"In tanti affanni miei"

Georg Muffat, ein Meister der Stile

Kaum ein Komponist seiner Zeit war mit den damals herrschenden Musikstilen so vertraut wie der aus Mégève stammende Georg Muffat (1653-1704). Ein erstes Ergebnis seiner Studienzeit in Italien war die Sammlung "Armonico tributo", 1682 in Salzburg gedruckt.

Wohl kaum ein Komponist seiner Zeit war mit den sie beherrschenden Musikstilen so vertraut wie der in Mégève in Savoyen geborene Georg Muffat (1653-1704). Seine Kenntnisse in beiden, dem italienischen und dem französischen Stil, kommen geradezu aus erster Hand. Konnte er doch am Beginn der 1680er Jahre beim berühmten Organisten Bernardo Pasquini in Rom in die Lehre gehen und in der Tiberstadt sogar Aufführungen unter der Leitung von Corelli hören.

Erstes Ergebnis dieses Italien-Aufenthaltes sollte die Sammlung "Armonico tributo" sein, gedruckt in Salzburg 1682. In den Sonaten dieser Sammlung lassen sich unschwer diese italienischen Einflüsse, aber auch Vorbilder aus Frankreich erkennen. Muffat hatte nämlich Gelegenheit, sechs Jahre lang in Paris "die Balletten auff Lullianisch-Frantzösische Arth" zu studieren und das bei keinem Geringeren als Jean-Baptiste Lully selbst. Mit diesem französischen Rüstzeug ausgestattet, trat er 1678 als Organist in die Dienste des Erzbischofs von Salzburg und wurde somit Kollege von Heinrich Ignaz Franz Biber.

Rivalen Muffat - Biber

Vergleicht man die Ensemblemusik dieser beiden Komponisten, so kann man sich gut vorstellen, welche Rivalität - abgesehen vom Wunsch beider, Karriere zu machen - durch das Aufeinanderprallen der unterschiedlichen Stile entstanden sein muss.

Biber, mit seinen virtuosen und zum Teil kuriosen Sonaten noch in der Tradition des 17. Jahrhunderts stehend, auf der einen Seite, und Muffat, mit dem in eine neue Richtung weisenden Stil der Italiener und der Franzosen auf der anderen.

Muffats große Sonata

Von Biber in der Gunst des Erzbischofs auf den zweiten Platz verwiesen, trat Muffat als Kapellmeister in die Dienste des Bischofs von Passau. Die große Sonata V G-Dur aus seinem "Armonico tributo" - eine der schönsten Ensemblemusiken des 17. Jahrhunderts - beginnt im kantablen italienischen Stil, endet aber mit einer überdimensionalen "Passacaglia" (später als Ciaccona betitelt), die aus einer Oper Lullys stammen könnte.

Über der ostinaten - immer wiederkehrenden - Melodie der Ciaccona (einem äußerst beliebten Tanz des Barock) entwickelt sich das Rankenwerk der einzelnen Stimmen.

Aufschnaiters "Concors discordia"

Auch die Sammlung "Concors discordia" von Benedict Anton Aufschnaiter stellt eine Wanderung zwischen den musikalischen Stilen dar. Aufschnaiter konnte dabei als Nachfolger Muffats im Amt des Kapellmeisters in Passau auf dessen reiche Erfahrung zurückgreifen, entwickelte aber einen durchaus eigenen Personalstil, der sich unter anderem in kürzeren Sätzen und einer Melodik von mehr volkstümlicher Art niederschlägt.

Händels epochale Opernwerke

Georg Friedrich Händel schrieb mit seinen Opern Musikgeschichte. In seiner Wahlheimat London hatte er mit der Konkurrenz der Italiener zu kämpfen, hatte deren Stil aber bereits in Rom studiert und betrat so bestens gerüstet die Bretter, die die Welt bedeuten.

Zu seinen heute beliebtesten und bekanntesten Bühnenwerken gehören das noch für Venedig komponierte Dramma per musica "Agrippina" (1708), "Giulio Cesare in Egitto" aus dem Jahr 1724 sowie die Oper "Alcina" (1735), in deren Mittelpunkt die berühmte Zauberin Alcina steht. Natürlich konnte Händel bei seinen Produktionen meist aus dem Vollen schöpfen und die besten Sänger aus nah und fern engagieren.

Theater der Leidenschaften

Übrigens arbeitete Händel die Musik genau passend für die zur Verfügung stehenden Virtuosen um und konnte so das für ihn bezeichnende Theater der Leidenschaften in die Herzen des Publikums tragen.

Eines der berühmtesten Muster dieser seiner Meisterschaft ist das Lamento der von ihrem Bruder, dem Tyrannen Tolomeo, gedemütigten Cleopatra, die angesichts von Caesars vermeintlichem Tod alle Liebes- und Herrschaftshoffnungen für verloren hält. Händel fasst dies in den 3/8-Takt eines E-Dur-Largos, dessen Melodie und instrumentale Begleitung von verblüffender Einfachheit sind, kontrastiert von einem lebhaften und koloraturenreichen cis-Moll-Allegro im Zweiertakt als Ausdruck der einzig verbliebenen Vision, sich nach ihrem Tod als Geist zu rächen.

Cantata "Armida abbandonata"

Während Händels Aufenthalt in Rom entstand die Cantata a voce Sola con Stromenti "Armida abbandonata", deren unbekannter Textdichter hier einen Ausschnitt aus dem berühmten Epos "Gerusalemme liberata" von Torquato Tasso paraphrasiert. Die Zauberin Armida steigert sich in ihre Wut über Rinaldo, der sie verlassen hat, hinein. Meer und Wind werden von ihr beschworen, um Hilfe zu leisten.

Das Werk endet dann mit einer besänftigenden "Siciliana" - einer ruhigen Arie - , in der Armida Gott Amor bittet, sie von der Liebe zum "Verräter" Rinaldo zu befreien. Auftraggeber für diese "scena di camera" war vermutlich der Marchese Ruspoli, in dessen allwöchentlichen "conversazioni" das Werk am 26. Juni 1707 zum ersten Mal aufgeführt wurde, gesungen von Margherita Durastanti, einer Starsängerin, die auch bei der Uraufführung von Händels "Giulio Cesare in Egitto" mitwirkte und seine erste "Agrippina" war.

Hör-Tipp
Konzert am Vormittag, 2. März 2006, 10:05 Uhr

Links
AEIOU - Heinrich Ignaz Franz Biber (von Bibern)
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon - Benedict Anton Aufschnaiter
Komponisten.at - Georg Muffat
GFHandel.org