Für eine bessere Welt
Können die Millenniumsziele noch erreicht werden?
Die Vereinten Nationen vereinbarten im Jahr 2000, bis 2015 die globale Armut zu halbieren. Die Regierungen setzten in der "Millenniumsdeklaration" acht ehrgeizige entwicklungspolitische Ziele. Waren das nur Lippenbekenntnisse?
8. April 2017, 21:58
"Die Zeit wird knapp", sagte der amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Jänner diesen Jahres. Sachs ist Berater der Vereinten Nationen zur Erreichung der UN-Millennium-Entwicklungsziele.
Im Jahr 2000 hatten sich 197 Staaten darauf geeinigt, bis 2015 Armut und Elend zu senken. Das ist nun fünf Jahre her. Im September treffen sich die Regierungschefs in New York beim UN-Gipfel "Millennium Summit + 5", um die bisherige Umsetzung der acht Ziele zu überprüfen.
Erstes Ziel: Armut senken
Das erste und wichtigste Ziel ist die Bekämpfung der globalen Armut. Der Anteil der Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben, soll um die Hälfte gesenkt werden. Der Anteil der Menschen, die unter Hunger leiden, soll ebenfalls halbiert werden. Derzeit hungern rund 800 Millionen Menschen.
"Da gibt es universellen Konsens, dass das ein Skandal ist", sagt der Bevölkerungswissenschafter Wolfgang Lutz vom IIASA. Auch der Bildung wurde Priorität eingeräumt. Alle Kinder sollen eine vollständige Grundschulausbildung erhalten. Zehn der ärmsten Länder werden dieses Ziel erreichen. Doch der Schulbesuch allein bedeutet noch nichts.
"Gerade in Afrika heißt vier Jahre in der Schule gewesen zu sein, noch nicht, dass man deswegen auch wirklich gut lesen und schreiben kann. Die Qualität ist ein großes Problem", meint Lutz. Die Halbierung der Analphabetenrate wird in vielen Ländern nicht gelingen. Aus einem statistischen Grund. Selbst wenn alle jungen Menschen in die Schule gehen, gibt es doch noch sehr viele ältere Analphabeten, die noch in die Statistik einfließen werden.
Aids eindämmen
Aids ist ein weiteres wichtiges Ziel. 13 Millionen afrikanische Kinder sind Aids-Waisen. Die Ausbreitung von Aids soll gestoppt werden. Senegal und Uganda, ein Schwerpunktland der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, haben dieses Ziel schon erreicht.
Die Hilfe ist in diesem Bereich schwieriger, statt leichter geworden. Die langfristige Prävention wird oft zugunsten der Soforthilfe für die bereits Erkrankten vernachlässigt. Uganda ist jedoch erfolgreich den Weg der Aufklärung gegangen.
Problem Wasser
Der Anteil der Menschen, die über keinen gesicherten Zugang zu gesundem Trinkwasser verfügen, soll um die Hälfte gesenkt werden. Die Verbreitung von Malaria soll eingedämmt werden. Die Kindersterblichkeit soll gesenkt, die Frauenföderung vorangetrieben werden.
Bis zum Jahr 2020 sollen wesentliche Verbesserungen in den Lebensbedingungen von zumindest 100 Millionen Slumbewohnern erzielt werden. Und ein faires Handelssystem soll den Bauern Chancen auf dem Weltmarkt einräumen.
0,7 Prozent einhalten
Elfriede Schachner, die Sprecherin der Nullkommasieben-Kampagne, fordert, dass die reichen Länder ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen sollen - nämlich 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungszusammenarbeit auszugeben.
Österreich ist als eines der reichsten Länder am Ende der Skala der Geberländer. Der Druck auf die Reichen steigt: wenn "business as usual" weitergeht, so Jeffrey Sachs, wird man den Afrikanern viel Geduld abverlangen. Denn dann werden erst die Ur-Urenkel die versprochene Hilfe bekommen: die Halbierung der Armut erfolgt so im Jahr 2147.
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