Grenzerweiterungen

Polizei in der Kunst

Künstler reflektieren in ihren Arbeiten gesellschaftliche, ökonomische und soziale Veränderungen. In ihren Werken thematisieren sie Schwachstellen unseres Gemeinwesens. Das bringt sie zwangsläufig in einen Interessenskonflikt mit der Staatsgewalt.

"Avantgarde" ist ein militärischer Terminus und bedeutet Vorhut. Aber auch wenn man kein "Stratege in Sachen Feldzugplanung ist" so schwingt in dem Begriff, eine gewisse Exponiertheit, mit. Denn die Vorhut, ist gemeinhin eine kleine Truppe, die leicht zum Opfer eines "Feindes" werden kann.

In die Sprache der Kunst übertragen, kann man die "Avantgarde" mit Progressivität übersetzten - also mit Fortschritt-. Getragen wird dieser, dadurch, dass die Kunst ihre Grenzen beständig, erweitert.

Tabubrüche

So malte Wassily Kandinsky, am Beginn des 20 Jahrhunderts seine ersten abstrakten Bilder, die nur noch eine Komposition aus Farben, Linien und freien Formen waren. Etwa zur gleichen Zeit erklärte Marcel Duchamp in Serie gefertigte Alltagsgegenstände, wie zum Beispiel eine auf einen Holzschemel montierte Fahrradfelge zu Kunstwerken - er nannte diese "Readymades". Einige Jahrzehnte später übergoss Joseph Boys Frankfurter Würstchen mit Fußbodenfarbe.

Jedes dieser heute, ganz selbstverständlich, als Kunstwerke rezipierten Arbeiten, führten damals zu Protesten und Schmähungen der Künstler. Je heftiger die Reaktionen waren, desto eindeutiger war das ein Indiz dafür, dass man im Rahmen der jeweiligen Gesellschaftsordnung, ein Tabu gebrochen hatte.

Gewöhnen an das Neue

Je öfter gegen diese Grenzen verstoßen wurde, desto häufiger kam es zu einer Gewöhnung der Gesellschaft an die jeweils neuen Ausdrucksformen der Kunst, bis diese schließlich Einzug in Sammlungen, Ausstellungen und Galerien hielten.

Die Grenzerweiterung, war aber nicht nur auf die bildende Kunst beschränkt. Der Bogen spannt sich von der Musik, wie zum Beispiel die berühmten Skandalkonzerte von Arnold Schönberg, bis hin zur Literatur wie die Publikumsbeschimpfungen von Peter Handke.

Der Unmittelbarste Ausdruck für das Überschreiten von Gesellschaftlichen Normen war und ist die Konfrontation des Künstlers mit der Polizei.

Dem Thema Polizei in der Kunst widmet derzeit auch die Landesgalerie Linz, eine Ausstellung. Gezeigt werden zeitgenössische Video und Fotoarbeiten heimischer und internationaler Künstler.

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendungen der Woche gesammelt jeweils am Donnerstag nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.

Veranstaltungs-Tipp
"Police", 18. Juni bis 28. August 2005, 17. Juni bis 28. August, Landesgalerie Linz.
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (40 Prozent).

Link
Landesgalerie