Die Welt des Plattensees

Balaton im Winter

Im Winter sind die Uferpromenaden des Plattensees bis auf ein paar unerschrockene Wanderer verwaist. Dann gehört der See den unzähligen Höckerschwänen, Silberreihern und Wildenten. Der See, der ab Jänner zufriert, ist auch im Winter durchaus reizvoll.

Ein Wintertag im Jänner: Das Nordufer des Balaton ist noch nicht zugefroren: Höckerschwäne und Enten steuern im kalten leicht gekräuselten Wasser den Steg von Balatonalmadi an und lassen sich von Kindern mit altem Brot füttern. Am Horizont ist keine Grenze mehr zwischen Wasser und Himmel zu erkennen, der Wind jagt Schneewolken vor sich her, noch blitzt die Sonne durch und bringt die Oberfläche des Sees zum Schimmern.

Zeit zum Eissegeln

Die vielen Yachten und Segelboote, die während des Sommers den See bevölkern, liegen zugedeckt mit Plastikplanen in den Bootshäusern. Balatonalmadi ist bekannt für seinen exquisiten Segelclub. An der Balaton-Riviera traf sich schon in der Monarchie die Budapester Gesellschaft zur Sommerfrische. Almadi war auch bekannt für seine besondere Lage: Halbinselartig ragt der 8.000 Einwohner zählende Ort in den See.

Spätestens im Jänner friert der Balaton zu. Und spätestens dann sind die Segler für ein paar Monate ans Ufer verbannt, außer sie satteln um und holen ihre Schlittschuhe oder die Eissegel-Ausrüstung hervor.

Kis Balaton
Einige ziehen es vor, die Wellness-Anlage des Balatonramada zu nützen oder Ausflüge in die nähere Umgebung zu machen, zum Beispiel auf die Halbinsel Tihany, zum Kis Balaton oder nach Kesteley. Dort kann man die berühmte Bibliothek im Schloss des Grafen Festetics besuchen.

Die Flotte des Grafen Festetics soll rund 40 Schiffe umfasst haben, einige davon - wie das Schiff "Stella" - dienten ausschließlich gesellschaftlichen Zwecken und wurden für Ausflugsfahrten zu Ehren der gräflichen Gäste verwendet. Ein weiteres Modell zeigt die "Judit", eine Fähre, die zwischen Fenek und Bottyán Reisende beförderte.

Graf Festetics hatte auch dem Triestiner Schiffsbauer Bori Antal den Auftrag zu einem Kriegsschiff erteilt. Dieses wurde allerdings nie gebaut, erst 200 Jahre später - in verkleinerter Form.

Der Balaton-Oberland-Nationalpark wurde 1997 gegründet. Dazu gehört auch der Kis-Balaton (der kleine Balaton) im Westen des Plattensees. Diese Sumpflandschaft, die einst Teil des großen Sees war, wurde im Zuge der Ramsarer Vereinbarung ins Register der "international bedeutenden Wildwasser" aufgenommen und unter Schutz gestellt. Seither wird die Landschaft, die man im 19. Jahrhundert zu entsumpfen begonnen hatte, wieder rekonstruiert. Heute stellt nur mehr der Fluss Zala die Verbindung zwischen dem großen See und dem Feuchtgebiet des Kis-Balaton dar.

Der Nationalpark gehört den Tieren
Auch im Winter ist das etwa 15.000 Hektar große zusammenhängende Wasserbiotop, das schon im Dezember zufriert, von vielen Tieren bewohnt: Otter, Fasane, Silberreiher, Wildgänse und Steinadler kann man auf einer Jeep-Tour durchs Gelände beobachten. Man fährt mit Jeeps oder Bussen, da diese die Tiere weniger erschrecken als Wanderer. Links und rechts ist der Sumpf bereits zugefroren, wie aus einer zersplitterten Glasscheibe ragt das Schilf hoch. Dann führt eine Brücke über einen schmalen, in der Winterluft leicht dampfenden Kanal. Dieser Bach friert nie zu, er wird vom Wasser des Hevizer-Thermalteichs gespeist.

Es geht durch Pappel- und Erlenwälder, auf Dämmen durch Sumpfwiesen und entlang von Weidenalleen. Von dem Hochsitz aus hat man einen guten Blick über die mit Schilf eingerahmte Eisfläche. Ganz weit draußen hat sich eine Wildgans-Kolonie niedergelassen. Tausende der weißgrauen Vögel watscheln etwas unbeholfen über das Eis. Plötzlich fliegt der riesige Schwarm auf... Ein junger Seeadler zieht seine Runden.

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