Mit Traumpaar Netrebko und Villazon
"Rigoletto" live aus der Met
Mit "Rigoletto", seinem ersten großen Erfolg, gelang Giuseppe Verdi der internationale Durchbruch. Auch in diesem Werk zeigt sich Verdis Suche nach Wahrhaftigkeit. Und diese ist durch die Traum-Besetzung dieser Ö1 Live-Übertragung aus der Met garantiert.
8. April 2017, 21:58
"Rigoletto" ist das erste Werk aus der sogenannten "Trilogie der Mitte", mit der Verdi der ganz große internationale Durchbruch gelungen ist und mit der er auch eine bis heute ungebrochene Popularität erreicht hat. Die beiden anderen Werke dieser Trilogie sind "Il Trovatore" und "La Traviata". Drei Werke also, die abgesehen vom relativ kurzen Zeitraum, in dem sie geschrieben wurden - wobei die Kompositionszeiten teilweise auch ineinander greifen - einerseits sehr gegensätzlich erscheinen, dennoch einen inneren Zusammenhang demonstrieren, der vielleicht mit dem Wort "Wahrheit" zu definieren wäre, das Verdi stets besonders wichtig war:
"In den Künsten gefällt mir alles, was schön ist", hat Verdi einmal gemeint, "mir gefällt das Heitere, das Ernste, das Schreckliche, das Große, das Kleine und so weiter und so fort. Alles, alles, wenn nur das Kleine klein, das Große groß, das Heitere heiter ist und so fort. Mit einem Wort: wenn nur alles ist, wie es sein muss: w a h r !!!"
Wahrhafte Besetzung mit Netrebko und Villazon
Und Wahrhaftigkeit demonstriert diese Ö1 Live-Übertragung des "Rigoletto" aus der New Yorker Met allein schon durch die Besetzung mit zwei jungen, glaubwürdigen Künstlern als Herzog und Gilda, die innerhalb kürzester Zeit unglaubliche Popularität in aller Welt erreicht haben: Anna Netrebko und Rolando Villazon.
Dazu kommt noch der aus Rom gebürtige Carlo Guelfi in der Titelrolle, der mit dieser Live-Übertragung ebenso sein Met-Broadcast-Debüt feiert wie Rolando Villazon.
Verdis Probleme mit Zensur
Ursprünglich sollte diese Verdi-Oper unter dem Titel "La Maledizione" herauskommen, doch Verdi hatte wie so oft in seiner Laufbahn hier wieder einmal ziemliche Schwierigkeiten mit der österreichischen Zensur, handelte es sich beim Titelhelden doch um eine historische Figur:
Nämlich um Triboulet, den Hofnarren des Königs Franz I. von Frankreich. Und das führte seitens der Zensurbehörde natürlich sofort zu entsprechenden Einwänden.
Verdis Kampf für Rigoletto
Viele davon konnte Verdi gelten lassen, so etwa die Verlegung der Handlung nach Italien, den Wechsel von einem französischen König zu einem anonymen Herzog von Mantua. Auch über eine Änderung des Titels ließ er mit sich reden, für seine Hauptfigur aber kämpfte Verdi leidenschaftlich:
"Ich finde es gerade schön, diese so gänzlich missgebildete, lächerliche, doch ganz leidenschaftliche, liebevolle Gestalt darzustellen. Nur dieser Eigenschaften wegen habe ich diesen Stoff gewählt, und wenn diese ursprünglichen Wesenszüge gestrichen werden, kann ich keine Musik dazu schreiben".
Ein Welterfolg
Schließlich konnte Verdi sich aber doch mit der Zensur arrangieren und das Publikum in Venedig - und schon bald darauf in aller Welt - dankte ihm für diese Oper bis zum heutigen Tag mit andauerndem Erfolg.
Allen Snobisten zum Trotz, über die Verdi sich einmal sehr treffend so geäußert hat: "Verführt von großen Worten, die keinen Sinn haben, schluckt ihr anderswo die Langeweile unter dem Titel 'Große Kunst', als ob die italienische Oper in ihrer Gesamtheit, die wahre, gut gemachte Oper, nicht zur großen Kunst gehörte!"
Interessantes Pausen-Programm
Auch das Pausen-Programm dieser Ö1 Live-Übertragung aus der Met bietet Interessantes: In der ersten Pause gibt es ein Gespräch zwischen der amerikanischen Starsopranistin Renée Fleming und Joseph Volpe, dem im kommenden Jahr nach 40-jähriger Tätigkeit scheidenden Generalmanager der Met.
In der zweiten Pause ist dann zu hören, wie Verdis "Rigoletto" früher in der Heimat von Anna Netrebko gespielt wurde - also auf russisch und mit wunderbaren Stimmen, die leider kaum den Sprung über den Eisernen Vorhang geschafft haben.