Nordisches Gesangswunder
Tenorale Höhenflüge
Nicolai Gedda gilt auch heute noch als Gesangswunder: diese stimmliche Eleganz und diese unvergleichliche Leichtigkeit der Höhe. Er war auch einer der ersten, die es verstanden, Oper und ewig schon totgesagte Operette erfolgreich nebeneinander zu stellen.
8. April 2017, 21:58
Es war ja gerade die französische Oper vom Barock zur Gegenwart für Nicolai Gedda stets von besonderer Wichtigkeit. Aber nicht nur: Gedda hat Bach, Mozart und Schubert genauso gesungen wie Weber und Wagner. Er war ein erstklassiger italienischer Tenor von Rossini bis Verdi, Puccini und er hat zumindest mit ebensolchem Erfolg Slawisches gesungen. Wo also anfangen, geschweige denn aufhören bei einer Hommage zu seinem 80. Geburtstag?
Offenheit
Am 11. Juli 1925, ist Nicolai Gedda in Stockholm geboren und wächst bei Pflegeeltern, einem russisch-schwedischen Paar auf. Seine richtigen Eltern hat er erst kennen- und auch wieder vergessen gelernt als er bereits ein Star war. All das und überhaupt seine privaten, nicht immer glücklichen Verhältnisse, schildert er mit unglaublich sympathischer Offenheit in seiner vor einigen Jahren erschienen Biografie, die absolut lesenwert ist und ganz abgesehen von seiner künstlerischen Laufbahn, durchaus das Drehbuch für einen Hollywood-Streifen hergeben würde.
Wenig Wiener Rollen
Als Sänger ausgebildet wurde Gedda durch den Tenor Carl Martin Oehmann in Stockholm und durch Paola Novikova in New York. 1952 debütierte er und 1953 finden wir ihn bereits an der Mailänder Scala. 1954 tritt er erstmals unter Karajan im Wiener Musikverein auf. 1957 folgte schließlich sein Met-Debüt und im gleichen Jahr sang Gedda auch erstmals bei den Salzburger Festspielen.
Relativ spät allerdings kam er an die Wiener Staatsoper, nämlich erst 1962, und hier ist er auch nicht wirklich heimisch geworden. Hat man ihm doch kaum Partien angeboten, die seiner ganz besonderen Begabung Rechnung getragen hätten, aber dieses Los teilt er leider mit so manchen Weltstars der Vergangenheit und Gegenwart. Dass er trotzdem gerade im Haus am Ring seinen Abschiedsabend gegeben hat, ist daher fast schon als Kuriosum anzusehen.
Sänger mit Intelligenz
Geddas letzter und wirklich stürmisch umjubelter Liederabend fand am 2. Juli 2001 in der Wiener Staastoper statt. Und wer immer das Glück hatte, damals dabei sein zu dürfen, wird diesen Eindruck wohl sein ganzes Leben lang nie vergessen. Hier demonstrierte ein Sänger, ein Künstler, wie man mit Intelligenz, Disziplin und vor allem souveräner Gesangstechnik sich Stimme und Timbre auch im fortgeschrittenen Alter erhalten kann.
Ein Wort sollte man dabei allerdings in möglichst vielen Sprachen beherrschen, nämlich das Wort "Nein"! Ein Wort, das in erster Linie für junge Sänger geradezu lebenswichtig ist. Nicolai Gedda hat das mit seiner beispiellosen Karriere grandios bewiesen und selbst wenn er das eine oder andere Mal vielleicht schwach geworden ist, der Lohengrin und der Arrigo in der "Sizilianischen Vesper" wären da eventuell als Beispiele anzuführen, so hat er doch immer rechtzeitig die Notbremse gezogen. Selbst auf die Gefahr hin, dadurch die eine oder andere interessante Partie zumindest nicht im Bühnenalltag gesungen zu haben.
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Nicolai Gedda - Fanpage