Ö1 höre ich überall
Michael Schade, Opernsänger
Aufgrund seines Berufs ist Michael Schade viel in der Welt unterwegs. Via Internet nimmt er Ö1, seinen Lieblingssender, überall hin mit. Besonders haben's ihm - bei seiner Profession kein Wunder - die Festspiel-Übertragungen angetan.
27. April 2017, 15:40
Ich bin in Genf geboren, bin in Deutschland und Kanada aufgewachsen, bin mittlerweile meine 17. Saison an der Wiener Staatsoper und seit 1993 jedes Jahr in Salzburg. Wann und wo ich Ö1 höre? Grundsätzlich: Ich höre überall Ö1. Sogar, wenn ich nicht in Österreich bin. Nach zwei, drei Wochen in den USA zum Beispiel, muss ich einfach ein bisschen österreichische oder europäische Kulturluft schnappen, und dann geh' ich einfach ins Internet, mache die Augen zu und hör mir an, was in Wien los ist.
Mir gefällt es, wenn ein Land durch ein Radio eine Stimme hat, das ist auch eine Frage der Identität. Für mich ist Radio Bildung und Live-Berichterstattung. Ich bin auch immer wieder überrascht, was man durch Ö1 lernen kann. Als großer Naturliebhaber ist eine meiner Lieblingssendungen "Vom Leben der Natur". Wenn ich mit meinen Kindern beim Frühstück sitze, machen wir auch immer die Tiere, die in der Signation vorkommen, nach.
Es ist toll, wie über die vielen verschiedenen österreichischen Festivals berichtet wird und wie viel davon live übertragen wird - von der "Schubertiade Schwarzenberg" bis zur "styriarte". Was ich immer faszinierend finde: dass ich die Spannung des Abends sofort im Radio höre. Man hört den Sänger atmen, man hört die Geigen knacken, hört wie wenig oder viel die Leute husten und merkt dadurch auch, wie groß der Saal ist ... und dann der Applaus, ist der jetzt freundlich oder euphorisch ... das ist großartig.
Wir sind Nomaden in unserem Beruf, und durch Ö1 fühle ich mich dem Land verbunden, auch wenn ich weit weg bin. Für mich ist Ö1 auch ein Barometer dafür, wie es dem Land geht, wie das politische und kulturelle Klima des Landes ist. Und das zu wissen, ist mir wichtig. Österreich ist nicht nur irgendein Land, es ist neben Kanada für mich und meine Familie unser Zuhause. Einer, der so viel unterwegs ist, der hat das Gefühl ganz gern, wenn man mit dem Internet dem Land die Hand reichen kann.
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Lukas Beck