Die richtige Dosis zum richtigen Zeitpunkt
Fortschritte in der Therapie von Brustkrebs
Tief in seinem Inneren erschüttert, als ob man in ein schwarzes Loch stürzt - so und ähnlich schildern Frauen ihre Emotionen nach der Diagnose Brustkrebs. Doch die Fortschritte in der Medizin lassen dem Mammakarzinom etwas von seinem Schrecken verlieren.
8. April 2017, 21:58
Bei einer jährlichen Neuerkrankungsrate von etwa 5000 Frauen pro Jahr sterben immer noch an die 1500 Frauen an Brustkrebs: entweder weil die Erkrankung in einem sehr späten Stadium entdeckt wurde oder weil es sich von Anfang an um einen ganz besonders aggressiven, schnell wachsenden und rasch metastasierenden Krebs handelt.
State of the art in der Brustkrebstherapie
Operation, Chemo-, Antihormontherapie und neuerdings eine Antikörpertherapie sind heute die Säulen in der Behandlung des Mammakarzinoms. Während es in manchen Fällen - wenn der Tumor ganz früh entdeckt wird - mit der chirurgischen Entfernung des Knotens getan ist, muss in anderen Fällen zuerst eine Chemotherapie durchgeführt werden, damit der Tumor auf eine Größe schrumpft, die eine brusterhaltende Operation erlaubt.
Durch die Fortschritte in Früherkennung und Diagnose sowie durch die Möglichkeit der präoperativen Chemotherapie können heute 80 Prozent der Frauen Brust erhaltend operiert werden. Die Heilungschance erhöht sich, wenn die Lymphknoten noch nicht befallen sind. Weitere wichtige Prognosefaktoren sind Merkmale der biologischen Beschaffenheit des Tumors.
So haben Tumore, die Hormonrezeptor positiv sind und dadurch meist gut auf eine Antihormontherapie ansprechen eine bessere Prognose als jene Tumore, die ein ganz bestimmtes Krebsgen, das so genannte HER 2-neu aufweisen.
Hormonabhängige Tumore
Bei den Hormonabhängigen Tumoren, die wachsen weil sich die Wachstums- und Zellteilungsfördernden weiblichen Geschlechtshormonen an den Tumor anhaften können, blockiert man vereinfacht gesagt die Hormonandockstellen und entzieht den Krebszellen damit die Energie für ein weiteres Wachstum.
Neuere Antihormon-Präparate, die so genannten Aromatasehemmer, setzen noch früher an und führen dazu, dass von vorn herein weniger Geschlechtshormone gebildet werden. Neuere Studien belegen, dass die Kombination der beiden Substanzklassen (klassische Antiöstrogene, Antigestagene und die neueren Aromatasehemmer) die besten Ergebnisse liefern, vor allem ein Wiederaufflammen der einmal erfolgreich behandelten Erkrankung verhindern.
Allerdings wird dieser Fortschritt mitunter teuer erkauft, denn die Aromatasehemmer lösen Knochenschwund, Muskel- und Gelenksschmerzen aus. Etwa 60 Prozent aller Brustkrebsfälle sind Hormonrezeptor positiv.
HER2-neu positive Mammakarzinome
Bei den HER2-neu positiven Mammakarzinomen, bei denen das genannte Krebsgen Wachstumssignale abgibt und so eben das Wachstum stimuliert, kann man heute durch die Gabe eine Antikörpers das Tumorwachstum blockieren.
Antikörper sind Eiweißmoleküle, die vom Immunsystem als Antwort auf eine fremde Substanz, etwa Fremdkörper oder Krankheitserreger (werden Antigene bezeichnet) gebildet werden und diese unschädlich machen können. Die Antikörper, die man neuerdings in der Brustkrebstherapie einsetzt, sind im Reagenzglas hergestellte Antikörper, die an einer ganz bestimmten Stelle des "Antigens" HER2-neu andocken und so verhindern, dass Wachstumssignale abgegeben werden
Etwa 25 Prozent aller Brustkrebsfälle sind HER2-neu positiv.
Auch Männer können an Brustkrebs erkranken
Während bei Frauen mit Übergewicht (aus dem Cholesterin in den Fettgeweben werden mittels des Enzyms Aromatase Geschlechtshormone gebildet, die zu erhöhten Hormonspiegeln und damit zu einem erhöhtem Brustkrebsrisiko führen), übermäßigen Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und einer Hormonersatztherapie über mehr als fünf Jahre das Brustkrebsrisiko steigt, können beim Mann unter anderem Hormonpräparate, die zur Behandlung eines Prostatakarzinoms und Medikamente, die zur Steigerung der Harnausscheidung gegeben werden, das Brustkrebsrisiko erhöhen.
Denn auch Männer können - wenngleich weitaus seltener als Frauen - an Brustkrebs erkranken. In Österreich stellt sich jährlich bei etwa 50 Männern ein meist viel zu lange als harmlos eingestufte Brustdrüsenschwellung als bösartige Zellentartung heraus. Beim Mann wird nach dem gleichen Behandlungsregime vorgegangen wie bei der Frau, nur ist bei Männern nicht seltenen eine aggressivere Therapie erforderlich.
Dass in Österreich in den vergangenen Jahren die Überlebensraten über die Erwartungen hinaus gestiegenen sind, hat nicht nur damit zu tun, dass es heute bessere und gezieltere Therapiemöglichkeit gibt, sondern auch damit, dass ein Großteil der Frauen in speziellen Zentren und dort im Rahmen von Studien behandelt wird, die es ermöglichen, die jeweils beste Therapie für die einzelne Frau auszuwählen.
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