Unter Schiffsbauern und Teepflückern
Klöster, Tee und Kupferkannen
Das Schwarze Meer, im Altertum Pontus Euxinus genannt, schillert in Wirklichkeit eher azur, grün oder türkis. Dem sehr regnerischen Klima verdankt die Region ihre größte Attraktion: eine immergrüne Landschaft mit dschungelartigen Wäldern.
8. April 2017, 21:58
Wer an der türkischen Schwarzmeerregion urlaubt, darf bezüglich des Wetters nicht wählerisch sein: Es ist das Gebiet mit den stärksten Niederschlägen der ganzen Türkei. Die Berge drängen sich bis an die Küste und lassen oft nur schmale Streifen und Buchten für Städte und Straßen frei.
Priester, Mönche und Eremiten
Alte Karawanenrouten verbinden seit Jahrhunderten Trabzon und Erzurum über die Bergpässe hinweg mit den reichen Städten in Persien und Indien. Diese früher schwer zugängliche und abgeschiedene Region bot einst auch Zuflucht für Priester, Mönche und Eremiten, wovon noch heute zahlreiche verlassene Klosteranlagen Zeugnis geben.
Peristera und Vazelon sind die beiden weniger bekannten Klöster in der Umgebung von Macka, deren Besuch aber mindestens ebenso lohnend ist wie jener von Sumela, einem siebenstöckigen Kloster auf einem Felsvorsprung in 3400 Meter Höhe.
Das heutige Aussehen des Klosters datiert aus dem 19. Jahrhundert, als Sumela einer der wichtigsten orthodoxen Wallfahrtsorte im Osmanischen Reich war. Alljährlich kamen Hunderttausende von christlichen und muslimischen Pilgern in das der Gottesmutter Maria geweihte Kloster, um Trost und Heilung zu suchen.
Kupfer ist sein Metier
Allein seine klobigen Hände würden Mahmut Efeoglus Beruf verraten, den er schon als Jugendlicher von seinem Vater erlernt hat. Sein Geschäft ist Werkstätte zugleich und Ziel von Touristen und Einheimischen. Hier finden sich Dinge, die vor Jahrzehnten Gegenstände des täglichen Gebrauchs gewesen sind.
Volksinstrument Kemence
Nein, er könne nicht professionell spielen, das könnten andere viel besser, betont der 60-jährige Instrumentenbauer. Dafür beherrscht der Autodidakt seinen Beruf mit Leidenschaft. Wenn es darum geht, das Holz für ein Instrument auszusuchen, ist er besonders wählerisch. Jedes Instrument klingt anders, je nachdem aus welchem Holz es gefertigt wurde.
Obwohl die besten Kemence aus dem Holz des Maulbeerbaumes geschnitzt werden, gibt es auch bei diesem Holz Qualitätsunterschiede: Der Baum mit den schwarzen Früchten gibt das beste Holz für eine Kemence. Auch der Standort eines Baumes ist für die Holzqualität von entscheidender Bedeutung: ein zu feuchter Boden mindert die Qualität, ein trockener Boden ist dagegen ideal.
Das Land des Tees
Östlich von Rize, wo es im Durchschnitt praktisch jeden Tag regnet, beginnt das Land des Tees; tschai wird er genannt und von den Türken am liebsten stark und süß getrunken, in kleinen, bauchigen Gläsern. Die Teeplantagen beginnen bereits auf Meeresniveau und werden bis auf über 2000 Meter Höhe kultiviert. Rund 200.000 Familien sind in der Teeproduktion beschäftigt, um eine Jahresernte von rund 150.000 Tonnen getrockneten Schwarztees zu gewährleisten.
Bei der Ernte, die drei Mal im Jahr erfolgen kann, sind zum Großteil Lasen beschäftigt, die eine dem Georgischen ähnliche Sprache sprechen und der Legende nach von dem alten Königreich Kolchis abstammen, in dem der junge Grieche Jason mit den Argonauten das Goldene Vlies raubte.
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