Verblassender Ruhm
Rasende Eifersucht
Dass Eifersucht den Erfindergeist von Komponisten anregte, bewies Händel virtuos in seiner Oper "Hercules": Hoch explosive Arien schmettert die Ehefrau gegen die jüngere Gefangene. Doch am abgehalfterten Helden ist nur noch sie interessiert...
8. April 2017, 21:58
"Hercules" mit Gardiner und Minkowski
Jealousy - wie dramatisch und zerstörend die "Eifersucht sein kann, wie sehr sie die Betroffenen in den Wahnsinn treiben kann. Das wurde kaum je so plastisch geschildert wie in Händels berühmtem Chor "Jealousy! Infernal pest aus dem zweiten Akt seines musikalischen Dramas "Hercules.
Gegensätzliche Interpretationen
Zwei sehr unterschiedliche, aber auf ihre Weise beeindruckende Gesamtaufnahmen dieses "weltlichen Oratoriums sind John Eliot Gardiners Einspielung von 1982, mit dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists und auf der anderen Seite jene mit Marc Minkowski mit den Musicien (und Choeur) du Louvre aus dem Jahr 2002.
Das Audiofile stellt beide Ensembles mit dem Beginn des berühmten Chores "Jealousy einander gegenüber. Er liefert ein Musterbeispiel "sprachrhythmischer Komposition. Händel lässt abwechselnd Chor und Orchester das Wort "Jealousy rhythmisch skandieren. Gardiners Aufnahme verfährt hier - wie in der ganzen Einspielung - sehr präzise, der Monteverdi Choir unglaublich diszipliniert.
Minkowski versus Gardiner
Dramatischer, turbulenter, freier, hier und da aber auch weniger präzise, klingt die neuere Aufnahme mit Marc Minkowski. Im Piano lässt er den Chor mit jenem "Jealousy beginnen, mit überaus prägnanter Artikulation (z.B. kurz abreißendem "...sy zum Schluss), während Gardiner den Monteverdi Choir ebenso laut wie das Orchester singen lässt, etwas weicher artikulierend (langes "...sy am Schluss).
Unterschiedlich auch die Solisten. Mit teilweise hartem, scharfem Ton: Sarah Walker als die von Eifersucht besessene Dejanira in der Aufnahme mit Gardiner - auf der anderen Seite freier deklamierend, mit großer dramatischer Geste: Anne Sophie von Otter in der Interpretation von Mark Minkowski.
Zwei Dirigenten und Aufnahmen aus zwei Generationen aufführungspraktischer Beschäftigung mit Barockmusik - beide unterschiedlich, aber beeindruckend.
CD-Tipps
Georg Friedrich Händel, "Hercules", Les Musicien du Louvre unter Marc Minkowski, DG 01-39168
Georg Friedrich Händel, "Hercules", The English Baroque Soloists unter John Eliot Gardiner, Polydor 01-5717
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