Der Helden-Bariton der Nachkriegszeit

Ferdinand Frantz wäre 100

In der Nachkriegszeit entwickelte er sich zum Helden-Bariton: Ferdinand Frantz (1906-1959), der nun 100 wäre. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte er zu den bedeutendsten Sängern dieses Fachs. Seine wichtigsten Partien: Wotan und Hans Sachs.

Er war einer der bedeutendsten Helden-Baritone in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - oder, um Jens Malte Fischer mit seinem wenn auch etwas fragmentarischen Buch "Große Stimmen" zu zitieren - ihn gar als "den letzten in der Traditionslinie des klassischen deutschen Heldenbaritons, mit unangestrengter Sonorität und viriler Stimmfülle" sieht: Ferdinand Frantz, der nun 100 wäre.

Auf jeden Fall zählte er zu den wichtigsten Vertretern seines Faches, bei allen Interessierten bis heute hochangesehen. Leider lief seine Lebensuhr viel zu früh, gerade im Zenit seines Könnens, ab. Im Mai 1959 ereilte den schon länger an Diabetes leidenden Künstler ausgerechnet während einer Anzug-Anprobe in einem Münchner Bekleidungshaus der Herztod.

Wotan und Hans Sachs

Zumindest international gesehen waren der Wotan in Wagners "Ring des Nibelungen" und der Hans Sachs in den "Meistersingern" die wichtigsten Partien von Ferdinand Frantz.

Von beiden Rollen gibt es auch eine Reihe von Studioproduktionen und Mitschnitten. So sang Frantz den Wotan in beiden komplett erhaltenen "Ring"-Zyklen unter Wilhelm Furtwängler. Mit dieser Partie reüssierte er an der New Yorker Met, an der Wiener Staatsoper und wirkte ebenso beim bereits legendären Ravag-"Ring" unter Rudolf Moralt, der 1949 im Wiener Funkhaus entstand. Seine Frau Helena Braun verkörperte damals die Brünnhilde in der "Walküre".

Auch an der Staatsoper

Um diese Zeit gastierten Ferdinand Frantz und Helena Braun auch oft an der Wiener Staatsoper. Leider zerstörte eine Indiskretion von Egon Hilbert das gute Verhältnis. Angeblich versuchte er, die beiden gegeneinander auszuspielen. Das gelang vorerst zwar nicht, aber trotzdem scheiterte diese Ehe letztlich und wurde 1958 geschieden.

Der neuen Beziehung des vor allem in München sehr beliebten Sängers war jedoch nur sehr kurze Dauer beschieden. Nicht einmal ein Jahr nach seiner Scheidung starb er plötzlich. Noch am 22. Mai 1959 - also vier Tage vor seinem Tod - stand er als Morone in Pfitzners "Palestrina" auf der Bühne.

Gemeinsame Ton-Dokumente

Im Opern-Fach gibt es eine ganze Reihe gemeinsamer Aufnahmen und Live-Mitschnitten des Sänger-Ehepaars Helena Braun und Ferdinand Frantz. Allerdings mit dem Wermutstropfen, dass die um drei Jahre ältere Helena Braun in manchen dieser Dokumente den Zenit ihrer Leistungsfähigkeit leider schon überschritten hatte.

So etwa im sonst hervorragend besetzten "Fidelio" des Hessischen Rundfunks aus dem Jahr 1952. Neben Frantz und Braun waren unter der Leitung von Winfried Zillig noch Helge Rosvaenge als Florestan, Otto von Rohr als Rocco und Willy Hofmann als Jaquino zu hören.

Von Hamburg nach München

Von 1937 bis 1942 war Frantz an der Staatsoper in Hamburg engagiert. Sein Ziel war aber die Bayerische Staatsoper - nicht zuletzt aus einem sehr persönlichen Grund, der Helena Braun hieß. Dieses Ziel erreichte Frantz schließlich auch, denn Clemens Krauss holte ihn als Nachfolger des legendären Bassisten Paul Bender nach München.

Damals war er vor allem im italienischen Fach zu hören, so etwa u. a. als Amonasro in Verdis "Aida", als Scarpia in Puccinis "Tosca", aber ebenso im französischen bzw. im slawischen Repertoire.

Von Hamburg nach München

Von 1937 bis 1942 war Frantz an der Staatsoper in Hamburg engagiert. Sein Ziel war aber die Bayerische Staatsoper - nicht zuletzt aus einem sehr persönlichen Grund, der Helena Braun hieß. Dieses Ziel erreichte Frantz schließlich auch, denn Clemens Krauss holte ihn als Nachfolger des legendären Bassisten Paul Bender nach München.

Damals war er vor allem im italienischen Fach zu hören, so etwa u. a. als Amonasro in Verdis "Aida", als Scarpia in Puccinis "Tosca", aber ebenso im französischen bzw. im slawischen Repertoire.

Wechsel zum Helden-Bariton

Doch nach dem Krieg - und nicht zuletzt dank großer Mithilfe seiner Frau - begann sich seine Karriere nun ganz in Richtung Heldenbariton zu entwickeln. Und in diesem Fach sollte er bald Weltgeltung erringen.

Und in diesem Fach wäre er - rein stimmlich betrachtet - eigentlich über seinen Fachkollegen Hans Hotter zu stellen. Aber das sind eher theoretische Erwägungen, denn Hotters Wirkung war mehr die eines Gesamterlebnisses, das allein durch Tonträger kaum zu belegen ist. Glücklich konnte jedenfalls das Publikum sein, das zwei derartige Künstler alternierend erleben konnte.

Jochanaan und "Palestrina"

Und im deutschen Fach gab es noch zwei Werke, in denen Frantz zu hören war: Strauss' "Salome" und Pfitzners "Palestrina". Den Jochanaan hatte er zwar bereits Anfang der 1950er Jahre im Rundfunkstudio gesungen, auf der Bühne verkörperte er ihn erstmals aber erst im März 1959, also knapp drei Monate vor seinem Tod. Seine Partnerin als Salome damals die hinreißende Inge Borkh.

In "Palestrina" sang Frantz gleich mehrere Partien, am häufigsten aber den Kardinallegaten Giovanni Morone - das war übrigens auch die letzte Rolle, die Frantz 1957 an der Wiener Staatsoper verkörperte.

Auch Konzertsänger

Zu den Facetten von Ferdinand Frantz' Karriere zählte auch der Liedgesang, wo er u. a. die Loewe-Balladen interpretierte. Und ältere Münchner erinnern sich noch begeistert an gemeinsame Liederabende von Frantz und Helena Braun in der Nachkriegszeit.

Damals wurden sie u. a. vom damals noch am Beginn seiner Weltkarriere stehenden junge Münchner Generalmusikdirektor Georg Solti am Klavier begleitet wurden. Allerdings gibt es davon leider keine Mitschnitte.

Ferdinand Frantz (1906-1959)

Geboren wurde der Sänger in Kassel und hieß eigentlich Franz ohne "t". Dieses zusätzliche "t" hat er sich erst später zugelegt, quasi um zu unterstreichen, dass Franz eben nicht sein Vor-, sondern sein Familienname war. Sein ursprüngliches Berufsziel war Drucker, Grafiker, aber nebenbei sang er schon immer.

Zunächst im Kirchenchor, aber spätestens mit 17 wurde man bei einem Schülerkonzert auf sein großes Talent aufmerksam, als er u. a. die große Bass-Arie aus der "Jüdin" sang. Damals begann er auch mit dem Gesangsstudium.

1927 Volontär in Kassel

Bereits 1927 war er Volontär am Staatstheater seiner Heimatstadt Kassel, 1929 war er in Görlitz engagiert. Danach folgten 1930 Halle an der Saale und dann Chemnitz.

In dieser Zeit verkörperte Ferdinand Frantz zunächst ausschließlich das Bass-Fach. Zu seinen Partien zählten damals etwa Daland, Fafner, Marke und Gurnemanz, im italienischen Fach Ferrando im "Troubadour", Pater Guardian oder der Fiesco in Verdis "Simone Boccanegra".

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 7. Februar 2006, 15:06 Uhr

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