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Christoph a. Kumpusch, Architekt

Architektur, was sonst: Das stand für Christoph a. Kumpusch, Jahrgang 1979, schon immer fest. Große Lorbeeren errang das Nachwuchs-Talent mit umfangreicher Auslandserfahrung, das bei Star-Architekt Wolf D. Prix an der Angewandten studiert, in den USA.

"Ich war 15 oder 16 und habe in Nu Pora in Argentinien, wo wir an einem Sozialprojekt für eine Indio-Gruppe, für die Community Centers geschaffen wurden, gearbeitet. Zwar haben wir dort wirklich gebaut, aber keine Ahnung von Architektur gehabt. Bevor ich dann nach Argentinien und Brasilien ging, war ich in einem Architekturbüro tätig. Damals fiel mir ein Katalog mit der Abbildung des Dachausbaus von 'Coop Himmelb(l)au' in der Wiener Falkestraße am Cover, in die Hände. Und ich dachte: Wahnsinn - Architektur. Von da an war alles quite clear. Natürlich wusste ich, dass Wolf D. Prix an der Angewandten lehrt", erinnert sich Christoph a. Kumpusch, Jahrgang 1979, an sein Schlüsselerlebnis.

Seit 1999 studierte der erfolgreiche Nachwuchs-Architekt an der "besten Architekturschule Europas", so Kumpusch, beim Mitbegründer des international erfolgreichen Wiener Architekturbüros "Coop Himmelb(l)au". Im Sommersemester 2006 hat er mit dem Diplom abgeschlossen.

Was ihn an der Arbeit von Prix so fasziniert? "Konsequenz. Ich gehe heute noch auf dem Weg zur Angewandten durch die Falkestraße. Genauso ist es für mich mit Grand Central und der Highline in New York. Da gibt es viele Beispiele. Das sind Icons, die mehr als nur Symbole sind - sie machen eine Stadt aus."

Architektur - (s)ein Leben

"Architektur ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern etwas, das man ernst nimmt. Es ist auch kein Beruf - sondern das Leben. Man entscheidet sich dafür, oder eben nicht. Wenn nicht, dann ist es besser Gärtner zu werden - in Los Angeles zum Beispiel - schönes Wetter, schöne Menschen, Cabrios - entgegen introvertierter Mittelmäßigkeit", so das kategorische Credo des Jungarchitekten.

"Für mich ist Architektur die Beschäftigung mit Systemen. Also Dinge, die man verändern oder mit denen man arbeiten möchte. Bauen ist die Überprüfung von Ideen, Architektur ist aber nicht nur Gebautes. Gebautes ist aber die Überprüfung von Architektur."

Studium an der "Cooper Union" in N.Y.

Nach zwei einhalb Jahren an der Angewandten bewarb sich Kumpusch an den drei Ivy-League-Schulen in den USA: Princeton, "Cooper Union" und der "Yale University". Schließlich entschied er sich für die New Yorker "Cooper Union" - nicht zuletzt wegen des bedeutenden Architekturtheoretikers Anthony Vidler. Dort hat er an der "Irwin S. Chanin School of Architecture" das Studium mit einer Thesis über die New Yorker "Highline", eine stillgelegte Bahnlinie, bereits vor rund ein einhalb Jahren "summa cum laude" beendet. Kumpuschs Thesis: "Architecture - an Alien Automaton".

"Man beschäftigt sich ein Jahr mit einem Projekt. Die Amerikaner nennen das Thesis. Es wird eine These aufgestellt, die dann in einem konkreten Projekt überprüft wird. Ich wählte damals die Highline im Meat Packing District in Manhattan als site", erläutert der engagierte Jungarchitekt, der inzwischen N.Y., L.A. und Hongkong so gut kennt wie Wien.

Ein urösterreichisches Thema

"Architektur muss einen Unterschied machen. Mit Zweckerfüllung hat das nichts zu tun. Und anfänglich ist ja alles fremd. Gut so. Das ist doch geradezu ein österreichisches Thema", erläutert Kumpusch seine These.

Renommierte Preise für "High Line"-Projekt

Und durch diesen Zufall sollte in der Folge für Christoph a. Kumpusch ein wahrer Preis-Regen einsetzen:

"Zur gleichen Zeit wurde damals ein internationaler Wettbewerb für die Neunutzung der Highline von u.a. der 'Architectual League New York' ausgeschrieben, an dem zahlreiche renommierte Architekturbüros teilnahmen. Durch mein Thesis-Projekt hatte ich schon einen Vorsprung." Und Kumpusch, inzwischen mehrfach ausgezeichnet, gewann u.a. den US-Ingenieur-Preis und den "Achievement Award for Architecture".

MAK-Schindler-Stipendium in L.A.

Anschließend an sein Studium an der "Cooper Unon" bekam Kumpusch das MAK-Schindler-Stipendium für Los Angeles. In dieser wichtigen Zeit war das MAK-Center seine Home Base mit besonderer Bedeutung - nicht zuletzt durch jene Gruppe, die damals in L. A. wirkte:

"Dazu zählten u.a. Corinne Rusch, später Marlene Haring, die Filmemacherin Aradhana Seth, der Kulturtheoretiker Mark Favis, Kimberli Meyer, die nun Direktorin des MAK-LA ist. Eva Schlegel war dort, Charly Prucha arbeitete im 'Getty'. Und MAK-Chef Peter Noever hat alle Projekte intensiv verfolgt. Projekte wie 'Schindlers Paradise' entstanden. L.A. hat sich damals nicht in Wolfgang Pucks 'Spago' getroffen - sondern im MAK-Center. Diese Zeit in meinem Leben möchte ich nie missen", erinnert sich Kumpusch begeistert.

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Bedeutende Key figures

Was ihn besonders beeindruckt und geprägt hat bei seinem US-Aufenthalt, fasst Kumpusch folgendermaßen zusammen: "Dichte, Urbanismus, Unterschiedlichkeit, Geschlossen- und Offenheit. Diese Dinge passieren nun auch bei uns an der Angewandten. Es ist mir ganz wichtig festzuhalten, dass es immer keys gibt. Key figures sind eben Wolf D. Prix, Anthony Vidler, Lebbeus Woods - und zwar nicht nur deshalb, weil sie Architekten sind."

MAK-Ausstellung "System Wien"

Eines jener Projekte, an denen Christoph a. Kumpusch damals gemeinsam mit Lebbeus Woods arbeitete, war die MAK-Ausstellung "System Wien. The Future of a City", bei der verschiedene Interventionen im urbanen Raum stattfanden.

"Es ging um die Organisation von Energie in einer Stadt", so der vielbeschäftigte Architekt zu der Schau, die am 28. Juni 2005 in Wien eröffnet wurde.

Mehr als nur auf einem Level

Für Christoph a. Kumpusch, der Mitglied zahlreicher Organisationen wie u. a. der "Architectural League New York", von Stadtbau-Planungsgruppen in China sowie dem Cultural-Study-Programm in Oxford ist, hat internationaler Austausch höchsten Stellenwert:

"Was mich, abgesehen von der Ausbildung, in den USA am meisten geprägt hat, war das gegenseitige Interesse der Künstler untereinander. Wenn ich Freunde und Kollegen in den Staaten zu einem Dinner treffe, reden wir die ersten drei Stunden über unsere Ideen. Man ist am Feedback interessiert. Denn es ist nie genug, auf nur einem Level zu denken. Nochmals: Ich halte absolut nichts von Einzelkämpfertum."