Stilgetreue Renovierungen

Architektur und Kultur in Budapest

In Budapest erwachen historische Gebäude zu neuem Leben. Die jüngst renovierten Museumsbauten zum Beispiel, die zumeist vom ungarischen Stararchitekten des 19. Jahrhunderts, Ödön Lechner, geplant wurden, bewahren das kulturelle Gedächtnis der Stadt.

Zsigmond Quittner war verliebt, als er für die Gresham Versicherung eine Luxusresidenz am Budapester Donauufer entwarf. Deshalb tauchen so viele Herzen in der Innendekoration des Jugendstil-Gebäudes auf. Quittners Auftraggeber ließ dem Architekten freie Hand und stattete ihn vor allem auch mit dem nötigen Budget aus, um den Prunkbau mit Blick auf die Hügel von Buda zu realisieren. 1906 wurde der Gresham Palast fertig gestellt und sogleich zu einer der renommiertesten Adressen der Stadt.

In den 20 Jahren traf sich der "Gresham Kreis", eine Gruppe einflussreicher ungarischer Künstler, in dem Gebäude, das neben den Büroräumen der Versicherung auch Luxusapartments und ein mondänes Kaffeehaus beherbergte. Das Pódium Cabaret im Gresham Palast unterhielt Avantgarde und Bourgeoisie mit satirisch-politischem Programm, sehr zum Missfallen einiger Autoritäten.

Im Zweiten Weltkrieg trug das Gebäude schwere Schäden davon. 1948 wurde der Palast zum Staatseigentum erklärt, die großzügigen Apartments in kleine Einheiten aufgeteilt und als Verwaltungsbüros benützt. Der Palast verfiel. Passanten sollen die Zsolnay-Keramiken, die von der Fassade gebröckelt waren, vom Gehsteig aufgelesen haben.

Heute ein Hotel
Heute ist ein Four-Seasons-Hotel in den Gresham-Palast eingezogen, nachdem das Gebäude um 85 Millionen Dollar renoviert wurde - Sinnbild für das architektonische Facelifting, das Budapest seit 1989 verpasst bekommt.

Auf die historische Architektur ist man stolz in Budapest. Die Vorzeige-Monumente wurden zum Großteil nach 1873 - dem Jahr, in dem die Städte Pest, Buda und Óbuda zusammengelegt wurden - erbaut und strotzen vor nationaler Selbstdarstellung. 1896 war das Jahr der Tausend-Jahr-Feiern Ungarns, auf die man in Budapest fleißig hinbaute. Die neogotische Fischerbastei wurde genauso 1896 eröffnet wie auch das Museum für Angewandte Kunst.

Das Museum wurde mit dem erklärten Ziel der Darstellung und Verfeinerung des ungarischen Geschmackes im Kunstgewerbe konzipiert. Die Architekten Ödön Lechner und Gyula Bartos legten großen Wert darauf, nur ungarische Handwerker für die Realisierung ihrer Entwürfe zu beschäftigen. Die überbordenden Verzierungen des Museums verdeutlichen den Spitznamen "der ungarische Gaudí", den Lechners Architektur ihm eintrug.

Farbenrausch
Die große Halle des Museums wurde in den 20er Jahren weiß getüncht, da man fand, der Lechnersche Farbenrausch lenke die Aufmerksamkeit von den ausgestellten Objekten ab.

Das Architektenduo Lechner und Bartos zeichnet auch für das Geologische Museum von Budapest verantwortlich, ein Gebäude, dessen Reiz sich vor allem von seinem Dachfirst aus offenbart. Blaue Ziegel nach Lechners Entwurf im Zsolnay-Werk in Pecs gebrannt, machen die Dachlandschaft zu einem optischen Erlebnis - und natürlich auch der Blick über die Dächer der Budapester Innenstadt.

Die Führung im Geologischen Museum verdeutlicht, wie Ungarn durch seine tektonische Beschaffenheit zum Thermen-Dorado wurde, eine Tatsache, die sich bei einem Besuch des Széchenyi-Bades auch leicht überprüfen lässt.

Lukullische Genüsse

Kulinarisch zeigt sich Budapest in der Großen Markthalle von seiner traditionsbewussten Seite. Unzählige bunt bestückte Stände bieten "original ungarische" Imbisse und Produkte feil. Zu Ende des 19. Jahrhunderts zählte Budapest bereits mehr als eine halbe Million Einwohner und 44 Märkte. Die meisten Lebensmittelumschlagplätze hatten kein fließendes Wasser und waren mangels ausreichender hygienischer Vorkehrungen Brutstätten für Krankheiten aller Art. Die Stadt beschloss, eine neue Halle nach modernsten Standards erbauen zu lassen.

Der Architekt Samu Pecz entwarf die 150 Meter lange Markthalle, die mit ihrer eisernen Struktur an einen liegenden Eiffelturm erinnert. Mit Paprika und Knoblauch, Salami, Obst, Gemüse und Fisch decken sich die in- und ausländischen Besucher der Markthalle ein. Ob Souvenirs, Kunstgewerbe, Wein oder Spirituosen - feilschen ist angesagt.

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Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 29. Juli 2007, 10:06 Uhr

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