Über Quickcheck und Fingerprintcash
Der Supermarkt der Zukunft
Die neue Welt des Einkaufens muss uns wohl erst noch schmackhaft gemacht werden. Quickcheck oder Fingerprintcash wecken nicht nur Misstrauen bei Datenschützern, sondern auch bei den Konsumenten. Auch die Händler zögern noch mit dem Einsatz neuer Technologien.
8. April 2017, 21:58
Einkaufen im englischen Supermarket-Konzern Waitrose
In den Logistikabteilungen der großen Supermarktketten hat der Computer schon lange Einzug gehalten. Statt Barcodes setzt man auf RFID-Chips - Radio-Frequency-Identification-Chips, um die Transportwege der spanischen Erdbeere im Griff zu behalten. Das funktioniert, macht Sinn, und der Konsument bekommt davon auch nichts mit.
Das soll sich aber jetzt ändern: Supermärkte müssen innovativ erscheinen, und dafür braucht man auf jeden Fall einmal Terminals. Dort kann man zum Beispiel die Angebote der Woche abfragen oder Informationen zu Produkten einholen.
Von Self-Check-Out-Kassen bis zu RFID-Chips
Kunden haben keine Zeit, verlautbart die Lebensmittelbranche und installiert "Self-Check-Out"-Kassen. Die Fluggesellschaften haben ja vorgeführt, wie es geht - wenn auch umgekehrt, mit "Self-Check-In"-Terminals. Wer seine Daten hergibt und sich als Mitglied bewirbt, darf sich etwa in Supermarktketten in England und Italien bereits einen Scanner ausborgen. Damit können Kunden den Überblick bewahren, ob das Geld in der Brieftasche für den Inhalt im Einkaufswagen ausreicht.
Viel wurde auch bereits über den Einsatz von RFID-Chips geredet, aber diese kleinen Radio-Frequency-Identification-Chips gelten noch als zu teuer: "Bis mit deren Hilfe im Supermarkt abkassiert wird, wird noch viel Wasser die Salzach hinunterfließen", sagt der Leiter der Software-Abteilung von Spar Österreich in Salzburg, Franz Hölzl. Auf Äpfel klebt man nun einmal keine Chips - zumindest nicht in Europa. Auch die Frage des Datenschutzes ist noch nicht geklärt.
Do it yourself
In den Feldversuchen diverser Supermärkte träumen die Manager davon, dass nicht mehr der Lohnempfänger Kassierer, sondern die Kunden die Arbeit an der Kassa übernehmen - unbezahlt und freiwillig. Ältere Menschen würden das gerne übernehmen, denn die trauen den Kassierern nicht, erzählte man sich letztes Jahr auf einem Kongress des Lebensmittelforums CIES in Berlin. Jüngere Zeitgenossen würden es hingegen "hipp" finden, und gestresste Zeitgenossen könnten den Laden so schneller verlassen.
Das erste Argument bedeutet im Grunde genommen nichts anderes als schlechtes Management: Die Nintendo-Generation kauft wahrscheinlich soundso lieber im Internet ein oder überlässt diesen Teil des Lebens gerne der Mutter. Und das dritte Argument stimmt mit der Realität nicht überein, denn Niemand ist so schnell beim Einlesen von Barcodes wie eine geschulte Kassiererin. Ein Konsument gleicht dabei eher einer ungeschulten Hilfskraft. Die Kunden - so die Erfahrung von Metro bezüglich Quick-Check - seien an diesen Kassen nicht wesentlich schneller. Sie empfinden es nur so, weil sie dort selbst aktiv werden können.
Einkaufszettel auf Handys und digitalen Assistenten
Manche Supermarktketten träumen davon, dass ihre Kunden ihnen Zugang zu deren Daten in Handys oder anderen mobilen Geräten gewährt. Befindet sich dort nämlich ein Einkaufszettel, dann könnte dieser beim Betreten des Supermarktes ausgelesen und mit den Inhalten in den Regalen verglichen werden.
Löse man die Sicherheitsfrage, dann solle dies nicht nur dem Verkäufer Vorteile bringen, sondern auch dem Kunden. Auf diese Weise würde letzterer nämlich nie mehr ein leeres Regal ansteuern; denn beim Regalschlichter würde sofort eine Alarmlampe aufleuchten, wenn ein Glas "Saure Gurken" fehlt.
Arbeitsplätze gefährdet?
Von den Vorteilen von "Self-Check-Out", intelligenten Einkaufswägen und digitalen Einkaufszetteln muss die Kundschaft allerdings erst überzeugt werden, aber nicht nur sie ...
Die Überzeugungsarbeit der Kunden würde im Supermarkt nämlich just jenen zufallen, die damit ihren Arbeitsplatz in Gefahr sehen. Falsch, sagen die Visionäre des "Supermarkts der Zukunft". Nicht der Arbeitsplatz sei gefährdet, sondern vielleicht die Bezeichnung Kassiererin; denn aus der einstigen Fachkraft soll eine Beraterin werden, oder es sollen ihr - wie etwa in Schweden - mehr Aufgaben zugeteilt werden: Dort bearbeitet nämlich bereits eine Supermarkt-Kassiererin Pferdewetten und wird zur Abwicklung von Bankgeschäften herangezogen.
Hör-Tipp
Journal-Panorama, Donnerstag, 23. Februar 2006, 18:25 Uhr
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