Singender Philosoph

Starbariton auf Orpheus' Schwingen

Thomas Hampson zählt heute zu den international gefragtesten Sängerstars. Mit seiner starken stimmlichen und darstellerischen Präsenz beeindruckt er regelmäßig auf der Bühne. Doch ursprünglich wollte er gar nicht Opernsänger werden.

Eigentlich wollte Thomas Hampson ursprünglich gar nicht Opernsänger werden. Es schwebte ihm eher eine juristische Kariere vor. Studiert hat er dann Politikwissenschaft, Geschichte und Literatur - Vorlieben, die ihm geblieben sind. Mittlerweile zählt er zu den international beeindruckendsten und gefragtesten Sängern. Mit seiner starken stimmlichen und darstellerischen Präsenz beeindruckt er regelmäßig auf der Bühne. Heute, am 28. Juni 2005 wird der beliebte Künstler 50 Jahre alt.

Kluge Rollenauswahl

Neben Mozart, den italienischen und französischen Oper widmet er sich auch dem slawischen Fach: es ist zwar nicht besonders umfangreich, aber immerhin war Hampson etwa als Eugen Onegin sehr erfolgreich, zuerst auf englisch und dann auch in der Originalsprache. Das ist ihm - trotz seines großen Sprachtalentes - nicht sehr leicht gefallen, wie er selbst einmal in einem Interview bekannt hat. Trotzdem hat er sich sogar an eine - noch dazu auch musikalisch sehr anspruchsvolle - polnische Oper herangewagt: an den 1926 uraufgeführten "König Roger" von Karol Szymanowski.

Die Handlung der Oper ist eine ins christliche Umfeld transponierte Variante der "Bakchen“ des Euripides, wobei der König der Figur des Pentheus entspricht. In den wenigen Minuten des Schlussmonologes schafft Szymanowsi - vielleicht inspiriert von Nietzsche - so etwas wie die Umkehrung des "Tristan"-Schlusses. Roger werden die Abgründe seiner eigenen Seele offenbar, doch ist er durch den dionysischen Rausch hindurchgegangen, ohne der Versuchung der Selbstauflösung zu erliegen. Er lässt Nacht, bewusstlosen Rausch und Tod hinter sich und wendet sich dem Tag, dem Leben, dem Bewusstsein und dem Schmerz zu. Er bietet sich der Sonne und damit dem Sonnengott Phöbus Apollo als dem dionysischen entgegen gesetzten Prinzip an.

Italianita

Dennoch: was der lyrisch-dramatischen Stimme von Thomas Hampson besonders liegt, ist das italienische Fach. Er ist längst schon in die allererste Garde heutiger Verdi-Interpreten vorgestoßen, hat den Marquis Posa und bereits auch so schwere Partien wie Macbeth oder Simone gemeistert und am Ende des heurigen Jahres steht auch sein erster Falstaff bevor, eine äußerst vielschichtige Partie, sozusagen der Ritterschlag für einen großen Verdi-Bariton und eine Partie, mit der man 40 jahre lang den großen Giuseppe Taddei verband.

Und was könnten wir Thomas Hampson heute zu seinem 50er besseres wünschen als eine ebenso langlebige Karriere und robuste Natur wie dem nun bereits 89jährigen Giuseppe Taddei. Beide haben jedenfalls eine ganz besondere Affinität zu Wien, zu Österreich, beide haben hier auch familiäre Bande.

Hingabe zum Liedgesang

Wie wir alle wissen gehört die besondere Liebe Thomas Hampsons dem Liedgesang. Wobei er natürlich längst alles gängige hinter sich gelassen hat und heute völlig gleichberechtigt sowohl als forschender Sänger wie auch als singender Forscher und Musikwissenschaftler angesehen werden kann.

Zwei Kapitel in diesem schier unendlichen Kosmos liegen ihm dabei ganz besonders am Herzen: einerseits Gustav Mahler und andererseits die vor allem in unseren Breiten ziemlich unbekannten Werke seiner amerikanischen Landsleute wie Stephen Forster.

Ehrungen

Seit 6. Juni 2005 ist Hampson auch Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft, eine von unzähligen Ehrungen, die ihm weltweit schon zuteil geworden sind, angefangen vom Wiener Kammersänger über das Ehrendoktorat am San Francisco Conservatory, usw.

Was wir ihm im Moment aber vor allem wünschen, ist: Gesundheit. An der hat es ihm gerade in letzter Zeit ja ein bisschen gefehlt, was zu unzähligen enttäuschten Mienen geführt hat, etwa bei der Absage der konzertanten Thais oder auch bei der gerade laufenden Parsifal-Serie an der Wiener Staatsoper. Umso mehr hoffen wir, dass er für alle künftigen Projekte bald wieder topfit ist, bei der Traviata z. B. in Salzburg, bei den geplanten Staatsoperauftritten im Herbst und vor allem natürlich bei seinem Rollendebüt als Falstaff am Ende des Jahres.

Link
hampsong - Thomas Hampson