Neue Konkurrenz auf dem Automarkt
Das Sparmobil und Chinas Pioniere
Bei der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt sind zwei Trends zu beobachten: Treibstoffsparen und alternative Energienutzung, etwa Hybridantrieb. Und chinesische Autos im europäischen Design setzen zur Eroberung des Billigsegments an.
8. April 2017, 21:58
Hermann Becker von Porsche Austria über IAA-Trends
Die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt steht heuer im Zeichen des Sparens. Alternative Antriebe wie die Hybridtechnologie, dabei werden Benzin- und Elektromotoren kombiniert, stehen hoch im Kurs. Erstmals auf der wichtigsten Autoshow der Welt präsentieren sich diesmal die chinesischen Hersteller. Ihre Autos gibt es zwar zu rekordverdächtig niedrigen Preisen, bei Umwelt- und Sicherheitsstandards können sie aber nicht mithalten.
Hybridantrieb
Angesichts der aktuellen Benzin- und Dieselpreise geht es nicht ganz unerwartet in Frankfurt ums Treibstoffsparen, im Mittelpunkt steht dabei der Hybridantrieb. Laut Walter Wendt von Toyota, einem Vorreiter der Hybridtechnologie, handelt es sich dabei um eine Kombination von einem Benzin- und einem Elektromotor: der Elektromotor wird im Stadtverkehr eingesetzt, über Land wird mit Benzin gefahren. Hybridfahrzeuge in der Größe einer Mittelklasselimousine werden ab etwa EUR 26.000,- angeboten.
Japanische Hersteller gelten als Vorreiter dieser Spritspartechnologie, amerikanische und europäische Hersteller ziehen jetzt langsam nach. So plant DaimlerChrysler ab 2007 Hybridautos anzubieten, VW will im Jahr darauf soweit sein.
Hermann Becker von Porsche Austria meint zum Vorwurf, eine Entwicklung verschlafen zu haben: "Die Japaner und Amerikaner haben den Diesel als verbrauchsmindernde Technik nicht beachtet. Sie konzentrieren sich daher auf Möglichkeiten mit dem Benzinmotor."
Benziner statt Diesel
Der uneingeschränkte Siegeszug der Dieselmotoren in Europa scheint vorerst einmal zumindest gebremst zu sein. "Da spielt die Frage der Partikel mit", sagte Christian Pesau und spricht damit einen weiteren Trend der IAA an: Benzinmotoren, zwar als angenehm leise aber Sprit fressende Wegbegleiter verschrien, feiern ein kleines Comeback. Denn wer beim Autofahren sparen will, denkt auch an den Kaufpreis, und die Kleinwagen-Benziner sind billiger. Ihre fahren aber auch weniger, daher fällt der Treibstoffpreis im Verhältnis zum Kaufpreis weniger ins Gewicht.
Brennstoffzelle mit Wasserstoff
Die IAA spiegelt aber nicht nur aktuelle Trends im Automobilgeschäft, sie zeigt auch wohin der Weg das Auto in vielleicht zehn oder zwanzig Jahren gehen wird. Hier sind weniger die Designer mit futuristischen Studien an Zug, die Techniker beherrschen die Szene: Die Lösung der Mobilität heißt Brennstoffzelle.
Die Brennstoffzelle mit Wasserstoff als Antrieb ist aber noch Zukunftsmusik, ein straßentaugliches Fahrzeug wird es frühestens 2015 geben. "Der Diesel und der Hybridantrieb als Wege zu weniger Verbrauch sind nur Zwischenstufen", so Walter Wendt von Toyota.
Autos aus China
War vom Autoland China die Rede, dann waren bisher Exporte gemeint, auch Exporte von Produktionsstätten europäischer und amerikanischer Autokonzerne. Die konnten aber immer nur mit chinesischer Beteiligung entstehen. Die Chinesen haben nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie von den Partnern in erster Linie lernen wollten, wie man Autos baut, um dieses Know-how dann selber zu nützen. Und das versuchen sie jetzt, wenn ihre Autos auch noch deutliche Mängel haben.
Mit 2,25 Millionen PKW pro Jahr produzieren die Chinesen rund halb so viel wie VW. Exportiert wurden erst ein paar Tausend - doch auch die Japaner begannen mit geringen Exportzahlen.
Schlechte Crashtest-Berichte
Automobilexperte Christian Pesau sieht den Auftritt der chinesischen Hersteller aber durchaus zwiespältig. Mit Design und Ausstattung können sie mit den Europäern vielleicht schon mithalten, nicht aber bei den Abgaswerten oder auch bei der Sicherheit. In Crashtest-Berichten angesehener Automobilclubs wurde sogar von Todesfallen gesprochen, so schlecht waren die Ergebnisse der simulierten Unfall-Testreihen. Dennoch: Die europäischen Hersteller nehmen die Konkurrenz aus China sehr ernst.
Niedrige Preise
Das was jetzt bei der IAA in Frankfurt zu sehen ist, damit kann man europäische Autokäufer noch nicht reizen, aber in ein paar Jahren wird das Angebot schon anders aussehen, erwartet Hermann Becker von Porsche Austria. Geländewagen werden derzeit inklusive einer kompletten Komfort-Ausstattung des Fahrzeuges um unter EUR 20.000,- Euro angeboten.
Ein Grund für die niedrigen Preise ist aber auch die Produktionsweise der chinesischen Autofirmen. Ihre Modelle sehen europäischen Wagen täuschend ähnlich, diese wurden nämlich, etwa was das Design betrifft, einfach kopiert. Das spart enorm Entwicklungskosten, spätere mögliche Urheberrechtsprozesse nimmt man bewusst in Kauf.
Erste Gespräche mit österreichischen Händlern werden schon geführt, aber wann die ersten chinesischen Autos in Österreich zu kaufen sein werden, das ist noch völlig unklar.
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