Böse Aliens, braver Tom Cruise

Krieg der Welten

Hektische Tom-Cruise-Pressekonferenzen, ein Kritikverbot vor der Weltpremiere, seitengroße Inserate in den Zeitungen: Die Neuverfilmung des "Kriegs der Welten" geriet zum Medienereignis. Ob alle Erwartungen erfüllt werden, ist fraglich.

Ohne Medienwirbel scheint es beim "Krieg der Welten" nicht abzugehen: Schon 1938 produzierte Orson Welles mit seiner legendären Hörspielversion des H.-G.-Wells-Klassikers von 1898 eine Massenpanik: Zu clever hatte das angehende Mediengenie die Formen des damals noch jungen Rundfunks eingesetzt, als dass die Hörer die Fiktion hätten durchschauen können.

Dann kam die Erstverfilmung aus dem Jahr 1953: Ihre heute rührenden Trickaufnahmen erhielten damals immerhin einen Oscar. Das jetzige Remake von Steven Spielberg gilt der nicht erfolgsverwöhnten Filmindustrie als rettender Sommerhit - zu Recht?

Familien-Apokalypse

Spielberg zeigt die drohende Weltvernichtung durch außerirdische Böslinge (dass sie jetzt nicht mehr vom Mars kommen, ist ein Zugeständnis an die Wissenschaft) aus der Sicht einer von Tom Cruise geführten Kleinfamilie. Fotogen darf da die blond gelockte Tochter des Hauses die schreckgeweiteten Augen aufreißen, wenn die haushohen dreibeinigen Vernichtungsmaschinen zum Endkampf ansetzen.

Seine Vorliebe für naiven Kindercharme kommt Spielberg prompt in die Quere, wenn er versucht, die bekannte Vorlage möglichst düster zu illustrieren. Dabei gelingen dem Regisseur durchaus Szenen von surrealer Schönheit: Da senkt sich ein Bahnschranken, um einen aus allen Fenstern lichterloh brennenden Zug vorbeirasen zu lassen, und die Idylle einer Flusslandschaft wird durch still vorbeitreibende Leichen nicht ernsthaft getrübt.

9/11 und die Nazis

Dennoch gleicht der neue "Krieg der Welten" meist einem 138-Millionen-Dollar-Trash-Film, der das Kalte-Kriegs-Klischee von der durch ungreifbar Böses bedrohten Kleinfamilie in teure High-Tech-Kleider hüllt. Einstürzende Bauten und staubbedeckte Helfer legen Assoziationen zu den Attentaten des 11. September nahe, und selbst gedankliche Verbindungen zu den Verbrechen der Nazis schließt die mitleidlose Kälte der Angreifer aus dem All nicht aus.

Doch eine schlüssige Allegorie auf eine in den Grundfesten erschütterte Nation ergibt sich aus alldem nicht, und so dürfte der wahre Krieg denn auch mehr gegen die real drohenden Videopiraten geführt werden. Dem Kassenerfolg des Films könnten die freilich weniger schaden als die stilistisch uneinheitliche und von Längen nicht freie Inszenierung dieses angeblichen Superknüllers.

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Krieg der Welten
(War of The Worlds)
USA, 2005
Mit: Tom Cruise, Dakota Fanning, Tim Robbins u. a.
Drehbuch: David Koepp
Regie: Steven Spielberg