Spitzenwinzer setzen auf moderne Neubauten

WeinArchitektur

Futuristisch und pompös ragen sie aus den Weinbergen: die Neubauten österreichischer Winzer. Viel Geld steckt in den außergewöhnlichen Verkostungsräumen, und sie sind technisch auf dem neuesten Stand. Das Architekturzentrum Wien zeigt eben diesen.

Wein von Top-Winzern und zeitgenössische Architektur - diese geschmackvolle Symbiose hat sich in Ost- und Südostösterreich in den vergangenen zehn Jahren zunehmend etabliert. Ausgehend von frühen, vorsichtigen Versuchen entstanden immer avantgardistischere Experimente mit viel Holz, Glas, Beton und vor allem Ausblick. Die Ausstellung "WeinArchitektur" im Architekturzentrum Wien beleuchtet dieses Phänomen ab 22. September.

Nach jahrelanger Beobachtung der rasanten architektonischen Entwicklung auf dem Weinbau-Sektor entschloss sich AzW-Direktor Dietmar Steiner nun zu einer Ausstelltung, die das Phänomen sowohl national als auch international hinterfragt. Was ursprünglich als ausgewogene Präsentation geplant war, entwickelte sich sehr Österreich-lastig, wie Steiner betont: "Erst bei der Recherche ist uns aufgefallen, wie groß der österreichische Anteil an zeitgenössischer Weinarchitektur ist. Wir waren überrascht, wie vielfältig in den letzten Jahren gebaut wurde." So liegt der Schwerpunkt mit über 60 Beispielen aus Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark dezidiert auf regionalen Projekten.

Beispiel Loimer
Schon 1998 kaufte die Familie Loimer einen alten Weinkeller, dem sie einen modernen Bau, der vor allem technisch auf dem neusten Stand ist, entgegensetzen wollten. Auf Empfehlung stießen sie auf den Architekten Andreas Burghardt, dem sie die Gestaltung überließen. Im Jahr 2000 wurde der monolithartige, schlichte Bau fertig gestellt. Ein Blickfang ist vor allem die schwarze Fassade, die puristische Innenarchitektur schafft eine noble Atmosphäre.

Beispiel Hillinger

Im Mai 2004 eröffnete Leo Hillinger sein neues Weingut vor Jois. Die Architekten Gerda und Andreas Gerner fügten den markanten 6 Millionen Euro-Bau unübersehbar in die Seeuferlage ein und stellten eine spektakuläre Symbiose zwischen Wein, Natur und Architektur her. Das futuristische Gebäude dient auch zu Weinseminaren und für Events. So hat sich gerade Daimler Crysler für zwei Wochen in Jois eingemietet, um ihre neuen Luxuslimousinen internationalen Journalisten zu präsentieren.

Beispiel Polz

Eher durch Zufall stießen Walter und Erich Polz auf die neue Architektur. Eigentlich sollte nur das bestehende Gebäude traditionell renoviert werden. Bei einer Weinverkostung lernten die Winzer den jungen Studenten Bernd Masser kennen, der den Kontakt zur "g2 plus grabensteiner architekten" herstellte, die in Folge auch das Weingut Regele, Schilhan und Tscheppe modernisiert haben.

Beispiel Weninger

Zu den Vorreitern der modernen Weinarchitektur in Österreich zählt das Weingut Weninger im burgenländischen Horitschon. Das war Mitte der 1990er Jahre, zu einer Zeit, als international gerade Herzog & de Meuron mit ihrem Steinskulpturbau für Robert Mondavi in Kalifornien für Aufsehen sorgten. Der rote Langbau von Raimund Dickinger mit den Einbauten von propeller Z sorgte auch in Horitschon für Aufregung, von einem Trend zur Weinarchitektur konnte zu der Zeit erst ansatzweise gesprochen werden.

Die kulturelle Vermittlung des Weines erfolgt heutzutage auch international immer mehr über die Architektur. Dazu kommen veränderte technische Standards, die neue Räumlichkeiten mit hoher logistischer Komplexität erforderten. Diese können wiederum nur von professionellen Planern konzipiert werden.

Zu einem der maßgeblichen Aspekte der neuen Weingüter wurde die Transparenz. Führungen, Blicke durch riesige Glaswände, offene Räume ermöglichen dem Kunden, sich mit dem verkosteten Wein zu identifizieren. Die hochmodernen, oft minimalistisch eingerichteten Degustationshallen dienen der Kommunikation zwischen Weinbauern und Kunden und transportieren das noble Image der Top-Winzer.

Mehr zum Ö1 Wein 2005 in Ö1 Club

Veranstaltungs-Tipp
WeinArchitektur. Vom Keller zum Kult, Architekturzentrum Wien, 22. September 2005 bis 6. Februar 2006

Link
Az W - WeinArchitektur