Der dichtende Tastenphilosoph
Alfred Brendel wird 75
Ein besonderes Geburtstagsgeschenk macht sich und seinen Fans der österreichische Pianist Alfred Brendel zu seinem 75. Geburtstag, den er am 5. Jänner begeht: Auf vier Doppel-CDs gibt der Virtuose einen Überblick über die vergangenen drei Jahrzehnte seiner Karriere.
8. April 2017, 21:58
Einen "Klavierdenker" hat man ihn genannt und einen "Tastenphilosophen"; rechtzeitig zum 75. Geburtstag des österreichischen Pianisten Alfred Brendel, am 5. Jänner, erscheinen nun bei Philips vier Doppel-CDs und Brendels erste Live-DVD. Damit soll ein Überblick über die vergangenen drei Jahrzehnte der mittlerweile 55 Jahre währenden Karriere des international renommierten Interpreten der Werke Mozarts, Beethovens und Schuberts gegeben werden.
Persönlicher Blick des Jubilars
Der charismatische und humorvolle Musiker, der sich auch als Autor einen Namen gemacht hat, zeigt auf den CDs eine persönliche Auswahl derjenigen Komponisten, die ihn besonders begleiteten: Beethoven, Haydn und Mozart, Liszt und Schumann sowie Schubert. Brendel war wesentlich mitbeteiligt an der Einbürgerung der Schubert-Sonaten und des Klavierkonzerts von Schönberg im internationalen Konzertrepertoire. Rechtzeitig zum Mozartjahr 2006 erschienen auch Brendel-Einspielungen der Klavierkonzerte KV 414 und 453 auf CD.
Von Mähren über Wien nach London
Brendel, der einer österreichisch-deutsch-italienisch-slawischen Familie entstammt, wurde am 5. Jänner 1931 in Loucne nad Desnou (Wiesenberg) in Mähren geboren, wo er seit 2005 Ehrenbürger ist. Er studierte Klavier, Komposition und Dirigieren in Zagreb und Graz und bildete sich bei Paul Baumgartner, Edwin Fischer und Eduard Steuermann weiter. 1950 kam er nach Wien und entfaltete seit dieser Zeit seine international anerkannte Tätigkeit als Pianist, die ihm in Europa, der Sowjetunion, den Vereinigten Staaten und in Japan zu großen Erfolgen verhalf.
Seit 1972 lebt der u. a. mit dem Cannes Classical Award für sein Lebenswerk (2001) und dem mit 150.000 Euro dotierten internationalen Ernst von Siemens Musikpreis (2004) ausgezeichnete Brendel in London. In Österreich tritt er regelmäßig bei den Salzburger Festspielen, im Wiener Musikverein, bei der Schubertiade in Feldkirch oder bei den Lockenhauser Kammermusikfesten im Burgenland auf.
Die Lust an der Zusammenschau
Seit vier Jahrzehnten ist er bei den Salzburger Festspielen zu erleben. Seit seinem ersten Klavierabend am 12. Februar 1957 hält er der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien die Treue, wo er oft mit Soloabenden, als Solist mit Orchester oder als Liedbegleiter zu Gast war. Im Frühjahr 1965 und im Winter 1982/83 spielte Brendel an jeweils sieben Abenden alle 32 Klaviersonaten von Beethoven, 1988 führte er Franz Schuberts spätes Klavierwerk in vier Konzerten zyklisch auf. Er war der erste Pianist, der das Klavierwerk Beethovens in seiner Gesamtheit auf Schallplatte aufnahm.
Ein musikalischer Aufklärer
Auch mit Fernsehsendungen und Buchpublikationen fand Brendel international große Beachtung. Eine erste Sammlung seiner musikalischen Aufsätze erschien 1977 unter dem Titel "Nachdenken über Musik", im Schubertjahr 1978 produzierte er die 13-teilige Fernsehserie "Alfred Brendel spielt Schubert" mit Einführungen zu den einzelnen Klaviersonaten. 1990 veröffentlichte der Künstler in London sein zweites Buch "Sounded out", dessen deutsche Fassung "Musik beim Wort genommen" seit 1992 vorliegt. Aber auch mit literarischen Texten tritt Brendel an die Öffentlichkeit. Ebenfalls erschienen die Gedichtbände "Ein Finger zuviel" und "Spiegelbild und schwarzer Spuk".
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Alfred Brendel