Von Pinetop Smith zur Swing-Ära

Die Ursprünge des Boogie Woogie

Ursprünglich als spezieller Klavierstil entwickelt, wurde der Boogie Woogie in der Swing-Ära zum Modetanz und galt viele Jahre als Sinnbild des Jazztanzes. Dabei stammt er vom guten alten Blues ab, eben nur ein bisschen anders rhythmisiert.

Albert Ammons mit "Shout for Joy"

Irgendwie und irgendwo im amerikanischen Süden soll er entstanden sein, um sich in Kneipen gegen den Lärm der Gäste durchzusetzen. Voraussetzung dafür war ein gut funktionierendes Klavier. In der Swing-Ära löste er einen Tanz-Boom aus, der bis heute ungemindert anhält, obwohl er eigentlich von "ruhigeren" Rhythmen abstammt.

Eight to the Bar

In den Tanzschule hieß es: "Man tanzt Boogie!“ Es gab Boogie-Woogie-Wettbewerbe und Weltmeisterschaften, der Name stand für Jitterbug und Jive, später für Rock 'n' Roll. Dabei war und ist der Boogie nichts weiter als der gute, alte Blues, eben nur ein bisschen anders rhythmisiert.

"Eight to the Bar“ heißt es im amerikanischen Musikerjargon, womit aber keine acht Leute an der Bar gemeint sind, sondern acht Achtelnoten pro Takt. Diese acht Achtel verschaffen dem Boogie seine besondere Note, weil sie dem Zuhörer das Gefühl der Verdoppelung geben und der normale Viervierteltakt im Zeitraffer abzurollen scheint.

Ein Klavierstil

Die typische Bassbewegung der linken Hand mit den synkopierten Achteln charakterisiert den Boogie Woogie. Entstanden ist sie aus der Notwendigkeit, dass ein Klaviersolist ohne Rhythmusgruppe gleichzeitig Melodie und Rhythmus spielen musste, wobei letzterer einen gleichmäßigen Taktschlag bedingte. Das erforderte eine starke, "eiserne“ linke Hand und es ist bewundernswert, mit welcher Kraft und Ausdauer geübte Boogiepianisten diese rollende, stampfende Bassfigur durchzuhalten imstande sind. Der solcherart entstehende Rhythmus fährt in die Beine und regt zum Tanzen an. Daher der gleichnamige Tanzstil, der viele Jahre lang als Sinnbild des Jazztanzes galt.

Der erste Boogie-Woogie-König

Ein Klavierstil wie der Boogie Woogie ist niemals die Schöpfung eines Einzelnen. Er entstand im amerikanischen Süden, wo in jeder Kneipe ein Klavier stand und der Pianist sich gegen den Lärm und die Lautstärke der Gäste durchzusetzen hatte. Dennoch kann man so etwas wie den ersten Boogie-Pianisten festschreiben. Er hieß "Pinetop“ Smith, nahm nur vier Titel seines Spiel auf Platten auf und starb bei einer Schießerei in einer der oben zitierten Kneipen, wahrscheinlich aus Versehen.

Boogie überall

Zehn Jahre nach dem mysteriösen Tod von Pinetop Smith war der Boogie Woogie in Vergessenheit geraten. Dann ging im Jahr 1938 Tommy Dorsey mit einem Big-Band-Arrangement von Pinetops Boogie ins Aufnahmestudio. Diese Platte wurde die meistverkaufte Schellackplatte der Jazzgeschichte und löste einen Boom aus, der ungemindert anhält.

Heute gibt es unzählige Boogie-Pianisten, die vor einem begeisterten Publikum spielen und somit einen Stil am Leben erhalten, der zu den originellsten zählt, die der Jazz hervorgebracht hat.

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