Vom schweren Los österreichischer Filmzeitschriften
Kino zum Durchblättern
"RAY" ist tot - es lebe "ray"! Die österreichische Filmzeitschrift wagt nach dem Konkurs des Trägerverlages einen Neustart mit geändertem Layout. Woran liegt es, dass es Filmzeitschriften in Österreich im Allgemeinen immer schwer haben?
8. April 2017, 21:58
Schwer und elegant liegt sie da, die neue Ausgabe von "ray". Die Lettern des Titels sind jetzt Klein- statt Großbuchstaben wie bisher, und auch sonst hat sich einiges geändert. Das Heft ist jetzt, nach dem angemeldeten Konkurs des ursprünglichen Verlages, ins Eigentum der Redaktion übergegangen und hat sich nicht zuletzt ein neues Layout gegönnt. Klarere Strukturen, größere Bilder und eine Konzentration auf das Kernthema Film verspricht Chefredakteur Alexander Ungerböck. Dem ersten Augenschein nach ist man auf dem richtigen Weg.
Trotzdem ist so ein Projekt naturgemäß eine Zitterpartie - vor allem in Österreich, wo es Filmzeitschriften schon immer besonders schwer hatten.
Von "Action" zum "Filmlogbuch"
Das war schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts so, als die Betreiber der allerersten Wiener Programmkinos, Herbert Holba und Peter Spiegel, als Begleitmaterial eine eigene, zunächst noch vervielfältigte Zeitschrift namens "Action" auf den zunächst nur mäßig interessierten Markt warfen. Die anfangs streng cineastische Blattlinie verbreiterte sich mit wachsendem Erfolg immer mehr ins bunt Kommerzielle, was denn auch zum Ende der Publikation führte.
In den frühen 1980er Jahren gab es die großformatige "Filmschrift", etwas später traten gleichzeitig das ambitionierte "Filmlogbuch" und das grafisch eigenwillige "blimp" aus Graz an - alles nur noch Geschichte.
Auf der Suche nach der klaren Linie
Woran lag's bzw. liegt's? Natürlich zunächst einmal an der Kleinheit des Marktes. Österreich ist nun einmal ein Land mit einer überschaubaren Anzahl filminteressierter Leser - von ihnen allein kann wohl keine Zeitschrift leben (so sie sich nicht, wie das in seiner Art durchaus gut gemachte "Skip", als Gratis-Werbeträger der Filmwirtschaft begreift).
Dazu kommen immer wieder Unsicherheiten in der Zielsetzung: Wen will man bedienen, was will man erreichen? Zwischen strenggläubigem Filmkunstanspruch und süffiger Breitenwirkung wird oft die klare Linie verfehlt, und auch "Ray" war in der Vergangenheit von dieser Unsicherheit nicht immer frei.
Da hat es ein vergleichsweise kleines Blatt wie das Mödlinger "Celluloid" leichter, da es sich von vornherein auf das Thema Österreichischer Film konzentriert. Für die Zukunft ist - angesichts einer immer brutaler kommerzialisierten Filmlandschaft - jeder Filmzeitschrift mit intellektuellem Mindestanspruch jedenfalls der denkbar durchschlagendste Erfolg zu wünschen.
Link
ray