Präsentieren, aber richtig
Wenn die Technik streikt
Der Einsatz von Computern zu Präsentationszwecken bringt Zuseher zum Lachen und Vortragende ins Schwitzen. Trotzdem verzichtet keine Konferenz darauf; egal wie wenig aussagekräftig sie für die letzten Reihen gestaltet sein mögen.
8. April 2017, 21:58
Es gibt unzählige Ratgeber, die mehr oder weniger gute Tipps bei der Gestaltung von Powerpoint-Folien geben; es gibt Rhetorikseminare aber es gibt bislang keine wissenschaftliche Studie, die die Performanz visuell unterstützter mündlicher Präsentationen analysiert hätte. Das meinen zumindest die Leiter eines derartigen Forschungsprojekts Hubert Knoblauch und Bernt Schnettler von der TU-Berlin.
Rückblende
1984 hatte Bob Gaskins die Idee für ein Präsentationsprogramm und Dennis Austin goss es in Software. Powerpoint war Anfangs nur für den Mac geschrieben worden, um die Produktion von Oberheadfolien zu erleichtern.
Die Firma "Forethought" schrieb auch deswegen Computergeschichte, weil sie als eine der ersten 1987 von Microsoft aufkauft wurde. Das Präsentationsprogramm wurde alsbald mit Default Einstellungen und einfachen Zeichnungen ausgeliefert, um den Managern bei der visuellen Gestaltung ihrer Folien unter die Arme zu greifen.
Seit 1990 ist Powerpoint integraler Bestandteil des Microsoft Office Paketes und heute 250.000mal am Tag verwendet, zitiert Bernt Schnettler die Literatur. Wie oft es Vortragende und Zuseher zur Verzweiflung bringt, darüber gibt es noch keine Studie. Im Web nachzulesen ist nur, dass auch die Präsentationen von Bill Gates nicht ohne Pannen vonstatten gehen.
Der Sprung hin zum Kernpunkt
Langweilige Präsentationen können dazu führen, dass sich der Konferenzsaal leert. Hingegen scheinen technische Pannen zum Verweilen einzuladen; Keiner verlässt den Raum, nur weil der Beamer nicht funktioniert. Manchmal hat dieses Festhalten an den Folien schon fast etwas Zwanghaftes an sich.
Nicht selten wird man bei größeren Konferenzen, mit dementsprechend großer Bühne, Zeuge körperlicher Ertüchtigung: Wenn der Mensch selbst zum Curser mutiert, soll sein Publikum seinen vertikalen Sprung als horizontales Unterstreichen interpretieren. Manchmal verlangt es eben nach ganzem Körpereinsatz, um einem geschrieben Wort Nachdruck zu verleihen.
Der Informationswert der Wissensgesellschaft
Eine gute Präsentation, so sagt man, verwende nicht mehr als 40 bis 60 Wörter auf einer Folie, setze die Buchstaben groß genug und vor jedem Satz einen Kernpunkt.
Der amerikanische Informationsgestalter Edward Tufte kritisierte bereits vor ein paar Jahre die Informationsarmut dieser digitalen Overheadfolien. Seiner Meinung nach vermittelt eine Tabelle weit mehr an Informationen als es mit PowerPoint je möglich sein werde. Ein Zyniker wer behauptet, dass gerade deswegen PowerPoint als die Kulturtechnik der Wissensgesellschaft bezeichnet wird.
Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 15. Jänner 2006, 22:30 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich runterladen.
Links
TU-Berlin - Präsentationsstudie
Ohio State University - absolute powerpoint
Sean Alexander - Bill Gates im blog
Guy Kawasaki - Steven Jobs im blog