Ehrengast der Viennale 2005

Jane Birkin in Wien

Die Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin ist Ehrengast bei der diesjährigen Viennale. Über 70 Filme hat sie gedreht, allerdings nicht nur gute, wie sie selbst zugibt. Das Wiener Filmfestival zeigt bis 26. Oktober ein kleines Dutzend.

International berühmt geworden ist Jane Birkin durch den Skandalerfolg von "Je t'aime moi non plus" Ende der 1960er Jahre, ein von Serge Gainsbourg geschriebenes Chanson, in dem sie mit dem Komponisten einen Liebesakt vokal vollzieht. Die englische Schauspielerin und Sängerin ist heuer Ehrengast der Viennale, das Wiener Filmfestival zeigt eine Auswahl ihrer Filme. Am 17. Oktober gibt Birkin ein Konzert im Volkstheater.

Lebensretter Komödie

Karriere hat Birkin in Frankreich gemacht, mit Regisseuren wie Michel Deville, ihrem späteren Partner Jacques Doillon, Agnès Varda, Bertrand Tavernier und Jacques Rivette gedreht. Sie drehte aber auch mit dem auf Komödien spezialisierten Claude Zidi, der etwa den Komiker Pierre Richard bekannt gemacht hat.

Über Komödien sagt Birkin, dass sie einem oft das Leben retten können. Etwa als Serge Gainsbourg starb, habe sie sich pausenlos Kassetten von Coluche angesehen. Dankbar ist der Job des Komikers allerdings nicht. Sie bekommen nie die Filmpreise. Dabei sei das Lachen am Filmset viel schwerer als das Weinen, wie sie ihrer Tochter Charlotte Gainsbourg, die ebenfalls Schauspielerin ist, neulich am Telefon gesagt habe.

Jung, unbekümmert und lustig
Berühmt geworden ist Jane Birkin mit ihrem Image als junge, unbekümmerte, lustige Engländerin, die in Frankreich gelandet ist und mit starkem Akzent Französisch spricht. Ein Image, um das sie sich nicht zu kümmern brauchte, sie war wirklich sie selbst mit ihren Miniröcken oder Jeans und ihrem ewigen Korb. Nur, meint sie, hatte sie das Glück, die Erste zu sein, die so auftrat, die Franzosen wussten nicht dass es in England noch viel mehr solche Mädchen gab.

Mit dem Komponisten Serge Gainsbourg, den sie bei Dreharbeiten kennen gelernt hatte, durchstreifte sie das nächtliche Paris, und sie hatten viel Spaß. Die Leute erkannten Serge an seinen abstehenden Ohren, und sie an ihrem Korb.

Duette mit bekannten Sängern
In ihrer neuesten CD "Rendez-vous" singt sie Duette mit bekannten Sängern, Bryan Ferry, Paolo Conte, Manu Chao oder Caetano Veloso. Und im Duett mit dem Franzosen Jungstar Mickey 3 D beschreibt sie sich selbst, als sensibel, ja zerbrechlich, sanft, ehrlich, aber auch stark genug, um ihrem Widerpart, der sie provozierend ausfragt, charmant zum Teufel zu jagen: Sie sei eben Jane.

Diesen jugendlichen Charme, diese Natürlichkeit hat Jane Birkin sich bis heute bewahrt, obwohl sie Ende 50 ist. Und um es gleich zu sagen: Der Zahn der Zeit scheint an ihr vorübergegangen zu sein.
Unermüdlich erzählt sie von ihren Begegnungen mit Menschen, die sie geprägt haben: Serge Gainsbourg natürlich, der ihr unzählige Chansons geschrieben hat, die sie nach dessen Tod nicht mehr singen wollte.

Erst als ihr Manager die Idee hatte, Gainsbourgs Songs von arabischen Musikern um den Geiger Djamel Benyelles spielen zu lassen, willigte sie ein. Und es entstand "Arabesque", mit dem sie seit etwa drei Jahren tourt. Das Konzert im Volkstheater ist eines der Letzten, und allerdings schon seit Tagen ausverkauft.

Ernstzunehmende Schauspielerin
Der Regisseur Jacques Doillon, für den sie Serge Gaisnbourg 1981 verlassen hatte, sollte sie endgültig als ernstzunehmende Schauspielerin in Filmen wie "La Pirate" oder "La Fille prodigue" etablieren. Jane Birkin drehte auch mit Jacques Rivette, was gar nicht so einfach war, denn Rivette verzichtet auf ein Drehbuch. Und er gibt den Schauspielern manchmal erst eine halben Tag vor dem Dreh eine Seite zum Auswendiglernen. Er will nämlich, dass sie überrascht sind. Am Set von "L'Amour par Terre" hatte sie sich den Unterarm aufgekratzt aus lauter Ärger über Rivette, den sie umbringen wollte, weil er ihr kein Script gab.

Eine andere wichtige Bezugsperson ist Agnès Varda. Ihr beeindruckendes Porträt "Jane B. par Agnès V." wird ebenfalls auf der Viennale gezeigt.

Im April wird Jane Birkin für ihren zweiten Film hinter der Kamera stehen. Erfahrung hat sie als Assistentin von Jacques Doillon gesammelt. Mitspielen wird sie allerdings nicht. Sie hoffe, meint sie, Interesse für ihre Themen zu finden, über die Beziehung zwischen Töchtern und Müttern, über den Verlust geliebter Menschen. Und wie die Vergangenheit manchmal erdrückend sein kann, dass man glaubt, man könne ihr nicht entkommen, und man könne nie frei sein. Und so wünsche man sich manchmal, das Haus würde abbrennen. Sagt Birkin, und auf einmal sieht sie gar nicht mehr fröhlich aus.

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Veranstaltungs-Tipp
Viennale, Freitag, 14. Oktober bis Mittwoch, 26. Oktober 2005,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

Links
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