Sprachenjongleur und Verwandlungsakrobat

Circo Massimo Rocchi

Der italienische Wahlschweizer Massimo Rocchi ist Verwandlungsakrobat, Pantomime und Sprachenjongleur. Seine Geschichten sind so vielschichtig wie seine Körpersprache, seine Redelust ist so groß, dass er gleich mehrere Sprachen verwendet.

Ausschnitt aus Massimo Roccis Programm

In der Emilia-Romagna in Cesena ging der gebürtige Italiener in die Schule, in Bologna studierte er Theaterwissenschaft und in Paris holte er sich an der "Ecole Internationale Marcel Marceau" ein Diplom: Massimo Rocchi, das multikulturelle Allroundtalent, das mit italienischem Akzent und Schweizer Sprachduktus seinen eigenen humoristischen Mikrokosmos auf der Kleinkunstbühne entstehen lässt.

Der Sprachenjongleur

Der gebürtige Italiener lebt, wie er selbst sagt, in der Schweiz und in Europa. Sein Faible sind die Sprachen, sie sind sein Vehikel, um die kulturellen Unterschiede zwischen Schweizern und Europäern ins entsprechend satirische Rampenlicht zu rücken. Seine Redelust ist dabei so groß, dass ihm seine Muttersprache nicht ausreicht: Er jongliert auf Italienisch, Französisch, Deutsch, Schwyzerdütsch und Spanisch mit den Idiomen Europas.

In seinen Programmen bietet der Künstler als Verwandlungsakrobat und Pantomime allerdings auch vollen Körpereinsatz. Was bleibt einem italienischen Wahlschweizer im Ausland wohl anderes übrig?

Am Anfang war das Wort

Mit dieser Überlegung eröffnet der Unterhaltungskünstler seinen europäischen Circo Massimo. Massimo Rocchi, der mit dem Körper zu sprechen gelernt hat, ist ebenso ein Getriebener der Worte. In allen Sprachen prasseln sie auf den Italiener herein. In der Schule waren Griechisch und Latein die einzigen Fremdsprachen, die er gelernt hat.

Als er auszog, um Pantomime zu werden, rächte sich die klassische Ausbildung allerdings. Keiner konnte Massimo Rocchi am Pariser Hauptbahnhof beantworten, wo die nächste Toilette zu finden sei, stellte er doch seine Frage in lateinischer Sprache. Also wandte sich der künftige Unterhaltungskünstler der Körpersprache zu. Dabei machte er eine interessante Endeckung: Das "Ich" ist die menschliche Hardware, das "Überich" die Software, das "Es" der Treiber. Und um das vordergründige Klischee der italienischen Sorgenfreiheit zu demonstrieren, kommt der "Treiber" bei Massimo Rocchis Circo sehr häufig zum Einsatz. Zum Beispiel beim Überqueren der Straße und bei der Einhaltung der Verkehrsvorschriften: ..."oder sind etwa rote Ampeln mehr als bloße Dekoration?"

Bei schlechter Laune sammle ich deutsche Worte

Massimo Rocchi, der seine Programme in mindestens fünf Sprachen zu spielen versteht, leidet manchmal an der deutschen Sprache. "Warum“, fragt er, "warnt man auf italienischen Zigarettenpackungen vor der 'Todesgefahr' (pericolo di morte) und in der deutschen Sprache heißt es 'lebensgefährlich'?"

Der innere Abstand zur deutschen Sprache entstand für Massimo Rocchi an jenem Tag, als er den Nebensatz kennen lernte. Besonders beeindruckend für den Unterhaltungskünstler: Im Nebensatz steht das Verb am Ende: "Für einen Italiener ein Ding der Unmöglichkeit, dann müsste ich doch schon zu Beginn des Satzes wissen, was ich sagen will", sagt der sprachverliebte Pantomime aus der Emilia-Romagna.

Fragen über Fragen

Vieles wirkt für Massimo Rocchi in seinem Paralleluniversum zwischen der Schweiz und Europa verwirrend; zum Beispiel die verschiedenen Vorschriften im geeinten Europa, die ihm als Teilzeitschweizer ja weitgehend verschlossen bleiben. So werden beispielsweise in Österreich bei Verkehrsdelikten Punkte beim Führerschein abgezogen, in Italien erhält man für dasselbe Vergehen Punkte: "Wenn Österreicher nach Italien auf Urlaub fahren, tun sie es dann, um sich ihre Führerscheinpunkte zurückzuholen?“

Den Künstler beschäftigt auch die Frage, warum das vereinte Europa gerade an der Vereinheitlichung der Steckdosen scheitern musste. Ging beim Wort "Schiffahrt“ nach der Rechtschreibreform das dritte "f“ zum Delfin? Warum hat man im Schengenabkommen nicht festgelegt, dass Spaghetti nicht länger als 13 Minuten gekocht werden dürfen?

Letztendlich outet sich Massimo Rocchi als überzeugter Schweizer Europäer. Denn, wie er meint: "In den Vereinigten Staaten sprechen zwar alle dieselbe Sprache, aber sie verstehen sich nicht ...“