Bestes Sachbuch bei ELLE Literaturwettbewerb

Lolita lesen in Teheran

Als bestes Sachbuch wurde "Lolita lesen in Teheran" vom ELLE Literaturwettbewerb ausgezeichnet. Die Autorin Azar Nafisi erzählt mitreißend und einfühlsam zugleich ihre eigene Geschichte, als Hochschullehrerin im Iran.

Im Vordergrund des Romans "Lolita lesen in Teheran“ steht das Leben der Literaturprofessorin Azar Nafisi. Mitreißend und einfühlsam zugleich schildert die Autorin die Schicksale von Verwandten, Freunden und Studenten im Iran der Ayatollahs. Allen voran handelt der Roman von den Studentinnen, mit denen sie sich über zwei Jahre wöchentlich trifft bis sie selbst den Iran verlässt. Und sie bleibt nicht die einzige, die in ein neues Leben flüchtet. Von den sieben jungen Frauen leben mittlerweile nur noch zwei im Iran.

Subversion und Fantasie

Azar Nafisi war Hochschullehrerin im Iran, floh vor den Mullahs und lebt heute in Washington. Dort hat sie den Geschmack der Freiheit wieder entdeckt und angefangen, über ihr Leben im Iran der Ayatollahs zu schreiben. In "Lolita lesen in Teheran" erzählt Azar Nafisi ihre eigene Geschichte. Die Geschichte von der Professorin, die ihren Schülern zwei gefährliche Viren impfte: Subversion und Fantasie.

Doch obwohl die Universität, an der sie unterrichtete, zu den liberalsten zählt, gibt Azar Nafisi nach acht Jahren ihre Lehrtätigkeit dort auf. Stattdessen erfüllt sie sich einen Traum, indem sie sieben ihrer Studentinnen auswählt um mit ihnen einmal wöchentlich über Literatur zu diskutieren. Gemeinsam lesen die acht Frauen westliche Klassiker wie Vladimir Nabokov, Jane Austen, Henry James und F. Scott Fitzgerald. Bücher, deren Lektüre vom herrschenden Regime verboten wurde. Das Wohnzimmer in dem sie sich trafen wurde zum Zufluchtsort, "einem geschlossenen Universum, das der Realität voller schwarz verschleierter, ängstlich dreinblickender Gesichter in der unter uns liegenden Stadt trotze.“

Eine wahre Geschichte

Azar Nafisi erzählt vom Leben in der iranischen Hauptstadt in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Der Titel bezieht sich auf den Klassiker "Lolita“ von Vladimir Nabokov, welcher laut der Autorin gewisse Ähnlichkeiten zu den Ereignissen im Iran aufweist.

Sie war als Dreizehnjährige nach Europa gezogen und hatte in Amerika studiert. Als sie endlich zurückkehren kann, macht sie die schmerzhafte Entdeckung, dass der Iran nicht mehr derselbe wie früher ist. An den Flughafenwänden kleben Plakate, von denen vorwurfsvoll ein Ajatollah herunterblickt. Darauf stehen Parolen wie "Tod Amerika! Nieder mit Imperialismus und Zionismus! Amerika ist unser Feind Nummer eins!"

Nach ihrer Rückkehr beginnt sie an der Universität Teheran zu unterrichten, jedoch führt ihre Verweigerung des Schleier-Tragens kurz darauf zu ihrer Entlassung. Später lässt sie sich noch einmal überreden an einer Universität zu unterrichten, die sie 1995 jedoch wieder verlässt und mit ihren Studenten einen Literaturzirkel gründet, inspiriert von Vladimir Nabokov.

Publikumswahl
Seit 35 Jahren organisiert die französische Zeitschrift ELLE einen Literaturwettbewerb, bei welchem die Leserinnen selbst in der Jury sitzen. Das heißt anders als bei den meisten Literaturpreisen bestimmt hier die Leserschaft, welche Autoren ausgezeichnet werden. In der Sparte Sachbuch erging der Preis heuer an die iranische Literaturwissenschafterin Azar Nafisi. Ausgezeichnet wurde ihr Buch "Lolita lesen in Teheran“, das nun auch deutsch erschienen ist.

Buch-Tipp
Azar Nafisi, "Lolita lesen in Teheran", aus dem Amerikanischen von Maja Ueberle-Pfaff, Deutsche Verlags-Anstalt, ISBN 3421058512

Link
Deutsche Verlagsanstalt München - Lolita lesen in Teheran