Erste abendfüllende Oper
Mann von La Mancha als Opernheld
Seit Jahrhunderten zählt er zu den beliebtesten literarischen Gestalten: Don Quichotte. Vor 400 Jahren veröffentlichte Miguel de Cervantes seinen Roman über den Mann von La Mancha. Auch Komponisten verwendeten den Stoff, einer von ihnen ist F. B. Conti.
8. April 2017, 21:58
Miguel de Cervantes Roman "Don Quixote de la Mancha - vor 400 Jahren veröffentlicht - ist bis heute ein Bestseller. Anno 1719 wurde am Wiener Kaiserhof die Oper "Don Chisciotte in Sierra morena aufgeführt. Das Libretto nach Cervantes verfassten Apostolo Zeno und Pietro Pariati, die Musik der heißblütige Italiener Francesco Bartolomeo Conti. Unter der Leitung von René Jacobs - Spezialist für barockes Musiktheater - steht die Oper bei den "Innsbrucker Festwochen auf dem Programm.
Viele Quichotte-Fassungen
Der gebürtige Florentiner Conti - Wiener Hofkomponisten und Startheorbist - war, soweit ersichtlich, der erste, der Don Chisciotte zum Gegenstand einer abendfüllenden Oper machte. Zuvor hatte es seit dem Erscheinen der beiden Romanteile 1605 und 1615 bereits Ballette, Maskeraden und Pantomimen gegeben und hatte Henry Purcell Einlagen zu einem Theaterstück geschrieben. Nach Conti aber ließen sich zahlreiche Komponisten zu dramatischen, sinfonischen und liedgebundenen Interpretationen bis hin zum Musical anregen, darunter so bekannte Größen wie Telemann, Paisiello, Salieri oder Ditters von Dittersdorf in Barock und Frühklassik sowie Massenet, de Falla, Richard Strauss, Ravel und Ibert in jüngerer Zeit.
Die in Wien als Hofpoeten wirkenden Librettisten dieser Oper scheinen sich übrigens die Arbeit insofern geteilt zu haben, dass Apostolo Zeno die seriösen, Pietro Pariati die komischen Szenen geschrieben hat.
Lachen erlaubt
Der Ruf des Werkes verbreitete sich übrigens bis nach Hamburg, wo es bereits drei Jahre nach der Wiener Uraufführung mit eingedeutschten Rezitativen im Spielplan erschien. Der dortige Komponist, Musikdirektor und -theoretiker wird übrigens in der Literatur mit der Bemerkung zitiert, man könne sogar beim ersten Durchlesen der Partitur das Lachen nicht unterdrücken.
Da haben wir zunächst den Titelhelden Don Chisciotte, einen fahrenden Ritter, den die Lektüre von Ritterromanen auf Abenteuersuche gehen ließ sowie Sancho Pansa, seinen Knappen; ferner gibt es da Lope, des Ritters Vetter, und seinen Begleiter Ordogno, die beide unterwegs sind, Don von diesem Wahn zu befreien und in seine Heimat zurückzubringen.
Inhalt
Diese vier bilden den einen Handlungsstrang der Oper, den anderen ein zweites Doppelpaar und zwar: Cardenio, ein Edelmann, der aus Liebesschmerz dem Wahnsinn nahe ist, weil ihm sein bester Freund die Braut Lucinda ausgespannt hat, sowie eben dieser Freund, Fürst Fernando, der wegen Lucinda seine Braut Dorotea sitzen gelassen hat. Mit von der Partie sind schließlich noch Rigo, ein Dorfbarbier, der ein Auge auf Maritorne geworfen hat, die Magd im Dorfgasthof, und der Wirt Mendo.
Wir befinden uns im Süden Spaniens, in den Bergen der Sierra Morena. Auf ihrer Abenteuersuche machen Don Chisciotte und sein Knappe Sancho Pansa an einer Waldhöhle Rast. Dort treffen sie auf den Edelmann Cardenio, der sie in einem Wahnsinnsanfall für jenen hält, der ihm die Braut ausspannte, und nun auf sie beide einprügelt.
Soli Deo Gloria
Euer
Fra Bernardo (alias Bernhard Trebuch)
Hör-Tipp
Francesco Conti, "Don Chisciotte in Sierre Morena", Samstag, 20. August 205, 19:30 Uhr
Link
Innsbrucker Festwochen