Eroberung neuer Lebensräume
Die Rückkehr der Wildtiere
Viele Wildtiere haben dank der Artenschutzprogramme in Europa wieder Lebensräume gefunden. Dazu zählen zum Beispiel Biber, Fischotter und Luchs, aber auch das größte Wildtier, das früher in unseren Breiten heimisch war: der Bär.
8. April 2017, 21:58
Wolf, Bär und Luchs kommen zurück. Ist schon die Rückkehr der Nichtbeutegreifer kompliziert genug, muss der Artschutz spätestens mit der Rückkehr dieser "charismatischen Drei" unter Beweis stellen, dass er mehr als nur fachsimpeln kann.
Zehn Wildtierarten wie Biber, Fischotter, Schopfibis, Wildkatze oder Alpensteinbock sind die nach Mitteleuropa zurückkehrenden "Hauptdarsteller" von Robert Hofrichters Buch. Der erste große Abschnitt ist dem europäischen Braunbären gewidmet. Dazu kommen, in kleineren Kapiteln, tierische "Neuzugänge" wie der Goldschakal, der Mink oder der Marderhund.
Die "guten" Tiere waren für die Menschen schon immer vor allem jene, die man essen kann - und die selbst keine anderen jagdbaren Tiere fressen. Die kaum genießbaren Tiere wie Fuchs, Wolf oder Luchs gelten als "böse": Ihr Fleisch schmeckt nicht gut, außerdem erbeuten sie andere Tiere, die der Mensch für sich beansprucht. Auf den Bären treffen beide Gründe nicht zu.
Hauptsächlich Vegetarier
Das Fleisch des Bären, so Robert Hofrichter in seinem Buch, wurde früher besonders in den Herbstmonaten gerne gegessen. Bären ernähren sich zu 80 Prozent vegetarisch.
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass es kaum etwas gibt, das der Bär nicht frisst: alle Arten von Früchten, einschließlich Haselnüsse und andere Nüsse. (...) Frisch erbeutetes Großwild und Haustiere wie Schafe und Rinder machen nach Erkenntnissen von Fachleuten lediglich bis maximal fünf Prozent der Nahrung aus.
Diese fünf Prozent sind es, die den Bären bei den Landwirten in Verruf bringen. Und die fallweisen unliebsamen Begegnungen, die Jäger oder Wanderer mit dem massigen Tier hatten, sowie Geschichten von Menschen mordenden Grizzlybären in Kanada oder Nordamerika tragen das ihre zu Respekt und Furcht bei. Der Bär ist das Schwerste, Größte und Mächtigste unter all unseren Landtieren sowie der europäischen Fauna überhaupt, aber er ist nicht so gefährlich, wie viele Menschen annehmen.
Detektivischer Spürsinn gefordert
Bestandserfassung, internationale Zusammenarbeit und Öffentlichkeitsarbeit sind die drei Haupt-Arbeitsbereiche des Artenschutzprogramms. Auf den Braunbären bezogen sind alle drei Aspekte gleich wichtig beziehungsweise komplex. Die Bestandserfassung erfordert bei dieser weitgehend unsichtbaren Tierart viel detektivischen Spürsinn, aber auch Einfallsreichtum, falls ein Bär einmal seine Schüchternheit ablegt und den Menschen gewohnheitsmäßig zu nahe kommt.
Was aber tun, wenn man im Wald plötzlich einem Bären gegenübersteht? Von allen Bärenbeobachtungen, so wird der WWF-Beauftragte Norbert Gerstl auch in Robert Hochrichters Buch über die "Rückkehr der Wildtiere" zitiert, entfallen auf Wanderer und Pilzsucher nur drei Prozent.
Es sind eher Jäger und Waldarbeiter, die einen Bären zu Gesicht bekommen. (...) Außerdem ist es unwahrscheinlich, dass man einen Bären unter normalen Umständen überrascht, denn er hat einen ausgezeichneten Geruchssinn und auch sein Gehör ist hoch entwickelt.
Keine Angst vor großen Tieren!
Ab 50 Metern Nähe, so Norbert Gerstl, fühle sich der Bär in seinem "Intimbereich" gestört, und erst ab 20 Metern kann es wirklich kritisch werden, vor allem wenn man ungewollt eine Bärin mit Jungen aufgestöbert haben sollte. Sollte der extrem seltene Fall eintreten, dass man die Fluchtdistanz eines Braunbären unterschritten hat, so solle man vorsichtig zurückweichen, nach Möglichkeit mit dem Bären reden und vor allem in keiner Weise bei dem Tier den Eindruck eines Angreifers erwecken, denn der Bär hat Menschen gegenüber nur eines im Sinn: sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Also: Keine Angst vor großen Tieren! Auf das Wissen über diese Tiere und das richtige Verhalten in der Begegnung mit ihnen kommt es an! So könnte man Robert Hofrichters Buch von der "Rückkehr der Wildtiere" zusammenfassen.
Mehr zu einem Bären in Tirol in oesterreich.ORF.at
Buch-Tipp
Robert Hofrichter, "Die Rückkehr der Wildtiere", Leopold Stocker Verlag, ISBN 3702010599