Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar
Könige unterwegs für Kenia
Die Arbeitslosenrate in Kenia liegt bei 50 Prozent. Allein in Nairobi leben zwei von drei Menschen in Slums. Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar unterstützt wie in jedem Jahr Projekte, die diesen Menschen eine Chance auf eine bessere Zukunft geben sollen.
8. April 2017, 21:58
Schwester Mary Killeen zur Situation in den Slums
Etwa 90.000 Kinder der Katholischen Jungschar sind heuer wieder in ihren Weihnachtsferien unterwegs, um als Kaspar, Melchior und Balthasar für Hilfsprojekte in Asien, Lateinamerika und Afrika zu sammeln. Durch die Spenden kann jedes Jahr mehr als einer Million Menschen geholfen werden.
Allein in Kenia unterstützt die Dreikönigsaktion mehr als 40 Hilfsprojekte. Vor allem in der Hauptstadt Nairobi, wo offiziell zweieinhalb Millionen Menschen leben - in Wirklichkeit sind es fast doppelt so viel, laufen vom Hilfswerk der Katholischen Jungschar mehrere Iniativen für Straßenkinder.
Rescue Dada - Rette meine Schwester
So heißt eine der vielen Hilfsinitiativen der Katholischen Jungschar in Nairobi. Es sind zwei schlichte Häuser am Rande eines Slums. 60 Kinder leben hier - vorwiegend Mädchen alleinerziehender Mütter, die vom Land in die Stadt gekommen sind und keine Arbeit gefunden haben. Sie enden alle auf der Straße.
Rescue Dada hat in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als 1.200 Mädchen zu einem neuen Start ins Leben geholfen. Die Sozialarbeiterinnen geben nicht nur den Müttern die Chance, einen Beruf zu erlernen, auch die Kinder werden in eine Vorschule geschickt, wo sie regelmäßig zu essen bekommen und beim Kochen mithelfen.
Erbärmliche Zustände in den Armenvierteln
Eine Schule in Nairobi, die ebenfalls das österreichische Hilfswerk unterstützt, liegt inmitten des Mukkuru-Slums. Rund eine halbe Million Menschen leben dort in erbärmlichen Wellblechhütten. In den schmalen Wegen steht das verschmutzte Wasser zentimeterhoch. Hier versuchen die Menschen mit allen Mitteln, Geld zu verdienen. Auf offener Straße werden Nüsse geröstet und zum Verkauf angeboten, an einer Ecke steht eine Frau und streicht mit einem heißen eisernen Bügeleisen ein blaues Hemd glatt - sie ist Büglerin; daneben steht ein Frisör. Hinter einer Plastikplane sieht man einen tragbarer Fernseher auf einem wackeligem Tisch stehen - es ist das Slum-Kino.
Hinter einem meterhohen Tor aus Stahl gehen hier die Kinder zur Schule, wobei ein Lehrer etwa 60 Kinder unterrichtet. Der Besuch der Grundschule ist in Kenia Pflicht und eigentlich kostenlos. Nur manche Schulen verlangen, einen Teil der Ausstattung zu bezahlen - etwa einen Tisch, einen Sessel oder eine Schuluniform. Viele Eltern können sich das nicht leisten, ebenso wenig wie eine Jause oder Bücher.
Zu Zehnt auf 15 Quadratmeter
Eines der Mädchen, das hier zur Schule geht, wohnt mit ihren sieben Geschwistern und ihren Eltern in einer etwa 15 Quadratmeter großen Wellblechhütte: "Zum Schlafen nehmen wir uns einfach einen dicken Pappkarton oder wir borgen uns einen aus. Auf dem machen wir es uns dann bequem. In der Früh suchen wir uns irgendeinen Platz, wo wir uns waschen können. Privatsphäre gibt es bei uns nicht", sagt die Zwölfjährige:
"Ich mag die Schule, es gibt hier etwas zu essen, es gibt Kleidung, es gibt Sozialarbeiter, und ich lerne etwas und habe hier viele Freunde". Mit ihren zwölf Jahren hat sie schon viel erlebt: Schlägereien, Raub und Vergewaltigung stehen in den Slums an der Tagesordnung ...
Weitere Initiativen
Neben Häusern und Schulen für Straßenkinder oder Kinder, die in den Slums leben, unterstützt die Dreikönigsaktion auch ein Projekt für Menschen, die mit dem HIV-Virus leben müssen. In einem Heim für ehemalige drogensüchtige junge Männer wird Sport unterrichtet, und in einem Seelsorgezentrum werden junge Menschen für die pastorale Arbeit in den Armenvierteln ausgebildet.
Insgesamt eine halbe Million Euro an Spendengeldern wurde im vergangenen Jahr in Hilfsprojekte in Kenia investiert. Koordiniert, begleitet und betreut werden diese Hilfsprojekte der Dreikönigsaktion von einem eigenen Büro in Nairobi. Geleitet wird es von der irischen Klosterschwester Mary Killeen, die bereits 30 Jahre in Kenia verbracht hat; die ersten zehn Jahre als Lehrerin; seit sie 40 ist, arbeitet sie in den Slums:
"Viele Kinder, die hier betreut wurden, sind später auf eine Universität gegangen; einige davon können ihre Träume verwirklichen. Am schlimmsten ist hier die hygienische Situation. Cholera oder Typhus ist daher keine Seltenheit, besonders wenn es stark geregnet hat. Man sieht hier oft Menschen, die mit bloßen Händen einen Rinnsaal graben, damit sich das Wasser nicht überall verteilt. Das Wasser ist total verschmutzt; es sind Würmer drinnen. Die Kinder, die hier barfuß laufen, haben die Würmer in den Füßen. Das macht sie schwach, und sie können nicht mehr zur Schule gehen".
Die Nomadendörfer im Norden Kenias
Von den insgesamt etwa 33 Millionen Menschen in Kenia, die in mehr als 40 verschiedenen Volksgruppen mit ihren eigenen Sprachen und Traditionen leben, gibt es hoch im Norden an der Grenze zu Äthiopien auch Nomadenvölker. Die Turkana, die sich in der Nähe des gleichnamigen größten See Kenias angesiedelt haben, leben von Ziegen, Rindern und Kamelen und hausen in kleinen Dörfern in Hütten aus Ästen, Laub und Lehm. Umzäunt sind diese Dörfer von einem Dornengestrüpp.
Das große Problem dieser Nomaden ist die Wasserknappheit. Brunnen, saubere Quellen sind oft kilometerweit weit weg. Deswegen sterben die Bewohner häufig an Nierenkrankheiten. Die Dreikönigsaktion unterstützt hier Wasserprojekte. Das kann die Anschaffung einer Pumpe sein oder auch die ökologisch nachhaltige Teilregulierung eines Flusses.
Christus mansionem benedicat
Durch eine weitere Initiative in den Nomadendörfern lernen die Frauen, Körbe zu flechten. Über eine Selbsthilfegruppe können sie diese dann verkaufen. Cosmas Longon, ein dort ansäßiger römisch-katholischer Priester, erzählt von den Hilfsmaßnahmen: "Das erste, was ich tue, ist, dass ich Menschen suche, die lesen und schreiben können, damit sie jene unterrichten, die das bis jetzt nicht können. Wir bilden auch Lehrer für eine Vorschule aus, und wir haben auch hygienische und medizinische Versorgung".
Viele wie er sind vorort, um den Menschen direkt zu helfen. Wir können das nur indirekt tun. Die tausenden Sternsinger erinnern uns jährlich daran, wenn sie mit geweihter weißer Kreide an die Türstöcke die Buchstaben "C. M. B." schreiben, was abgekürzt auf Lateinisch "Christus mansionem benedicat" - "Christus segnet dieses Haus" bedeutet. Sie erinnern uns daran, dass eine Million Menschen Hilfe brauchen.
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Links
Katholische Jungschar - Dreikönigsaktion
Wikipedia - Kenia