Die Rechte indigener Volksgruppen

Hilfe für Minderheiten, von denen keiner spricht

Weltweit werden Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu ethnischen oder religiösen Gruppen diskriminiert, vertrieben oder gar ermordet. Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" widmet sich seit nunmehr 20 Jahren jenen Minderheiten, von denen kaum einer spricht.

Andreas Jordan von der GfbV in Österreich

Seit nunmehr zwanzig Jahren wehrt sich die GfbV, die "Gesellschaft für bedrohte Völker“, gegen Menschenrechtsverletzungen, die an indigenen Völkern und Minderheiten begangen werden. Denn zahlreiche Staaten unterdrücken ihre Volksgruppen aus politischen, wirtschaftlichen oder rassistischen Gründen.

Nach 25 Jahren zehn Millionen Opfer

Nach wie vor werden weltweit Angehörige von ethnischen und religiösen Gruppen innerhalb verschiedenster Staaten diskriminiert, verfolgt, vertrieben, gefoltert oder gar ermordet. Allein in den letzten 25 Jahren fielen weltweit mehr als zehn Millionen Menschen regionalen Konflikten bzw. Kriegen oder staatlich gedeckten Pogromen zum Opfer.

Society for Threatened Peoples

Auf Deutsch: Gesellschaft für bedrohte Völker, kurz GfbV - so nennt sich diese Hilfsorganisation, die für die Rechte von unterdrückten Volksgruppen eintritt und bereits 1970 in Hamburg gegründet wurde. Sie informiert nicht nur kontinuierlich via Pressearbeit über die vielen Menschenrechtsverletzungen von Minderheitenvölkern in aller Welt, sie agiert auch unabhängig und überparteilich mit zahlreichen, groß angelegten Kampagnen und Aufrufen zu Protestaktionen. In der Zwischenzeit gibt es bereits Sektionen in fast allen deutschsprachigen Ländern, außerdem noch in Südtirol und Bosnien. Auch im Irak und in Chile sind Sektionen im Entstehen.

Während die deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker mehr für ethnische Minderheiten zuständig ist, engagiert sich die österreichische Sektion in erster Linie für indigene Völker.

Die GfbV Austria

Seit 1985 gibt es die österreichische Sektion. Sie unterstützt die Selbstorganisation bedrohter Minderheiten und kämpft für den Lebensraum der Indigenen, der durch den Raubbau transnationaler Konzerne immer mehr beschnitten wird. Auch an humanitären Hilfsprojekten beteiligt sie sich.

Die größtenteils ehrenamtlichen Mitarbeiter veranstalten Pressekonferenzen und Infostände, gehen in Schulen, geben eine monatliche Zeitschrift und einen jährlichen Menschenrechtsreport heraus, und einmal im Jahr einen wunderschönen großen Kalender mit außergewöhnlichen Fotografien indigener Völker, der immer reißenden Absatz findet.

Die langjährige Arbeit findet Anerkennung. 1991 wurde dieser Organisation der "Bruno Kreisky Preis für Menschenrechte" verliehen. Außerdem verfügt sie über Beraterstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der UNO.

Die Ken-Saro-Wiwa-Kampagne

Zu den wichtigsten GbV-Projekten der letzten zwanzig Jahre zählt die Kampagne für den Schriftsteller und Umweltaktivisten Ken Saro Wiwa. Der Schriftsteller wurde 1995 mit acht weiteren Ogoni-Mitgliedern hingerichtet, weil er und seine Mitstreiter friedlichen Widerstand gegen die Zerstörung ihrer Heimat durch Ölförderung leisteten. Nachdem die GbV das im Rahmen einer groß angelegten Kampagne thematisiert hatte, kamen drei hochrangige Manager des Ölkonzerns Shell nach Österreich, um in einen Dialog zu treten. 1998 konnte die NGO im Verein mit anderen Organisationen erreichen, dass Nigeria zwanzig inhaftierte Ogoni frei ließ.

Weitere Aktivitäten

Im Rahmen des Tschetschenien-Konflikts hat sich die Menschenrechtsorganisation als eine der ganz wenigen in Österreich immer wieder zu Wort gemeldet. Im Rahmen von Ausstellungen, Demonstrationen und Informationskampagnen wollte man auf den Völkermord, der dort unter den Augen der Weltöffentlichkeit passiert, aufmerksam machen. Dabei fanden auch Gespräche mit österreichischen Regierungsvertretern statt, die sich den Anliegen der GbV gegenüber zwar offen zeigten, bisher jedoch zu keinem konkreten Ergebnis führten.

Aktuell setzt sich die GbV für die Herausgabe einer Sonderbriefmarke anlässlich des 70. Geburtstags des Dalai Lama ein. Das Vorhaben wurde allerdings von der Post nach Interventionen des Botschafters der Volksrepublik China zurückgezogen.

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