Spekulatives Teufelszeug?

Hedge Fonds

Für Anleger eine Verheißung in Zeiten fallender Börsenkurse. Für Politiker ein neues Schlagwort in der Kapitalismuskritik. Das englische Wort "to hedge" bedeutet "absichern". Sich gegen Preisschwankungen abzusichern ist der Grundgedanke von Hedge Fonds.

Derzeit sind rund 1 Billion Euro in Hedge Fonds veranlagt, doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Nach dem Börsencrash 2001 dienten Hedge Fonds Investoren als Alternative zu Aktien und Anleihen, weil sie auch Geld machen, wenn die Kurse fallen. Das funktioniert über den Leerverkauf.

Ein Beispiel:

Mr. Short erwartet, dass die XY-Aktie fällt. Er besitzt noch keine XY-Aktien, will aber 500 Aktien an der Börse verkaufen. Deshalb leiht er sich die Aktien. Mr. Short verkauft die geliehenen Aktien zu einem Preis von je 20 Euro. Er bekommt 10.000 Euro. Einige Tage später ist die XY-Aktie nur mehr 18 Euro wert. Jetzt kauft er seine 500 Aktien zurück. Er bezahlt 9000 Euro. Dann gibt er die 500 Aktien dem Verleiher zurück. Mr. Short hat dabei einen Gewinn von 1000 Euro erzielt.

Wetten auf die Zukunft

Hedge Fonds nutzen auch das Termingeschäft. Das heißt, sie sichern sich z. B. zu einem fixen Termin den Preis für einen Rohstoff. Auch Unternehmen "sichern" sich Preise. Eine Airline etwa schließt im März einen Kaufvertrag ab und sagt: Ich kaufe im September 100.000 Tonnen Kerosin zu einem Preis von 500 Dollar die Tonne. Wenn der Preis im September über dieser Marke liegt, hat die Airline einen Gewinn gemacht, wenn er darunter liegt, hat sie zu teuer gekauft.

Hedge Fonds-Manager wetten auf einen Preis in der Zukunft. Sie nehmen oft Kredite auf, um größere Wetteinsätze zu machen. Das macht sie so riskant und verführerisch zugleich: Haben die Investoren richtig gewettet, potenziert sich der Gewinn. Manche Hedge Fonds haben mehr als 50 Prozent Rendite pro Jahr gemacht. Haben sie falsch gewettet, verlieren sie aber auch schnell viel Geld.

Verschiedene Strategien

Hedge Fonds investieren in Aktien, Anleihen, Währungen, Zinsen oder Rohstoffe. Weltweit gibt es etwa 9000 Fonds. Sie verfolgen unterschiedliche Strategien. Die drei wichtigsten sind:

Erstens auf Zins- oder Währungsentwicklungen zu setzen, die durch die Konjunktur oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Zweitens wird auf Entwicklungen in Unternehmen spekuliert, also auf Fusionen, Verkäufe oder Konkurse. Drittens verdienen Hedge Fonds damit, dass sie Kursunterschiede zwischen ähnlichen Wertpapieren ausnutzen.

Neu für Privatanleger

Früher haben nur professionelle Investoren in Hedge Fonds investiert, jetzt werden auch Privatanleger angesprochen. Das Verkaufsargument: Hedge Fonds reduzieren das Risiko im Portfolio, weil sie zu einem anderen Zeitpunkt Gewinne machen als Aktien oder Anleihen, nämlich dann, wenn Aktien oder Anleihen fallen, erklärt Christoph Kampitsch von der Erste Bank.

In Österreich kann man Einzel-Hedge-Fonds oder Dach-Hedge-Fonds kaufen. Weil Hedge Fonds so komplex sind, sind sie nicht geeignet für unerfahrene Anleger oder Anleger, die es sich nicht leisten können, auch etwas zu verlieren, warnt Wilhelm Rasinger vom Interessensverband für Anleger.

Zuletzt haben sich Hedge Fonds schlecht entwickelt. In Österreich erhältliche Dach-Hedge-Fonds versprechen Renditen zwischen acht und zwölf Prozent pro Jahr. Seit Oktober beträgt ihre durchschnittliche Performance nur 1,8 Prozent, sagt Christian Schreckeis, Analyst bei e-fundresearch.com.

Hedge Fonds mildern Krisen

Bei aller Vorsicht, die für den Privatanleger geboten ist, haben Hedge Fonds eine wichtige Aufgabe im Finanzmarkt. Sie machen den Markt effizienter, das heißt, sie gleichen Kursschwankungen aus und beschleunigen Reformprozesse, erklärt Kampitsch. Krisen wie die Internetblase 2001 würden an der Börse deshalb schwächer ausfallen, als ohne Hedge Fonds.

Links
Key Compare - Hedge-Fonds-Lexikon
DeiFin - Informationen über Hedge Fonds und Termingeschäfte
Erste Sparinvest - Kapitalanlagen
Volksbanken AG - Treasury
Interessenverband für Anleger
e-fundresearch.com
Finanz-Informationsdienst