Zwischen Grafik und Fotografie
Kasimir Reimann, Grafik Design
Durch seine Kunsterzieherin kam er zur Grafik: Kasimir Reimann, gebürtiger Pole, Jahrgang 1975, der an der Angewandten Grafik Design studiert. Nach dem Abschluss will das gefragte und mehrfach ausgezeichnete Talent sein Fotostudium beenden.
27. April 2017, 15:40
"Ich habe zuerst in Dortmund Fotografie studiert und visuell gearbeitet, zum Teil mit inszenierten Bildern. Diesen Bereich wollte ich durch die Grafik ergänzen. Ich habe dann begonnen, Konzepte und Kataloge zu machen, war in guten Grafikbüros tätig und habe meine Kenntnisse durch eine grafische konzeptionelle Ebene, die zur Fotografie hinzukam, ergänzt. Und diese Ebene wollte ich mit dem Grafikstudium ausbauen. Ein wichtiger Grund, warum ich nach Wien kam, war Professor Hickmann, den ich von Dortmund kannte. Bei ihm habe ich meine ersten Arbeiten im Grafik-Bereich gemacht und mich sehr wohl gefühlt. Etwa ein Jahr nach ihm bin ich dann hierher gekommen", erzählt Kasimir Reimann, gebürtiger Pole, Jahrgang 1975, der seit 2002 bei Fons M. Hickmann an der Wiener Angewandten Grafik Design studiert.
Reimann wanderte 1984 mit seinen Eltern nach Deutschland aus und begann 1998 an der Fachhochschule Dortmund Fotografie und Visuelle Kommunikation zu studieren. "Zur visuellen Gestaltung bin ich eigentlich durch meine Kunsterzieherin im Gymnasium gekommen", so Reimann zu seiner Entscheidung für dieses Studium. Im nächsten Semester wird der erfolgreiche Grafiker, der gerade mit der Diplomarbeit beginnt, sein Studium an der Angewandten abschließen. Und danach will er in Dortmund sein Fotostudium beenden.
Übersetzer visueller Formen
Was Kasimir Reimann gerade an dieser Richtung reizt? "Es ist im Grunde eine Vermittlung zwischen jemandem, der eine Information hat und jemandem, der keine Ahnung von dieser Sache hat. Das kann z.B. eine Institution sein, die etwas vermitteln will. Und ich bin der Vermittler."
"Es ist eine sehr schöne Arbeit, weil man immer mit sehr unterschiedlichen Positionen zu tun hat. Man muss sich einlesen, trifft sehr viele Menschen und kann Informationen auf interessante Weise vermitteln: Ich übersetze in visuelle Formen, achte auf die Sprache sowie auf redaktionelle Systeme, um das alles in ein Gesamtbild zu bringen."
Bildhafte Grafik
Als Fotograf will er zwar in nächster Zeit nicht arbeiten, aber für die Gestaltung seiner grafischen Arbeit ist ihm eine profunde Kenntnis dieses Mediums wichtig: "Wie ist ein Bild aufgebaut, wie sehe ich Bilder, wie gehe ich mit Perspektiven um? Dieses Wissen beziehe ich in meine Arbeiten ein."
Kennzeichen: Mini-Minute
"Wenn ich eine Aufgabe wähle, dann reagiere ich oft emotional. Aber diese Emotionalität ist vielleicht etwas, was auch andere Menschen haben: Denn der Betrachter muss die Botschaft schnell verstehen", erläutert der Nachwuchs-Grafiker zur konkreten Umsetzung.
"Meistens realisiere ich letztlich die erste Idee, die ich zu einem Projekt habe. Zuerst denke ich kurz über das Thema nach, hinterfrage, was mich daran besonders interessiert. Dann beginne ich mit der Visualisierung."
Erfolg durch Authentizität
"Es ist mir ganz wichtig, bei den jeweiligen Projekten ehrlich zu reagieren. Also versuche ich, die Inhalte möglichst klar und einfach zu übersetzen. Und nicht Stilmittel oder Medien hineinzupacken und den Betrachter zu blenden, dass er denkt: Wow, was ist denn das Tolles?"
"Meine Arbeit soll eine ehrliche ästhetische Umsetzung des Inhalts und kein Blendwerk sein. Einfachheit ist für mich sehr wichtig und sehr direkt - das berührt die Menschen am Meisten", so Reimanns Credo.
Gefragter Grafik-Designer
Über mangelnde Nachfrage kann der talentierte Grafiker nicht klagen: "Ich habe mich bei 'N-T-K' in Deutschland mit Ausstellungsgestaltung beschäftigt. Und im Wiener Büro Lichtwitz habe ich am Corporate Design für das Kunsthaus Graz mitgearbeitet und viele andere Medien mitgestaltet. Die Plakate für die Essence-Ausstellungen 2003 und 2005 entstanden in Zusammenarbeit mit Fons Hickmann, Helga Aichmaier und Verena Petrasch", erzählt Reimann.
"Und natürlich sind mir die Projekte an der Universität nach wie vor wichtig, wie z.B. Beispiel 'Aided Recall': Darin beschäftige ich mich mit Bildwahrnehmungen, die in Form von Pillen, gefüllt mit Bildern, zum Schlucken angeboten werden. Bei diesem Projekt ist jetzt ein Zwischenstadium erreicht. Nun ist der nächste Schritt, dass ich Interviews führe und das Material aufarbeite".
Mehrfach ausgezeichnet
Und Reimanns Arbeiten werden gewürdigt: So erhielt er jüngst für eine Gemeinschaftsarbeit mit Helga Aichmaier und Verena Petrasch einen Preis von der Stadt Wien und Gewista für das Essence-Plakat, "eines der besten Kulturplakate 2003".
Freiheit und Gestaltungsmöglichkeit
Seine Projekte sind auch Reimanns existentielle Grundlage, denn er musste sich sein Studium zum Großteil selbst verdienen. "Sie haben mir die Chance geboten, sehr konkret, sehr schnell und effizient zu arbeiten. Und das hilft mir nun sehr beim Studium", resümiert der bescheidene Nachwuchs-Grafiker, der mit Fons M. Hickmann in Berlin zusammenarbeiten konnte und für so prominente Agenturen wie für Lichtwitz in Wien tätig ist.
Welche Pläne er nach Abschluss seiner Studien hat? "Wohin ich dann gehen werde, hängt letztlich von den Angeboten ab. Ich könnte mir gut vorstellen, in Österreich, in Polen oder in Deutschland zu arbeiten. Wichtig sind mir Freiheit und Gestaltungsmöglichkeit. Ich möchte weiterhin die Projekte selbst aussuchen und mich mit ihnen identifizieren können. Denn das Wichtigste ist, dass die Projekte gut sind."