Eine tragikomische Posse über den Alterungsprozess

4 nach 40

In einem Lift sind zwei Damen und zwei Herren eingeschlossen, die nur eines gemeinsam haben: Alle Vier wurden vor kurzem Vierzig. Die Zuschauer werden dabei Zeugen einer zwanghaft ablaufenden Gruppenselbsttherapie mit ungewissem Ausgang.

Ausschnitt aus der Tragikomödie

Zwischen dem 40. und 41. Stockwerk eines Wiener Bürohochhauses bleibt ein Lift stecken. Die Insassen - zwei Damen und zwei Herren - haben nichts, aber eines doch gemeinsam: Alle Vier wurden vor kurzem vierzig. Es entsteht eine klaustrophobische Situation, in deren Folge die Zuschauer Zeugen einer zwanghaft ablaufenden Gruppenselbsttherapie mit ungewissem Ausgang werden.

Die Ausgangssituation

Ein Wolkenkratzer mit 52 Etagen, ein Lift, der im 40 Stock stecken bleibt und vier Menschen, die allesamt kürzlich ihren 40 Geburtstag gefeiert haben. Vier unterschiedliche Schicksale und Temperamente treffen auf engstem Raum aufeinander - Fluchtmöglichkeit ausgeschlossen. Dies ist die Ausgangssituation von "4 nach 40“, in der Eva Marold und Steffi Paschke mit ihren Kollegen Reinhard Novak und Gerold Rudle eine kabarettistische Kooperation eingegangen sind.

Dieses boulevardeske Kabarettprogramm zwischen Himmel und Erde stammt von Leo Bauer und Fritz Schindlecker. Weil die vier völlig verschiedenen Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten nicht die Gelassenheit des Bundeskanzlers haben, kommt es zu ekelhaften Szenen voller Emotionalität, Sinnsuche, Lebens- und Todesangst.

Die handelnden Personen

Frau Mag. Elvira Tempsky alias Steffi Paschke, erfolgreiche Marketingstrategin mit einem Hang zum Buddhismus, wollte eigentlich in den 48. Stock zu einem Nobeljuwelier, um Trauringe zu kaufen. Doch ihr Langzeitverlobter hat ihr eben, als sie in den Lift gestiegen ist, den Laufpass gegeben.

Gilbert Sedelmaier, gespielt von Reinhard Novak, ist ein
aufgeblasener, arroganter Versicherungsvertreter, der auf dem Weg in den 58. Stock ist, um einer Schönheitschirurgin eine Kunstfehlerhaftungsversicherung anzudrehen. Angesichts des ungewissen Ausgangs dieses Lift-Abenteuers trinkt sich der an Klaustrophobie Leidende Mut an.

Die Hausfrau und Mutter Petra Zech-Kralic alias Eva Marold ist auf dem Weg zum Arbeitsamt im 53. Stock und optimistisch: Sie wird einen Job kriegen, weil sie einen kriegen muss. Ihr Mann ist arbeitslos und wäre eine Seele von einem Menschen, würde er weniger trinken.

Mag. Wolfgang Binder schließlich, verkörpert von Gerold Rudle, ist Mittelschullehrer aus Zwettl, Katholik und Musterehemann mit einem Hang zu Damen des leichten Gewerbes. Er hat sich schwer verschuldet, um seinen Leidenschaften frönen zu können. Sein letzter Ausweg: der oberste Stock des Wolkenkratzers. Hier möchte er all seinen Sorgen ein Ende bereiten.

Tragikomischer Seelenstrip

Das klaustrophobische Ambiente birgt jede Menge tragikomisches Potential, auch dann, wenn sich die einzelnen Protagonisten ihrer großen und kleinen Lebenslügen bewusst werden und - ohne es zu wollen - einen Seelenstrip hinlegen. Immer wieder bringen die einzelnen Akteure mit einem Fingerschnippen die anderen Mitspieler zum Verstummen, und man erhält als Zuschauer Einblick in die Gedanken der jeweiligen Figur.

Eva Marold, Steffi Paschke, Reinhard Novak und Gerold Rudle bewegen sich kabarettistisch souverän auf engstem Bühnenraum und lassen hoffen, dass das Leben nach vierzig auch ganz gut zu überstehen sein wird.

Die tragikomische Posse geht ab Februar auf Tournee durch Österreich: Start ist am 1. Februar im steirischen Gleisdorf im Forum-Kloster, dann geht es am 8. Februar nach Linz zum Posthof und anschließend am 9. Februar zur ARGE Kultur nach Salzburg.

"Contra"-Tipp

Conny Kreitmeier und Norbert Bürger sind auf der Bühne ein denkbar merkwürdiges Paar: Er wirkt in seinem Outfit - Pullunder, Cordhose und Collegschuhen mit weißen Tennissocken - wie ein wohlerzogener Highschool-Bubi, das kein Wässerchen trüben kann, und sie mimt in ihrer Lederkluft samt Netzstrümpfen und engster Corsage die Männer mordende Sexy-Rockröhre. Beide zusammen ergeben sie das "Orchester Bürger Kreitmeier". Und - obwohl nur zu Zweit - haben sie mehr Substanz als so manche Big Band: Mit E-Gitarre, Kinder-Keyboard, Plastikflasche, menschlicher Stimme und Sampler stellen sie jede Menge Klänge her, die zwar kein Kabarettprogramm ergeben, aber die Karikatur eines Rockkonzertes. Die Palette erstreckt sich dabei von Tango, Hip Hop über Rock'n'Roll, Techno und Funk bis hin zur Volksmusik.

Für die aberwitzige Show, in der so ziemlich alles parodiert wird, was in der Musikbranche zu finden ist, wird das Duo im Februar mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2006 in der Kategorie Musikkabarett ausgezeichnet. Zu hören ist die Show übrigens im zweiten Teil von "Contra". Live in Wien erleben kann man das Duo erst wieder im Herbst. Im Münchner Volkstheater präsentiert es aber am 30. und 31. Jänner seine neue DVD "Rockgiganten"; und die ist dann überall erhältlich.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 15. Jänner 2006, 22:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
In ihrem Programm "Lieder aus der Dusche" präsentieren Heilbutt&Rosen Pop-Hits der letzten 50 Jahre bis hin zu Jazz und Klassik in völlig neuem Gewand. Zu sehen ist diese Musikshow am Donnerstag, 19. Jänner, im Wiener Metropol, Beginn: 20:00 Uhr

Links
kabarett.at
e&a Public Relations
Orchester Bürger Kreitmeier
Heilbutt&Rosen