Betroffenen ist gar nicht zum Lachen zu Mute
Das Reizdarm-Syndrom
Jeder Zweite, der sich an einen Gastroenterologen wendet, ist von dem so genannten Reizdarm-Syndrom (RDS) davon betroffen. Experten schätzen, dass zwischen zehn und 20 Prozent der Österreichischen Bevölkerung am Reizdarm-Syndrom leiden.
8. April 2017, 21:58
In den letzten Jahren haben die Gastroenterologen dem so genannten Reizdarm-Syndrom (RDS) vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Experten schätzen, dass zwischen zehn und 20 Prozent der Österreichischen Bevölkerung am Reizdarm-Syndrom, im Englischen als Irritable Bowel Syndrom bezeichnet, leiden.
Diese Störung ist ausnahmsweise mal nicht auf die Industriestaaten beschränkt. RDS gibt es auch in Entwicklungsländern.
Häufig - aber bislang wenig beachtet
Ein Kennzeichen von RDS ist, dass es keine nachweisbaren Veränderungen gibt. Das bedeutet, die Betroffenen wandern von Arzt zu Arzt und keiner findet eindeutige Schäden im Magen-Darm-Trakt. Daher wurden vom RDS Betroffene in der Vergangenheit allzu häufig als Hypochonder abgestempelt. Mittlerweile sollte dies der Vergangenheit angehören.
Das Reizdarm-Syndrom ist zum Glück keine schwere Erkrankung. Die Auswirkungen aber sabotieren die Lebensqualität gründlich. Die Betroffenen leiden unter Bauchkrämpfen, Missempfindungen im gesamten Bauchbereich, Verstopfung, Durchfall oder Blähungen - diese Unannehmlichkeiten können sich auch abwechseln. Betroffene müssen ihr Leben so planen, dass immer die nächste Toilette in Reichweite ist.
Ursachen von RDS - reine Nervensache?
Das Erkrankungsbild ist komplex. Ursache ist eine Fehlsteuerung der Signalübermittlung zwischen Gehirn, dem Nervengeflecht des Darms und den Darmmuskeln. Die genauen Gründe dafür kennt man noch nicht.
RDS-Patienten reagieren äußerst empfindlich auf Dehnungsreize, die während der Verdauung auf den Darm wirken. Experten sprechen von der viszeralen Hypersensitivität. Gesunde Menschen nehmen diese normalen Verdauungsvorgänge gar nicht wahr. Reizdarm-Patienten empfinden sie jedoch als unangenehm oder schmerzhaft.
Je ballaststoffreicher und damit schwer verdaulicher die Kost ist, desto schlimmer werden die Beschwerden. Denn jede Mehrarbeit für den Darm bedeutet auch mehr Dehnungsreiz und damit intensivere Schmerzen. Außerdem spielen Stress und eine Vielzahl von Nahrungsmitteln als Auslöser eine wichtige Rolle.
Die Therapiemöglichkeiten
Medikamente können nur die Symptome lindern. Die Behandlung richtet sich dabei nach den fünf unterschiedlichen Beschwerdegruppen: Schmerzen, Verstopfung, Durchfall, Blähungen und psychische Probleme, also Stress.
Dauertherapien mit Medikamenten sind ziemlich problematisch. Denn Abführmittel oder Medikamente, die den Darm beruhigen, können paradox wirken - also den ohnehin schon gereizten Darm völlig entgleisen lassen. Daher sollte für jeden Patienten ein individuelles Konzept erstellt werden.
Diäten und Komplementärmedizin
Für RDS Patienten gibt es keine einheitlichen Diätrichtlinien - zu unterschiedlich sind die Reaktionen auf bestimmte Nahrungsmittel wie rohes Obst und Gemüse, Müsli etc.
Manche Patienten reagieren sehr gut auf pflanzliche Arzneimittel. Auch Kuraufenthalte können die Beschwerden deutlich bessern. Einen besonderen Stellenwert haben psychotherapeutische Hilfestellungen, vor allem wenn die Beschwerden durch andere Maßnahmen nicht gelindert werden können.
Psychische Hilfestellungen
Dass die Seele auf den Magen-Darm-Trakt einen erheblichen Einfluss hat, ist leicht nachvollziehbar. Alles was entspannt oder den Stress mindert, wirkt sich positiv aus.
Muskelrelaxation nach Jakobson, Saunabesuche, Tai chi, Meditations-CD´s, Spazierengehen etc. Es kommen auch viele verschiedene Psychotherapeutische Verfahren in Frage. Besonders hilfreich ist eine auf das RDS abgestimmte Hypnosetherapie.
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