Verschiedene Arten, Jimi Hendrix zu lesen

Are you experienced?

Jimi Hendrix starb am 18. September 1970 im Alter von 28 Jahren in London. "Hey Joe", "Purple Haze", "All Along The Watchtower" oder "Little Wing" leben weiter, sind Klassiker der Rockmusik. Eine Gedächtnis-Party in Buchform mit originalen Hendrix-Experiences.

Der Jahrhundertgitarrist stimmt sich ein ...

"Es kommt jetzt nicht mehr darauf an, die Musik so kompliziert und artifiziell wie möglich zu gestalten. Es geht vielmehr darum, so viel wie möglich vom eigenen Ich in sie hineinzulegen", sagte Jimi Hendrix, knapp vor seinem Tod am 18. September 1970. Seine Lieder leben bis heute weiter und sind Klassiker der Rockmusik. Auch seine Biografien in Buchform sind mit der Zeit angewachsen. Dennoch sind bei Neuerscheinungen immer wieder neue Entdeckungen über den "Hexenmeister auf der Gitarre" zu finden.

Kennst du den Raum voll mit Spiegeln?

Noch vor dem 35. Todestag Jimi Hendrix' am 18. September ist wieder eine neue Biografie des Jahrhundertgitarristen erschienen. Der bekannte Musikjournalist Charles R. Cross, der auch schon über den Nirvana-Sänger Kurt Cobain einen Bestseller-Erfolg landete, nennt sie nach dem unveröffentlichten Hendrix-Titel "Room full of mirrors".

Die meisten Neuigkeiten und Überraschungen der 350 Seiten starken Biografie, die voraussichtlich erst Anfang 2007 auf Deutsch erscheinen wird, finden sich auf den ersten 147 Seiten.

Notlügen, um der Army zu entgehen

Angeblich begann alles damit, dass Jimi Hendrix wiederholt in seiner Geburtsstadt Seattle in gestohlenen Autos verhaftet wurde. Um seiner Haftstrafe zu entkommen, meldete er sich als Freiwilliger bei der Armee. Seine Entlassung aus den US-Streitkräften hatte Hendrix in der Öffentlichkeit immer damit begründet, dass er sich bei einem Fallschirmsprung den Knöchel gebrochen hätte. Tatsächlich geht aus den Aufzeichnungen eines Militärarztes in Fort Campbell aus dem Frühjahr 1962 hervor, dass Hendrix erklärt habe, in einen Kameraden verliebt und süchtig nach Masturbation zu sein. Hauptmann John Halbert empfahl deshalb die Entlassung aus dem Militärdienst wegen "homosexueller Tendenzen".

Wenn man Hendrix’ exzessives Liebesleben Revue passieren lässt - u. a. spricht Cross auch von einer Affäre mit Brigitte Bardot - enttarnt sich die angebliche Homosexualität sehr bald als Notlüge. Die Ausrede sei auch nicht politisch motiviert gewesen: Hendrix war Anfang der 1960er Jahre bekennender Anti-Kommunist, der die Rolle des US-Militärs in Vietnam nicht verurteilte. Vielmehr sei es ihm nur darum gegangen, sich ganz der Musik widmen zu können, schreibt Cross.

Von einem anderen Planeten

Insgesamt handelt die neue Biografie von Charles R. Cross mehr vom komplexen Leben des Rockgenies und seiner Psyche als von seiner Musik. Auszugsweise ist da etwa zu lesen:

James Marshall Hendrix - so steht’s in seiner Geburtsurkunde - wird in atemberaubendem Tempo einen völlig eigenen Stil an der Gitarre entwickeln, aber dazu muss er weg von den USA und nach England. Hier lässt es sich freier atmen, freier leben. Hier spürt er als Afro-Amerikaner weniger Druck, schwarze Musik zu spielen. Er erobert London im Sturm, schlägt ein wie ein Meteorit, wird aufgenommen, als sei er von einem anderen Planeten, so sensationell ist sein Erscheinen.

Die erste Gitarre

Für seine vierjährige Recherche standen Cross Tagebücher, Briefe und Vermerke des Militärs zur Verfügung. Wer ihm die persönlichen Unterlagen zukommen ließ, darüber schweigt der Autor: "Es geht nicht darum, wie viel ich über Jimis B-Seiten, sondern darum, wie viel ich über die emotionalen Spannungen seines Lebens weiß", zitiert die Nachrichtenagentur AP den Autor.

Das Lebensdrama des Jahrhundert-Gitarristen beschreibt er denn auch in voller Breite. Die turbulente Kindheit des Musikers, dessen Eltern Alkoholprobleme hatten, die Unzuverlässigkeit des Vaters, das frühe Elend der Verwahrlosung und Einsamkeit - dies kommt ebenso zur Sprache wie die ersten Übungen auf einem Instrument. Das war, laut Cross' Recherche, eine Luftgitarre - in Form eines Besenstiels.

Buch-Tipp
Charles R. Cross, "Room full of mirrors", Hyperion Books, ISBN 1401300286

Harry Shapiro und Caesar Glebbeek, "Jimi Hendrix - Electric Gypsy", aus dem Englischen von Ingeborg Schober, VGS Verlagsgesellschaft, ISBN 3802522435

Lothar Trampert, "Elektrisch - Jimi Hendrix", Piper Verlag, ISBN 3492184065

Charles Shaar Murray, "Purple Haze, Jimi Hendrix", Hannibal Verlagsgruppe KOCH, ISBN 3854450605

Frank Schäfer, "A Tribute to Jimi Hendrix", Schwarzkopf & Schwarzkopf, ISBN 3896024191

Links
Wikipedia - Jimi Hendrix
Jimi Hendrix