Design als Weiterentwicklung der Grafik
Mathias Roher, Industrial Design
Grafisches Arbeiten interessierte ihn immer schon: Mathias Roher, Jahrgang 1979, der seit 2002 an der Kunst-Uni Linz scionic - Industrial Design Education Austria studiert. Er ist Gewinner des Münchner Designwettbewerbs "Jahrhunderttüte 2006".
27. April 2017, 15:40
"Ein gewisses Darstellungstalent auf visueller Basis hatte ich seit Kindheit. Und die Grafikarbeit ist eine Weiterentwicklung dessen. Der Design-Bereich ist eine Weiterentwicklung der Grafik, weil es ein Wechsel vom Zwei- zum Dreidimensionalen ist", erzählt Mathias Roher, gebürtiger Oberösterreicher aus Wels, Jahrgang 1979, der nun seit 2002 an der Kunst-Uni Linz scionic - Industrial Design Education Austria Linz studiert.
Davor hatte der Nachwuchsdesigner an der HTL1 in Linz seine Ausbildung grafische Ausbildung erhalten. "Zunächst war Industrial Design an der Kunstuni relativ klassisch angelegt. Seit zwei Jahren wurde unter der neuen Leitung von Axel Thallemer diese Studienrichtung nun umbenannt. Sie bietet die Grundlage für den Gestaltschaffenden an der Schnittstelle von Mensch, Natur und Technologie. Als Weiterentwicklung des Design-Begriffes nennt sich die neue Richtung scionic, um die Intention zu bezeichnen, aus Vorbildern der Natur wissenschaftlich forschend Inspirationen zu generieren", erläutert Roher, der nun kurz vor dem Diplom steht, noch ein Auslandssemester plant und sein Studium voraussichtlich im Herbst 2008 abschließen wird.
Faszinierende Möglichkeiten
"Im grafischen Bereich muss man zwischen Grafik- und Produktdesign unterscheiden, aber es gibt prinzipielle Parallelen. So ist es z.B. faszinierend, eine Werbkampagne auf grafischer Basis zu gestalten, hier verschiedene Bereiche einfließen zu lassen und zu sehen, was das beim Konsumenten auslöst. Ist es eine rein künstlerische Arbeit, reicht es, wenn sie den Konsumenten emotional anspricht", erläutert Roher.
Klare Linie und innovativer Ansatz
"Meine Arbeiten sind vom Visuellen her reduziert. Mein Grundsatz lautet: sowenig Text wie möglich, relativ großer Bildanteil und möglichst eine innovative Idee", beschreibt Roher seinen künstlerischen Ansatz.
"Bevor man mit einem grafischen Projekt beginnt, muss man theoretische Vorarbeit leisten, z.B. was die Zielgruppe betrifft. Da wird im Grafikbusiness meist zu kurzfristig gearbeitet. Gut ist ein Produkt dann, wenn es eine klare Aussage hat."
Vielfältige Praxis
Im Laufe der Jahre konnte der junge Nachwuchsgrafiker inzwischen vielfältige Erfahrungen sammeln: so war er zunächst als Werbegrafiker bei der Linzer Agentur Altmüller in Teilzeit tätig, arbeitete bei Promotion Austria und sammelte bis vor zwei Jahren Erfahrungen auf dem gebiet der Werbegrafik und der Visualisierung.
"Begonnen habe ich mit klassischer Werbegrafik, dann verlagerte sich meine Tätigkeit in den Eventbereich, wo es um Messebauten und Bühnenbilder ging, und ich habe auch 3D-Visualisierung gemacht. In Verbindung mit meinem Studium bin ich nun in Salzburg für ein Produktdesign-Büro tätig", berichtet der Nachwuchskünstler.
Gewinner des Wettbewerbs "Jahrhunderttüte"
Erst jüngst gewann Mathias Roher den deutschen Designwettbewerb "Jahrhunderttüte 2006", der anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums der Tragetasche aus Papier - sie wurde 1906 in Deutschland patentiert - stattfand. Insgesamt waren zu dem Bewerb, der im Dezember des Vorjahres stattfand, rund 150 Motive eingereicht worden.
"Für mich war es sehr interessant, an diesem Wettbewerb teilzunehmen, weil die Aufgabenstellung im Zwischenbereich von Grafik- und Produktdesign lag und es meine Entwicklung auf beiden Gebieten widerspiegelt. Und es gibt nun Überlegungen, dass die von mir kreierte Tragtasche in einer limitierten Edition von der Vereinigten Papierwarenfabriken GmbH produziert wird", freut sich der erfolgreiche Grafikkünstler.
Stipendium für Interieur-Konzept 2004
Mit einem Kunstförderungsstipendium der Stadt Linz, das Roher 2005 erhielt, erstellte er mit seiner Studienkollegin Marlene Traxler für die Waldviertler Firma GEA, einen Schuhhersteller aus dem Waldviertel, der auch über einen kleinen Möbelbereich verfügt, ein Konzept für ein Möbel-Set, mit dem jüngeres Publikum angesprochen werden sollte.
"Es handelt sich bei diesem Projekt um ein Regalsystem mit Sitz-Liege-Möglichkeit. Wir haben dann im Modell zwei Teile umgesetzt. Ein Regal-Typ ist mit Schlitzen versehen, wo man diverse Lektüre einstecken kann. Das zweite Regal-Modell hat Stäbe, zwischen die man Bücher oder Tonträger fügen kann. Es geht hier nicht darum, möglichst viel unterzubringen, sondern quasi den Besitzer zu porträtieren - denn dieses Modell zeigt plakativ, welche Lektüre er hat. Die dazugehörige Liege-Einheit besteht aus drei Teilen besteht, die zueinander drehbar sind - und wodurch unterschiedliche Liegelandschaften geschaffen werden können", beschreibt Roher diese Arbeit.
"Urban Dance"-Studie für Nike Play Award 2004 nominiert
Im Jahr 2004 wurde Mathias Roher für sein Konzept "Urban Dance" für den Nike Play Award Berlin, der jährlich stattfindet und immer unter einem Sport-Motto steht, nominiert.
"Hier handelte es sich um ein Schuh-Konzept in Zusammenhang mit verschiedenen modernen Tanzstilen wie z.B. Breakdance. Ziel meiner Überlegungen war es, einen speziellen Tanzschuh für Jugendliche zu entwickeln. Es handelte sich also um ein relativ 'verstaubtes' Thema, das man ja eher mit klassischem Tanz verbindet. Ich habe ein Anforderungsprofil definiert, was ein solcher Schuh benötigt. Hier ging es sehr um Materialtechnologie, Verschleißbarkeit, Ergonomie sowie auch um einen Bezug zu den diversen Musikrichtungen."
Mitarbeit an Projekt für neue Pöstlingberg-Bahn
Auch am Kooperations-Projekt der Kunstuni mit den Linz AG Linien für die neue Pöstlingberg-Bahn, die für 2009 anlässlich des Kulturhauptstadtjahres geplant ist, war Mathias Roher beteiligt. Ein 12-köpfiges Studententeam erstellte zwei Konzepte: die Retro-Variante verbindet alte ästhetische Prinzipien mit neuer Technologie, im zweiten Konzept wurde eine futuristische Variante entwickelt.
"Letztlich hat man sich für die Retro-Variante entschieden. Derzeit wird nun entschieden, wer dieses Konzept umsetzen wird. Es war eine äußerst spannende Arbeit, weil man als Student sonst kaum an solche Projekte kommt", berichtet Roher.
Wunsch nach universellem Aufgabengebiet
Wie lautet der Zukunftswunsch des erfolgreichen Nachwuchsdesigners?
"In den nächsten Jahren wäre es mein Ziel, viele unterschiedliche Design-Bereiche kennen zu lernen und mich weiter fortbilden zu können. Darum möchte ich in einem möglichst universellen Unternehmen tätig sein, um an unterschiedlichen Projekten arbeiten und Erfahrungen sammeln zu können", resümiert Mathias Roher.
Kontakt
Mathias Roher
Links
Kunstuniversität Linz
OÖ. Nachrichten - Designer-Waggons für Pöstlingberg-Bahn
GEA
Linz AG
Nike Play Award
scionic
Vereinigte Papierwarenfabriken GmbH