Gedenken an bedeutende Koloratur-Stars
Lilly Pons & Co
Im Gedenken an sechs bedeutende Koloratur-Sängerinnen vergangener Tage steht sie absolut im Zentrum: Die gebürtige Französin Lily Pons. Diese legendäre Primadonna par excellence eroberte nicht nur die Opernhäuser, sondern auch Hollywood.
8. April 2017, 21:58
Im Mittelpunkt der Wiederbegegnung mit großen Koloratur-Virtuosinnen der Vergangenheit, die in diesem Monat einen Geburtstag oder Gedenktag haben, steht die legendäre Französin Lily Pons. Als eine Primadonna par excellence hatte sie natürlich all den Glanz und Glamour, der zu diesem Status gehört.
Überdies hat die Pons es ebenso glänzend verstanden, sich mit ihrem Charme, ihrem Chic, ihrer Extravaganz nicht nur die großen Opern- und Konzertsäle zu erobern - sondern nebenbei auch noch Hollywood und damit ganz Amerika. Die USA wurden schließlich auch ihre neue Heimat, wo Lily Pons in Dallas in Texas am 13. Februar 1975 gestorben ist.
Erst mit 30 Karriere-Start
Geboren wurde Pons 1898 in der Nähe von Cannes. Zunächst studierte sie am Pariser Konservatorium Klavier. Aber erst mit 30 ging es mit ihrer Karriere richtig los. Und das hatte sie dem berühmten Sänger-Ehepaar Maria Gay und Giovanni Zenatello zu verdanken, das sie bei einem Gastspiel zufällig kennen gelernt hatte.
Beide waren so fasziniert von ihr, dass sie Pons umgehend ein Vorsingen bei Giulio Gatti-Casazza, dem damaligen Chef der New Yorker Met, ermöglichten.
"Seekrank" beim Vorsingen
"Meine Audition war für 11:00 Uhr angesetzt. Als ich in der Metropolitan ankam, blickte ich in den gewaltigen Zuschauerraum und wurde mitten auf der Bühne seekrank ... Stöhnend sagte ich das dem Inspizienten, doch der junge Mann verstand den französischen Ausdruck für Magenverstimmung falsch und lief los, um den Theaterarzt zu holen, weil er glaubte, ich sei herzleidend", erinnerte sich Lily Pons später.
"Als ich dann mit dem Vorsingen fertig war, gab es von den hintersten Reihen des Zuschauerraums warmen Applaus. Später nannte man mir die Namen der beiden dort sitzenden Herren - Beniamino Gigli und Ezio Pinza."
Met-Debüt 1931 mit "Lucia"
Und als Donitettis "Lucia die Lammermoor" begann dann auch die Met-Karriere von Lily Pons an der Seite dieser beiden Giganten am 3. Jänner 1931, die immerhin 29 Jahre, bis zur Spielzeit 1960/61, dauerte.
Dabei war ihr Repertoire an der Met gar nicht besonders vielseitig und umfasste ganze zehn Rollen. Zu den meistgesungenen Partien von Lily Pons zählten neben der Lucia die Gilda in Verdis "Rigoletto" sowie die Lakme, die Rosina im "Barbier von Sevilla" sowie die Marie in Donizettis "Regimentstochter".
Marie mit politischer Dimension
Eine ganz besondere, nahezu politische Bedeutung, hatte ihr Met- Debüt mit dieser Rolle, wurde in ihrer französischen Heimat der Nationalfeiertag am 14. Juli immer wieder mit Aufführungen der "Regimentstochter" gefeiert.
Und als Lily Pons ein Jahrhundert nach der Pariser Uraufführung bei der Met-Premiere am 28. Dezember 1940 schließlich im Finale auch noch die Marseillaise anstimmte, wurde diese Vorstellung angesichts der damaligen politischen Weltlage auch zu einer großen patriotischen Demonstration.
Donizetti-Partien im Zentrum
Gaetano Donizetti war zweifellos der von Pons auf der Bühne am meisten bevorzugte Komponist. Und die Lucia, ihre absolute Glanzrolle, hat sie natürlich auch an der Seite der größten Tenöre ihrer Zeit gesungen - am Ende ihrer Karriere sogar noch mit dem jungen Placido Domingo.
Von Clairberth bis Pütz
Zu den hier präsentierten Koloratur-Sopranistinnen, die übrigens alle keine so glamouröser Stars wie Lily Pons waren, zählen auch die Belgierin Clara Clairbert (1899-1970) und die rund drei Jahrzehnte die Primadonna am Teatro de la Monnaie in Brüssel war, die aus London stammende Gwen Catley (1906-1996), die von den späten 1930er bis in die 1950er Jahre hinein in England weniger als Operndiva, sondern durch das Radio sehr populär war.
Weiters zählen dazu die aus Krefeld stammende Ruth Margret Pütz, die wie ihre schwedische Kollegin Margareta Hallin in diesem Monat ihren 75er feiern sowie die Französin Reneé Doria, die kürzlich 85 wurde. Ruth Margret Pütz machte von den 1950er Jahren an international Karriere und war auch an der Wiener Staatsoper sowie bei den Salzburger Festspielen zu hören.
Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 14. Februar 2006, 15:06 Uhr
Links
Wikipedia - Lily Pons
Metropolitan Opera