Hans Lebert, ein Kämpfer gegen den NS-Mythos

Ein Großer der österreichischen Nachkriegsliteratur

Erste Bekanntheit als Autor erreichte er 1960 mit seinem Roman "Die Wolfshaut": Hans Lebert (1919-1993). Und seit seiner Wiederentdeckung Anfang der 1990er Jahre zählt der Kämpfer gegen den NS-Mythos zum Kanon der österreichischen Nachkriegsliteratur.

Seit seiner Wiederentdeckung Anfang der 1990er Jahre gehört der Wiener Schriftsteller Hans Lebert (1919-1993) zum Kanon der österreichischen Nachkriegsliteratur. 1991 wurde sein rund 20 Jahre alter antifaschistischer Roman "Die Wolfshaut" wieder aufgelegt - und sorgte für Aufsehen. Anlässlich seines zehnten Todestages veranstaltete die "Österreichische Gesellschaft für Literatur" (ÖGL) im Oktober 2003 ein Symposium, das u. a. aus einer Exkursion bestand, die zu den Schauplätzen der Literatur Leberts in die Weststeiermark führte.

Zwischen 1938 und 1950 war Hans Lebert, ein Neffe Alban Bergs, als Wagner-Sänger auf in- und ausländischen Bühnen aufgetreten. Als Autor erreichte er erste Bekanntheit mit dem von der Kritik begeistert aufgenommenen Roman "Die Wolfshaut" (1960). Darin beschrieb Lebert das Dorf Schweigen, wo in den letzten Kriegstagen eine Gruppe von Fremdarbeitern hingemetzelt worden war. Erst die Entschlossenheit eines Heimkehrers deckte das Verbrechen auf, das die ländliche Gemeinschaft gerne vergessen hätte.

Kritik an NS-Mythos

1971 folgte sein zweites viel beachtetes Werk "Der Feuerkreis". Mit diesem Roman wollte Lebert den nationalsozialistischen Mythos von innen her kritisieren, wurde jedoch missverstanden und sogar für einen Nazi gehalten. Danach schrieb er nichts mehr.

1992 erhielt er den "Grillparzer-Preis" in Anerkennung seiner meisterhaften Darstellung und Verarbeitung der österreichischen Nachkriegszeit in seinen Romanen und Erzählungen. Und warf in seiner Dankesrede der Hamburger Stiftung V.H.S. die einstige Propagierung großdeutscher Literatur vor.

Ausbildung als Sänger

Hans Lebert wurde am 9. Jänner 1919 als Sohn eines Fabrikanten in Wien geboren. Nach einem Gesangsstudium hatte er zahlreiche Engagements als Wagner-Sänger. Den Einberufungsbefehl zur Deutschen Wehrmacht schickte er ungeöffnet zurück. Bei der darauf folgenden Gerichtsverhandlung stellte er sich verrückt und wurde für schizophren erklärt.

Die letzten Kriegsjahre verbrachte Lebert, engagiert im österreichischen Widerstand, auf der steirischen Koralpe, wo auch seine Erzählung "Das Schiff im Gebirge" (1955) spielt. Seit 1956 lebte er zurückgezogen in Baden bei Wien. Nach einer langjährigen Krankheit und einem langen Krankenhausaufenthalt starb Hans Lebert, der auch Präsident des NÖ Pen-Clubs war, am .20. August 1993 im Alter von 74 Jahren.

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Links
aeiou - Hans Lebert
Akademie der bildenden Künste Wien - Florian Braitenthaller über den österreichischen Autor Hans Lebert
Lieraturhaus Wien - Gerhard Fuchs - Günther A. Höfler (Hg.): Hans Lebert, Droschl Verlag