuladegeneration sehr erfolgreich. Sie können diese Erkrankung nicht nur bei vielen Behandelten stoppen, sondern führen bei einem Drittel der Erkrankten sogar zu einer leichten Verbesserung des Sehvermögens.

Die Anti-VEGF-Substanzen blockieren einen Wachstumsfaktor (“vascular endothelial growth factor"), der das zerstörerische Wachstum neuer Gefäße steuert.

Die diabetische Retinopathie

Eine der gefürchteten Folgen des Diabetes ist die diabetische Retinopathie. Dabei kommt es zur massiven Schädigung der winzigen Gefäße der Netzhaut und somit zur fortschreitenden Erblindung.

Eine Heilung dieser Netzhauterkrankung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht möglich, allerdings können Spezialisten mithilfe des Lasers, die erkrankten Gefäße veröden und somit retten, was zu retten ist. Diabetiker sollten deshalb mindestens einmal jährlich einen Augenarzt aufsuchen!

Der grüne Star

Der grüne Star, im Fachjargon Glaukom genannt, ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Erkrankungen des Auges, die entweder mit einer Steigerung des Augeninnendruckes oder auch bei normalem Augeninnendruck zu Schäden an den Nervenzellen der Netzhaut und des Sehnervens führen.

Diese Störungen haben alle dieselbe fatale Konsequenz: Unbehandelt zerstören sie das Sehvermögen. Das Tückische daran ist, dass dieser Erkrankungsprozess zumeist über viele Jahre keine Schmerzen oder andere Symptome verursacht und viele Menschen erst dann zum Augenarzt kommen, wenn es fast schon zu spät ist.

Dabei können der Augeninnendruck und der Augenhintergrund durch einfache Untersuchungen überprüft werden. Dies wäre ein guter Grund, den Augenarzt in regelmäßigen Abständen ab dem 40. Lebensjahr aufzusuchen. Immerhin erkranken drei Prozent der Menschen über 40 an einem Glaukom.

Durch die Eintopftherapie mit z.B. Betarezeptorenblocker, Carbo-Anhydrase-Hemmern, Prostaglandin-Präparaten etc. kann das Fortschreiten der Erkrankung in vielen Fällen verhindert werden. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit mittels verschiedener Operationen den Augeninnendruck zu senken.

Diskutieren Sie mit

Falls Sie Fragen haben, oder von Ihren Erlebnissen berichten möchten, können Sie sich gerne während der Sendung an die Spezialisten wenden. Unter der Telefonnummer 0800 - 22 69 79 ist Ihr Anruf kostenlos. Natürlich haben Sie auch die Möglichkeit, hier Kommentare, Fragen oder Tipps zu posten.

  • Gibt es in Ihrer Familie Menschen, die am Glaukom oder der Makuladegeneration erkrankt sind?
  • Wann waren Sie zum letzten Mal beim Augenarzt (und wie lange mussten Sie auf einen Termin warten)?
  • Welche Untersuchungen sind nötig, damit Sie sich der Gesundheit Ihrer Augen vergewissern können?
  • Haben Sie auffällige Blutdruckwerte, also deutlich erhöhte, erniedrigte oder ständig schwankende Werte?
  • Kennen Sie Ihren Blutzuckerwert?
  • Sind Sie stark kurzsichtig?
  • Leiden Sie unter Durchblutungsstörungen, an kalten Händen oder Füßen, an Tinnitus etc.?
  • Was können die neuen Anti-VEGF-Substanzen wirklich leisten?
Nach der Sendung beantwortet Univ.-Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth bis zirka 15.20 Uhr Ihre Postings.

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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 13. März 2006, 14:20 Uhr

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