Thomas Thieme im Ö1 Gespräch
Humanität und Subversivität im Zentrum
Der gebürtige Thüringer ist dem Wiener und dem Salzburger Publikum durchaus bekannt: Thomas Thieme, der derzeit im Rahmen des Gastspiels der Münchner Kammerspiele in Luk Percevals "Othello"-Inszenierung in der Titelrolle bei den Festspielen zu sehen ist.
8. April 2017, 21:58
"Es ist für mich die Höhle des Löwen"
Dem Wiener und dem Salzburger Festspiel-Publikum ist er seit Jahren als Schauspieler und als Rezitator bekannt: Thomas Thieme. Bei den vergangenen Wiener Festwochen war Thieme beim Gastspiel der Berliner Schaubühne in Frank Castorfs Dostojewskij-Bearbeitung "Schuld und Sühne" zu sehen. Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen wirkte er im Rahmen der Reihe "Dichter zu Gast" in der von Blixa Bargeld inszenierten Eröffnungslesung mit.
Zur Zeit ist Thomas Thieme in Salzburg im Rahmen des Gastspiels der Münchner Kammerspiele mit Luc Percevals Inszenierung von Shakespeares "Othello", in der er die Titelrolle spielt, zu sehen. Aus diesem Anlass hat Maria Rennhofer mit dem Schauspieler u. a. über sein Unbehagen an den Salzburger Festspielen, über die politische Situation in Deutschland sowie über sein Anliegen, Theater auch einfachen Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen, gesprochen.
Der Humanität verpflichtet
"Theater muss den Humanitätsgedanken weiter tragen, also in höchstem Maße zivilisiert sein, aber zugleich muss es subversiv sein, denn es gibt ja nun wirklich nichts Langweiligeres als unsere Gesellschaft", so Thieme in einem Interview über seinen Zugang zum Theater.
Seit 1999 in Salzburg
In Salzburg war Thomas Thieme in den Jahren 2000 und 2001 als Mammon in Hofmannsthals "Jedermann" sowie 1999 als Richard III. in "Schlachten!" von Tom Lanoye und Luk Perceval zu erleben.
Letztere Rolle, für die er als Schauspieler des Jahres 2000 ausgezeichnet wurde, gestaltete er später auch am Schauspielhaus Hamburg sowie an den Münchner Kammerspielen.
Beginn in Magdeburg
Thomas Thieme, Jahrgang 1949, stammt aus Thüringen. Er besuchte die Schauspielschule Ernst Busch im ehemaligen Ost-Berlin und hatte erste Engagements in Magdeburg und Halle. 1983 verließ er die DDR - "Ich bin nicht vor Repressionen abgehauen, sondern vor der Bevölkerung", so Thieme - und war von 1984 bis 1990 am Schauspiel Frankfurt engagiert, wo er u.a. mit Einar Schleef, Peter Palitzsch und Robert Wilson zusammenarbeitete.
Im Anschluss daran gehörte er drei Jahre lang dem Burgtheater in Wien an, wohin er 1998 in der Titelrolle von Marlowes "Edward II." in einer Inszenierung von Claus Peymann zurückkehrte. Von 1993 bis 1997 gehörte Thieme als Ensemblemitglied der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin an.
Gastspiele, Film und TV
Gastspiele führten Thomas Thieme ans Berliner Ensemble, an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, wo er in Grabbes "Don Juan und Faust" auftrat, an das Schauspiel Hannover, wo er in der Uraufführung von Albert Ostermaiers Monolog "Erreger" zu sehen war sowie an das Nationaltheater Weimar, wo er die Titelrolle in Goethes "Faust I" spielte und in der Saison 2002/03 Brechts "Baal" inszenierte.
Darüber hinaus ist Thomas Thieme in zahlreichen TV- und Kinofilmen aufgetreten.
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