Fallende Sterne - Teil 1

Faszination Meteorit

Das Naturhistorische Museum in Wien besitzt eine der größten Meteoritenschauen der Welt. Mehr als 1.000 verschiedene Meteoriten und Impaktgesteine aus aller Welt sind hier zu bewundern - nach wie vor ein Geheimtipp.

Was haben Lanzenkirchen, Minnichhof, Ybbsitz, Mauerkirchen, Prambachkirchen und Mühlau in Tirol gemeinsam? Sie sind die einzigen Orte in Österreich, in denen außerirdisches Material gelandet ist.

Viele der Meteoriten der Sammlung des Naturhistorischen Museums sind in Scheiben geschnitten: So zeigen sie ihre faszinierende, feinkörnige, bunte Struktur, die sich hinter einer dunklen Schmelzkruste versteckt - eine Folge der langen Reise durch das Weltall.

"Jeder einzelne ist eine Besonderheit. Sie kommen von irgendwo aus dem Sonnensystem und sie sind voll mit Geschichten aus der Zeit, in der sich die Erde, die Planeten und die Sonne erst gebildet haben", sagt Gero Kurat, der die Meteoritensammlung betreut und an den kosmischen Steinen forscht. "Jeder einzelne hat eine andere Sicht der Situation vor 4,5 Milliarden Jahren."

Brocken von Asteroiden

Meteoriten haben ihren Ursprung im Asteroidengürtel. Asteroiden sind Kleinkörper im Sonnensystem, die sich zwischen Mars und Jupiter gebildet haben. "Offensichtlich war es dort nicht möglich, dass sich ein großer Planet gebildet hätte", so Gero Kurat. "Die Störungen durch den Riesen Jupiter waren zu groß."

Sammler-Chaos

Weltweit gibt es rund 2.000 Sammler. Viele tauschen sich über die internationale Meteoritengesellschaft aus. Präsident Herbert Palme versucht ein Chaos zu vermeiden, denn in den letzten Jahren tauchen immer mehr Meteoriten auf - 20.000 sind es jetzt allein aus der Antarktis.

Die internationale Meteoritengesellschaft hat deshalb ein eigenes Komitee gegründet, das den Funden Namen gibt. Ein Finder, der einen offiziellen Meteoriten in der Hand halten will, muss 20 Prozent oder 20 Gramm des Steines der Forschung zur Verfügung stellen. Die Gesellschaft will erreichen, dass in Fachzeitschriften nur noch Artikel über "offizielle Meteoriten" gedruckt werden.

Das wird umso wichtiger, da sich mittlerweile im Internet ein großer Markt für Meteoriten gebildet hat, mit zum Teil horrenden Preisen für die Steine aus dem All. Am teuersten sind die Gesteinsbrocken vom Mars. Von den weltweit 30.000 Meteoriten stammen nur 36 vom Mars.

Europäisches Feuerkugelnetz

Auch Gero Kurat hat sich auf die Suche nach Meteoriten gemacht - und zwar dann, wenn es Feuerbälle gab, die über die Kameras des Europäischen Feuerkugelnetzes genau lokalisiert werden konnten. Dieses Netzwerk sucht Nacht für Nacht den Himmel nach hellen Himmelserscheinungen ab. Gefunden hat er jedoch keinen.

Glücklose Experten

Gero Kurat findet sich damit im Umfeld von vielen Glücklosen, wie dem berühmten Polarforscher Alfred Wegener, der in Graz lehrte. Ein Meteoriteneinschlag in Hessen zog Wegener 1916 in seinen Bann.

Den Meteoriten fand er zwar nicht, er verfasste jedoch eine Arbeit über die Mondkrater - und begründete, warum sie von Meteoriteneinschlägen herrühren müssen. Mit dieser fortschrittlichen Theorie schrieb er dann doch noch Meteoriten-Geschichte.

Schicksalhafter Einschlag

Der Meteorit in Ybbsitz wurde 1977 übrigens von einem Geologen gefunden - was in der Geschichte der Meteoriten eine Seltenheit ist. Meist sind es Sammler, die jahrelang auf einen Fund hoffen.

Nur selten hat jemand das zweifelhafte Glück jener Amerikanerin, der 1954 im Schlaf ein 3,8 Kilo schwerer Meteorit durch die Hausdecke direkt ins Bett fiel und ihr Prellungen bescherte. Auf den Kopf gefallen ist jedenfalls noch nie jemanden einer dieser außerirdischen Bomben. Das vorerst letzte "Opfer" war ein alter Chevrolet in New York im Jahr 1992.

Mehr zu "Fallende Sterne" in oe1.ORF.at
Impakt-Krater
Angriff aus dem All
Einstürzende Eingebung

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 27. Februar bis Donnerstag, 2. März 2006, 9:30 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendereihe "Radiokolleg" gesammelt jeweils am Donnerstag nach Ende der Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.

Buch-Tipps
Nives Widauer, "Meteoriten. Was von außen auf uns einstürzt", Niggli Verlag, ISBN 3721205340

F. Heide/F. Wlotzka, "Meteorites: Messengers from Space", Springer Verlag

Veranstaltungs-Tipp
Meteoriten-Abend, Dienstag, 14. März 2006, Kunsthalle Karlsplatz. Wenn Sie einen geheimnisvollen, schwarzen Stein zu Hause haben, bringen Sie ihn am besten mit.

Links
Wappswelt.de - Meteore, Meteoriten und Einschläge
Universität Wien - Impaktkrater
Solarviews.com -Meteoroiden und Meteoriten
Meteoritical Society
meteoriten.org