Fantasy von C. S. Lewis
Die Chroniken von Narnia
Als programmierter Nachfolgefilm der Erfolgstrilogie "Der Herr der Ringe" startet diese Woche der Fantasy-Großfilm "Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia" in den Kinos. "Ring"-Fans, aber nicht nur sie, werden enttäuscht sein.
8. April 2017, 21:58
Die Wahl des siebenteiligen Kinderbuch-Zyklus "Die Chroniken von Narnia" als Nachfolgestoff für die Sage vom "Herrn der Ringe" lag nahe, vielleicht zu nahe: Saß "Narnia"-Erfinder C. S. Lewis (1898 - 1963) doch gemeinsam mit "Ring"-Schöpfer J. R. R. Tolkien in jenem erlauchten Kreis der so genannten "Inklings" ("Tintenkleckser"), zu dem sich in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts etliche literaturbegeisterte Oxford- und Cambridge-Professoren zusammengeschlossen hatten.
Lewis trug zum bevorzugten Genre der Groß-Fantasy einen Siebenteiler bei, der um ein Märchenland namens "Narnia" kreiste, das nur durch die Rückwand eines Kleiderkastens betreten werden kann und in dem einander ein patriarchalischer Löwenkönig und eine böse Eishexe einen (theologisch grundierten) Kampf liefern.
Größenwahnsinniger Kinderfilm
Schon das Buch zielt in seinem betulichen Gestus primär auf ganz junges Lesepublikum ab, und der Film, den "Shrek"-Regisseur Andrew Adamson jetzt nach dem (chronologisch gesehen) zweiten Band des Siebenteilers gedreht hat, mutet vollends an wie ein größenwahnsinniger Kinderfilm. Um zig Millionen Dollar wird da eine im Grunde dünne 140-Seiten-Geschichte mit allen erdenklichen (Digital-)Tricks zum Zweieinviertel-Stunden-Epos aufgebläht. Heißt es im Buch etwa eingangs nur lakonisch "Im Krieg wurden (die vier Kinder) wegen der vielen Luftangriffe von London fortgeschickt", so inszeniert Adamson da einen kompletten Mini-Kriegsfilm mit drohend heran fliegenden Kampfgeschwadern und fliehenden Zivilisten.
Aslans Opfertod
Aus dem Buch übernommen wurden sämtliche Anspielungen auf das Neue Testament, die der bekennende Anglikaner C. S. Lewis in seinen Text gepackt hatte: Eines der Kinder ist ein Verräter wie Judas, der Löwenkönig Aslan bringt sich selbst zum Opfer dar, um christusgleich wieder aufzuerstehen, und die Kinder werden, beredt genug, mit "Adams Sohn" und "Evas Tochter" angesprochen. In Amerika wird der Streifen, der hier zu Lande als simple Fantasy durchgeht, denn auch gezielt bei fundamentalistischen Christen beworben. Ob ihm das geschäftlich hilft, bleibt abzuwarten. Auf die (im Erfolgsfall angekündigte) Verfilmung auch der anderen Narnia-Teile hält sich die Vorfreude jedenfalls in allerengsten Grenzen.
Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia
(The Chronicles of Narnia: The Lion, The Witch and The Wardrobe)
USA, 2005
Mit: Jim Broadbent, Georgie Henley, William Moseley, Tilda Swinton
Drehbuch und Regie: Andrew Adamson