zwei Historiker über das Jubiläumsjahr
Aus kulturtheoretischer Sicht
2005 ist das große "Jubiläumsjahr". Diesmal wird es von den Historikern Heidemarie Uhl und Siegfried Mattl beleuchtet: Die Kunst der letzten 50 Jahre ebenso wie der Wandel des Alltags und wie dieser anhand von Forschung und eigener Erfahrung aussieht.
8. April 2017, 21:58
Diesmal wird das "Gedanken- und Feierjahr 2005" von Historikern beleuchtet. Und zwar die zurückliegenden 50 Jahre, die Kunst, die in dieser Zeit entstand ebenso wie der große Wandel im Alltag, wie er sich anhand von Forschungen und eigenen Erfahrungen darstellt.
Gäste zu diesen Themen sind bei Otto Brusatti im Ö1 Klassik-Treffpunkt im ORF KulturCafe des RadioKulturhauses die steirische Historikerin Heidemarie Uhl, mit Fachschwerpunkt Theorie der Kulturwissenschaften, und Siegfried Mattl, der am Wiener Institut für Zeitgeschichte und am Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft arbeitet.
Tagung zur Macht der Erinnerung
Vor drei Jahren konzipierte Heidemarie Uhl mit dem Kulturwissenschaftler Christian Gerbel eine internationale Tagung des Institutes für Kulturwissenschaften (IFK), in deren Mittelpunkt aktuelle wie frühere Erinnerungsdiskurse rund um die Shoa standen.
Brisanz hatte die Tagung durch die offene Frage, inwieweit das verstörende Potential der Erinnerung an die Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts noch wirkt, oder ob dieses nicht inzwischen neutralisiert wurde. An der Konferenz, die durch eine Kooperation mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ermöglicht wurde, nahmen damals Experten wie u. a. Anson Rabinbach, Felix de Mendelssohn, Moshe Zuckmann sowie Harald Welzer teil.
Leitbild-Vorstudie für Stadtmuseum
Als Mitglied der informellen Arbeitsgruppe legte Siegfried Mattl im Mai 2002 einen "Zwischenbericht einer Vorstudie für ein Leitbild für ein Stadtmuseum im 21. Jahrhundert" vor. Dieser Bericht, der als "Diskussionsgrundlage" für eine "Umorientierung" verstanden werden sollte, wie Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) damals betonte, stellte u. a. die Sinnhaftigkeit der Weiterführung der "kleinen Nebenstellen" der Museen der Stadt Wien mit "weniger als 1.000 Besuchern" pro Jahr in Frage.
Diese könnten in Subunternehmen oder an Kooperationspartner übergeben werden, fand die Arbeitsgruppe, die neben Mattl aus Kunsthallen-Leiter Gerald Matt und Kunsthallen-Kurator Thomas Mießgang bestand. Das Historische Museum - heute: Wien Museum - sollte nach Vorbildern in Amsterdam und London zu einem "museum for the people" werden, wo die "urbane differenzierte Kultur" im Mittelpunkt stehe. Auch Kontroverses und "marginalisierte Gruppen" sollten ihren Einzug in das Museum finden können. Mattl nannte damals Migranten-Kultur sowie eine Ausstellung zur Prostitution in Amsterdam als Beispiele. Nicht über "simple Chronologie", sondern über "Wissensplateaus" sollen die Themen transportiert werden. Damit sollte eine "Wende weg vom Museumstyp des 19. Jahrhunderts" vollzogen werden, so Mattl.