Der wilde Schlag meines Herzens

8. April 2017, 21:58

Der Vater ist von Toms Klavierplänen nicht begeistert.

Durch einen Zufall wird der 28-jährige Tom (Romain Duris), Sohn einer verstorbenen Pianistin, mit seiner Vergangenheit konfrontiert; eine Vergangenheit, die einst bessere Zeiten versprochen hatte, denn aus dem ehemaligen Klaviertalent ist ein dubioser Pariser Immobilienmakler geworden, der seinen Geschäften - je nach Anforderung - mit Krawatte oder schwarzer Lederjacke nachgeht.

Da werden Ratten in den Wohnungen unliebsamer Mieter ausgesetzt und sollte das noch nicht wirken, dann wird mit dem Baseballschläger nachgeholfen. Als Tom aber den ehemaligen Agenten seiner Mutter trifft, ändern sich Charakter und Leben. Die Erinnerung kehrt zurück, ebenso die Leidenschaft für die Musik, aber das Können versagt.

Geschichte einer Veränderung

Die Musik wird zum Kanalisationsinstrument, zum Vehikel der Veränderung. Rund um diesen Veränderungsprozess entwirft Regisseur Jacques Audiard eine Geschichte von zerbrochenem Familienheil, von versagter Liebe, von Sehnsüchten und Obsessionen, erzählt von einem Mann, der mit rauer Schale durch das Leben geht, wo er doch eigentlich den weichen Kern seines Wesens entfalten möchte. Doch genauso holprig wie die anfänglichen Fingerübungen am Klavier ist der Weg, mit sich selbst ins Reine zu kommen, Wunden aufzuarbeiten, schwierige zwischenmenschliche Beziehungen, etwa zum Vater, neu zu regeln.

Filmhistorische Bezugspunkte

Als Ausgangspunkt diente Regisseur Audiard der in der New Yorker Mafia-Szene angesiedelte Streifen "Fingers" von James Toback aus dem Jahre 1978. Nicht nur das Milieu hat Audiard verändert, auch die Hauptfigur ist trotz grundsätzlicher Parallelen letztlich eine ganz andere geworden. So warmherzig die Idee der Musik als Besserungsanstalt für einen zerrissenen Charakter auch sein mag, so kühl und distanziert bleibt Audiard in der Umsetzung des Stoffs. In seinem Balanceakt zwischen Heldenzweifel, Großstadtmoloch und Liebesverwirrungen sind Film Noir und Nouvelle vague deutliche Bezugspunkte der Filmgeschichte.