Über die Zukunft Europas
Forum Alpbach
Mit dem Nein zur EU-Verfassung in Frankreich und in den Niederlanden manifestierten sich Krisensymptome der Europäischen Union. "Europa - Macht und Ohnmacht" wurde zum Motto des heuer 60 Jahre alt gewordenen "Europäischen Forum Alpbach" gewählt.
8. April 2017, 21:58
Die EU ist das wirtschaftliche und politische Kraftzentrum Europas, das - sobald Bulgarien und Rumänien - beigetreten sind, den weitaus größten Teil des Kontinents umfassen wird. Sie entwickelt Strategien für gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Forschungspolitik und sucht nach Wegen, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein. "Europa - Macht und Ohnmacht" wurde zum Motto des heuer 60 Jahre alt gewordenen "Europäischen Forum Alpbach" gewählt.
Wofür steht Europa in der Welt?
Von Anfang an dem europäischen Gedanken und dem europäischen Friedensprojekt verschrieben, versucht das Forum in dem Jahr, in dem viele meinen, die EU sei an einem Scheideweg angelangt, wesentliche Fragen zu stellen: Welche Position hat Europa in der Welt? Geht die europäische Einigung weiter, oder sind wir bereits an Grenzen gestoßen? Wie kann sich ein europäisches Selbstbewusstsein entwickeln in Anbetracht globaler wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Umbrüche? Wo steht Europa bzw. die EU am Weg vom "Global Payer zum "Global Player", und worin liegt seine Macht und Ohnmacht?
Die Fragen, die in den Reform- und Wirtschaftsgesprächen, den "Politischen Gesprächen" und in der Seminarwoche mit prominenten Wissenschaftern und politisch, sozial und wirtschaftlich Verantwortlichen diskutiert werden, kehren in den Technologiegesprächen gebündelt wieder.
Die Technologiegespräche
Denn Wissenschaft und Forschung gelten als Garant für eine bessere Zukunft, für die Sicherung des Sozial- und Wohlfahrtsstaates europäischer Prägung. Allerdings unterstützt die wirtschaftliche Globalisierung diese Absichten nicht nur.
Das zeigt sich an einem Programmpunkt der Technologiegespräche, die vom 25. bis 27. August stattfinden, der die globale Neuordnung von Wissenschafts- und Forschungsstandorten zum Thema hat.
Umdenken gefordert
T-Shirts um 70 Cent - Schuhe um ein paar wenige Euro: So präsentierte sich China jüngst als bedrohliches Billiglohnland. Das Reich der Mitte hat aber ebenso wie Indien weit mehr zu bieten als günstige Arbeitskräfte: nämlich gut ausgebildete Forscher und Techniker. Deshalb verlagern "Global Players" wie IBM, Microsoft oder General Electric zunehmend auch ihre Forschungslaboratorien nach Asien.
Wenn die Produktion immer mehr in den fernen Osten wandert, was bleibt dann für Europa? Europa solle mehr auf Innovationen im Dienstleistungssektor setzen, meinen Experten, auch wenn das Denken noch immer im industriellen Zeitalter feststecke.
Trotzdem nimmt sich das Europa der 25 mit seinen 450 Millionen Einwohnern winzig aus neben Indien und China, die miteinander 40 Prozent der Weltbevölkerung oder 2,4 Milliarden Menschen repräsentieren. Für die "Global Players" 2,4 Milliarden potenzielle Kunden. Müssen wir uns daher in Zukunft davor fürchten, von den großen Konzernen vergessen zu werden, weil wir ihre Gewinne nicht mehr so auffetten wie von ihnen erhofft?
"Fürchten" sei ein zu starkes Wort, meint Krishna Nathan, Direktor der IBM-Forschungslabors in Zürich/Rüschlikon, "aber wir sollten uns der Veränderung der globalen Forschungs- und Innovationslandschaft bewusst sein."
Mehr zu Forschungsmacht Indien in oe1.ORF.at
Links
Telekom Austria - Livestream Technologiegespräche
science.ORF.at - Richard Harper, Vortragender beim Forum Alpbach
Europäisches Forum Alpbach