Mit der Billigfluglinie InterSky zum Erfolg
Höhenflug einer Leidenschaft
Sie ist die einzige Frau in Europa, die eine Fluglinie gegründet hat, sie leitete und deren Inhaberin ist. Nach Stationen in Wien war sie maßgeblich am Erfolg der Rheintalflug beteiligt. Nach deren Verkauf an Austrian Airlines steht sie an der Spitze der Billigfluglinie InterSky.
8. April 2017, 21:58
Die Airline-Chefin über das Flugzeugunglück
Renate Moser ist die einzige Inhaberin einer Airline in Europa. Nach Stationen in Wien war sie maßgeblich am Erfolg der Rheintalflug beteiligt, musste hier aber 1989 auch den schweren Schlag des Absturzes einer Maschine verkraften.
Nach dem Verkauf von Rheintalflug an Austrian Airlines gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Rolf Seewald die Billig-Airline InterSky und übernahm deren Leitung. Im Dezember 2005 hat sie sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, steht dem Unternehmen aber weiter in beratender Funktion zur Verfügung.
Fliegen ist einfach sexy!
Das ist der Leitspruch von Renate Moser. Ihre Philosophie: "Unabhängigkeit ist alles. Ich war für jeden Schritt meiner Karriere selbst verantwortlich'". Damit erklärt die gebürtige Wienerin auch die Leidenschaft, mit der sie an der Fliegerei hängt und jede Minute in ihr Unternehmen investiert hat.
Bevor es aber mit der eigenen Billig-Airline InterSky losging, hat Moser nach Jahren in Wien bei der später sehr erfolgreichen Regionalfluglinie Rheintalflug angeheuert und ist 1991 nach Vorarlberg übersiedelt.
Erfolgreiche Marketing-Managerin
Dank ihrer ungebremsten Begeisterung und ihres Einsatzes als Leiterin des Marketing-Managements hat sich die Rheintalflug seit damals prächtig entwickelt - so prächtig, dass auf das kleine Unternehmen am Bodensee auch die Großen der Branche aufmerksam geworden sind; so etwa die Swissair, aber auch die AUA. Dazu gezählt haben auch die Lauda Air und die Tyrolean Airways, Ordnung am Himmel über Österreich zu schaffen.
Schlussendlich haben sich damals die Großen durchgesetzt, wobei zunächst die Swissair heftig um die Rheintalflug geworben hat, liegt doch der Flughafen Altenrhein auch auf Schweizer Staatsgebiet. Aber endgültig zugeschlagen hat dann die AUA, die das Unternehmen aufkaufte.
Das Ende ihrer Karriere?
Renate Moser wollte nicht aufgeben und überlegte, wie es weitergehen sollte. Bevor sie aber zu dem Entschluss kam, eine neue Airline zu gründen, galt es noch, die überzähligen Maschinen der Rheintalflug zu verkaufen. Ein schweres Unterfangen. Denn der Sommer des Jahres 2001 war ein Jahr, das die Welt durch Terroranschläge verändert hat.
Wirtschaftlich besonders betroffen waren damals die Fluglinien. Als Renate Moser am 7. September zu Verkaufsverhandlungen in die Karibik flog, wusste man noch nichts von 9/11. Sie fand einen Käufer für ihre beiden "Dash 8", aber nach dem Terroranschlag lief dann doch einiges anders ...
Spekulation voll aufgegangen
Wochenlang waren die Flugverbindungen in die USA unterbrochen. Keine Airline, auch nicht in der Karibik brauchte jetzt ein neues Flugzeug. Schließlich wurde nur eine der beiden "Dash 8" in die Karibik verkauft; eine blieb übrig. Und mit der hat Renate Moser im November 2001 mehr oder minder unfreiwillig die heutige InterSky mit Firmensitz in Bregenz und dem Heimatflughafen Friedrichshafen gegründet, mitten in den Wirren nach dem 11. September.
Die - aufgegangene - Spekulation: in der Talsohle investieren und beim kommenden Aufschwung voll mit dabei sein. Der Flugbetrieb begann am 25. März 2002. Die erste Verbindung: nach Elba. Und - der Plan ging auf: InterSky hob planmäßig ab, und die Powerfrau war am Höhepunkt ihrer Karriere angelangt.
Die Schattenseiten
Die Laufbahn von Renate Moser hatte aber auch Schattenseiten. Der schwierigste Tag, den es zu bestehen galt, war wohl der 23. Februar 1989. Im Landeanflug geriet eine Maschine der Rheintalflug außer Kontrolle und stürzte in den Bodensee. Elf Menschen starben, darunter auch der damalige Sozialminister Alfred Dallinger. Die Crew hatte keine Chance, den Unfall zu verhindern. Ein Landeklappenseil war gerissen, hatte sich später herausgestellt; die Maschine war die entscheidenden Sekunden vor der Landung nicht zu steuern.
Renate Moser und ihr Team beschlossen damals, dennoch weiterzumachen. Der anschließende Erfolg der Rheintalflug trotz der Katastrophe und die Gründung der Intersky 12 Jahre später haben ihr wohl Recht gegeben.
Rückzug aus dem Tagesgeschäft
Inzwischen hat sich Renate Moser innerhalb der Flugbranche zu einer anerkannten Persönlichkeit entwickelt. 2003 wurde sie zur Unternehmerin des Jahres gekürt. Im Dezember 2005 zog sich die heute 63-jährige "Überfliegerin" von der Position der Vorstandssitzenden der InterSky zurück. Als Hälfte-Eigentümerin will sie sich aber weiterhin um das Marketing kümmern.
InterSky fliegt heute von Friedrichshafen am Bodensee 12 Städteziele in Europa an, mit zwei 50-sitzigen Maschinen vom Typ "Dash 8 - 300". Eine dritte Maschine ist bestellt.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 17. Februar 2006, 9:45 Uhr
Download-Tipp
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InterSky