Helden der Arbeit

Workingman's Death

Nach "Megacities" hat der österreichische Filmemacher Michael Glawogger in seinem Dokumentarfilm "Workingman's Death" erneut Impressionen aus aller Welt zusammengetragen. Gemeinsames Thema: manuelle Arbeit im 21. Jahrhundert.

Michael Glawogger im Gespräch mit Arnold Schnötzinger

Ein paar Männer liegen in der schmalen Spalte einer aufgelassen Kohlemine im ukrainischen Donbass. Mit Hammer und Meißel machen sie sich stundenlang an den Kohleresten zu schaffen. Dies ist nur eines der Beispiele höchst archaischer Arbeitsbedingungen, die der österreichische Regisseur Michael Glawogger in seinem film "Workingman's Death" zusammengetragen hat. Ähnliches hat Glawogger noch bei Schwefelträgern in Indonesien, auf einem Schlachthof in Nigeria, beim Verschrotten von Schiffstankern in Pakistan und an den Hochöfen chinesischer Stahlwerke vorgefunden.

"Ich wollte - im übertragenen Sinn -, dass der Zuseher beim Sehen des Films den Schwefelkorb am Rücken trägt oder in einer schmalen Spalte liegt", meint Michael Glawogger. Und weiter: "Ich wollte den Arbeiter nicht als Vehikel einer Ideologie verwenden, sondern Arbeit sinnlich spürbar machen und damit auch den heutigen Arbeiter zu einem Helden machen."

Materieller Überlebenskampf

"Fünf Bilder zur Arbeit des 21. Jahrhunderts", so nennt Glawogger seinen Film im Untertitel. Doch dieser Untertitel täuscht, denn bei den gezeigten Arbeitsverhältnissen drängen sich mehr Erinnerungen an das 19. Jahrhundert auf. Dabei verdeutlicht "Workingman's Death" auch, dass Menschen, die täglich im materiellen Überlebenskampf stehen, kaum eine Wahl in der Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen haben. Damit entsteht auch ein Kontrast zu den vielfach glatten Bildern einer hoch technisierten und sterilen Industriewelt.

Poetische Faszination

Trotz der harten, brutal abschreckenden Wirklichkeit, versprühen Glawoggers Bilder neben spektakulärer Exotik eine poetische Faszination und machen auch die im Lauf des Filmens aufgebauten zwischenmenschlichen Beziehungen spürbar: "Wenn man Arbeiter filmt und die merken, dass man selbst dabei hart arbeitet, dann sind sie deine Freunde", erklärt Michael Glawogger den Zugang zu seinen Protagonisten.

Schwerstarbeit verschwindet nicht

Doch was in Entwicklungs- und Schwellenländern tägliche Anstrengung ist, hat in westlichen Industriestaaten schon wieder Unterhaltungswert erreicht, etwa wenn ein 1985 im Ruhrgebiet stillgelegtes Stahlwerk als riesige Lichtinstallation zur industrieromantischen Begehung freigegeben wird. Ein Licht ist auch Regisseur Michael Glawogger im Lauf seiner Dreharbeiten aufgegangen: "Schwerstarbeit verschwindet auch heute nicht, vielmehr ist sie weniger offen sichtbar als früher."

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Workingman's Death
Österreich, Deutschland, 2005
Buch und Regie: Michael Glawogger