Ein wildes Formenspiel

Nikola Kovac, bildender Künstler

Es bildet den Ursprung abstrakter Kunst: Das Ornament. Inzwischen zum Dekor verkommen, hat es in der heutigen Kunst keinen Platz. Nikola Kovac, Träger des Essl-Award-Anerkennungspreises, sucht nach neuen Wegen, wo das Ornament wieder etwas zu "sagen" hat.

Im Unterschied zu vielen seiner Kollegen musste sich Nikola Kovac mit seiner Entscheidung, Kunst zu studieren, nicht gegen Widerstände im Elternhaus durchsetzen:
"Meine Eltern sind beide Künstler. Mein Vater hat auch an der Akademie in Zagreb studiert; er ist Maler. Und meine Mutter unterrichtet Kunst."

Dadurch kam er schon früh mit Kunst in Kontakt. Und zwar auf originelle Weise: "Als Künstler kann man in Zagreb nicht sein Auslangen finden. Deshalb haben meine Eltern begonnen, alte Kunstwerke zu restaurieren, was sich zu einem richtigen Familienbetrieb auswuchs. Seit ich 15 bin, arbeite ich dort mit. Es ist eine Tätigkeit, die mich sehr stark beeinflusst hat. Besonders gotische oder barocke Fresken faszinieren mich. An denen arbeite ich besonders gerne."

Das Ornament

Immer wieder begegnete Kovac bei seiner Arbeit dem Ornament in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen: "Man findet Ornamente zu allen Zeiten und in allen Weltgegenden. In Hochkulturen ebenso wie in primitiven Gesellschaften. In der Gegenwartskunst wird es jedoch - zu Recht - abgelehnt. Das sah ich als Herausforderung: Eine Möglichkeit zu finden, das Ornament anders auf die traditionelle Weise zu präsentieren und es so von seinem gewöhnlichen Zweck, nämlich gefälliger Schmuck zu sein, zu lösen."

Die Arbeit Kovacs mutet unter diesem Gesichtspunkt wie die eines Dichters an, der versucht, zu oft gehörte, und dadurch ausgelaugte Wörter in neue Kombinationen zu bringen. Und ihnen so neue Aussagekraft zu verleihen: "Ich nehme verschiedene Zeichen her, denen ich im Alltag begegne. Das können ebenso Diagramme sein, wie Symbole oder schematische Darstellungen auf Gebrauchsanleitungen. Diese versuche ich dann auf ungezwungene Art zu Ornamenten zusammen zu setzen. Sie wachsen sich dann zu einem sehr freien und dynamischen Konvolut von Zeichnungen aus."

Bilder wie Songs

Wobei Kovac viel Wert auf das "musikalische" Zusammenspiel dieser Einzelteile legt: "Ich vergleiche meine Bilder eher mit Songs als mit anderen Bildern oder Skulpturen. Auch der Film und sein Aufbau stellen für mich einen weit größeren Einfluss dar, als die bildende Kunst. Aber eigentlich kommt bei mir alles zusammen: Hieronimus Bosch mit David Lynch und Juan Miró mit der Musik der Aphex Twins."

Nicht nur bildende Kunst

Seinen Erfolg beim Essl Award sieht Nikola Kovac aber nicht als Beweggrund, sich in Zukunft ausschließlich der bildenden Kunst zu widmen:

"Als Künstler kann ich eine neue Realität entwerfen, meine ganz eigene visuelle Identität. Ich empfinde es aber als ebenso große Herausforderung, mich zurückzunehmen und vollständig in die Werke anderer einzufühlen und durch meine Tätigkeit als Restaurator die ursprüngliche Identität eines Werkes wiederherzustellen. In Zukunft werde ich hoffentlich in beiden Bereichen eine Menge zu tun haben."